Die Zuger Singlüüt begeistern an gleich zwei Orten

Musik

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Anderer Aufführungsort, anderes Programm, andere Besetzung: Die Zuger Singlüüt unter der Leitung von Thomas Huwyler sind in Baar und in Cham aufgetreten.

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Baar – Was der nimmermüde Dirigent Thomas Huwyler in den letzten Jahren an Programmen entwickelte, ist beim Publikum immer sehr gut angekommen. Im fast vollbesetzten Kirchenraum St. Martin Baar brachte der etwas über 50 Mitwirkende zählende Chor Zuger Singlüüt italienische Barockmusik. Diese wurde vom Ensemble «Il suono d’oro» so wie von den Solisten Carmela Konrad, Sopran, Ulrike Andersen, Mezzosopran, und Werner Huwyler, Sopran- und Altblockflöte, wirkungsvoll ergänzt.

Wer Lust zum regelmässigen Singen verspürt, ist bei den ­Zuger Singlüüt herzlich einge­laden, unabhängig von Vor­bildung und Stimmlage. So ­entstand gerade für das abgeschlossene Projekt ein Klangkörper mit starker zahlenmässiger Dominanz des Soprans. Es verdient hohe Anerkennung, wie es Thomas Huwyler bei jedem Projekt gelingt, unter den verschiedensten Bedingungen jedes Mal einen für die Zuhörer homogen wirkenden Gesamtklang zu schaffen.

Im Zentrum stand das Schaffen von Antonio Vivaldi (1678–1741); daneben erklangen Werke von Arcangelo Corelli (1653–1713, «Sonata Opus 5»), Domenico Sacrlatti (1685–1717, Psalm 121) so wie ein Concerto des heute weitgehend vergessenen Francesco Mancini (1672–1731). Durchwegs sang der Chor in lateinischer Kirchensprache, mit fein vorbereiteter Diktion und angemessener Verständlichkeit der dem Publikum oft bekannten Texte.

Die Streicher musizierten in historischer Spieltechnik, ohne Feinstimmer, was mehrere längere Pausen zum Nachstimmen erforderte. Alle gesungenen Teile wurden zumindest von einem stark besetzten Continuo begleitet. Mit nie nachlassender Konzentration standen damit Alexandra Iten Bürgi, Barockcello, Lucila Barragán, Kontrabass, Juan Sebastián Lima , Theorbe, und Daniel Rüegg, Orgelpositiv, praktisch ununterbrochen im Einsatz. Ein grosser Unterschied des Barock zu den späteren Stilepochen: Die Ausgestaltung der Komposition richtete sich damals ganz überwiegend nach ihrem Verwendungszweck und den vermuteten Wünschen des meist adligen oder geistlichen Auftraggebers, nicht nach den persönlichen Empfindungen des Komponisten im Moment der musikalischen Erfindung und Niederschrift.

Unterschiedliche Hintergründe

Entsprechend wenig interessierten biografische Details, und wir können aus den spärlichen Zeit-Zeugnissen nur ahnen, dass Corelli ein insgesamt glückliches Leben unter gesellschaftlicher Anerkennung führte, während Vivaldi und Domenico Scarlatti viel mehr persönliche Schicksalsschläge und Auseinandersetzungen mit ihrem Umfeld verkraften mussten.

Stilistische Unterschiede waren natürlich trotzdem zu hören, etwa bei der zweimaligen Vertonung des Psalms 121 gleich nacheinander: Vivaldi machte daraus einen Strophen-artig aufgebauten schlichten vierstimmigen Chorsatz, während Scarlattti gleich mit einem engen Wechsel zwischen Chor und Solostimmen begann. Später beeindruckte im gleichen Werk die lange voll dem Chor überlassene Fuge. Wer je so etwas mit Laien einstudiert hat, weiss, wie viel Arbeit dahintersteckt.

Bei verschiedenen Einsätzen imponierte Carmela Konrad durch prägnante Spitzentöne, während der warm timbrierte Mezzosopran von Ulrike Andersen bei der Arie «Vedro con mio diletto» am besten zur Geltung kam. Werner Huwyler fand sowohl mit der Altblockflöte (Mancini) als auch mit dem Sopran-Instrument – gemeinsam mit der Konzertmeisterin Myrtha Albrecht – ein überzeugendes klangliches Gleichgewicht zum Gesamt-Klangkörper. Das Magnificat RV 610 von Vivaldi bildete einen würdigen Abschluss, dem nichts mehr als Zugabe beizufügen war. (Text von Jürg Röthlisberger)