«Schultheater fördert Kompetenzen»
Theater & Tanz, Vermittlung
Die Schwyzer Fachstelle Theaterpädagogik dehnt ihre Schultheatertage aus. Nun ist auch der Kanton Zug dabei.
Zug – Zwei Häuser und drei Sträucher aus Pappmaschee stehen als Kulisse auf der Bühne des Burgbachkellers; dazwischen ein frisch geschnittenes Fichtenstämmlein. Ein Publikum aus Erst- bis Sechstklässlern füllt den Zuschauerraum mit Jubel und Trubel und freudiger Aufregung.
Dann springen Annette Windlin, Matteo Schenardi und Simona Betschart von der Fachstelle Theaterpädagogik der Pädagogischen Hochschule (PH) Schwyz auf die Bretter, und es wird still im Saal. Animiert von diesem Trio, machen die 7- bis 12-Jährigen ein Aufwärm- und Aufmerksamkeitsspiel, an dem Körper und Kopf beteiligt sind. Danach startet der Countdown für die Aufführung des selbst erarbeiteten Stücks der 6. Klasse c der Schule Hofmatt 4, Oberägeri: «Zehn, neun, acht ... los!»
24 Klassen nahmen insgesamt teil
Die Wilhelm-Tell-Sage steht im Zentrum. Einerseits stellen die Jugendlichen die Geschichte des Armbrustschützen und seines Sohnes Walter dar – samt Stauffacher und Stauffacherin, Rütlischwur und Auflehnung gegen Gesslers Hut. Dazwischen schieben sie jedoch parallele Szenen aus ihrem eigenen Alltag: Eine Bande von «Rockern» mobbt ihre Umgebung und stellt ihr Unwesen erst ein, als alle zusammenstehen und sich wehren.
Die von 23 Spielenden aneinandergereihten Kurzszenen werden von zwei Erzählerinnen kommentiert; die Bühnenumbauten geschehen rasch und unter Off-Geräuschen. Schliesslich kommen die bekannten Sätze: «Zämme simmer stark! Eher sterben als Knechtschaft!» Der Apfelschuss fällt, und im Saal wird gepfiffen, gejohlt und geklatscht. An diesem Tag treten drei Schulklassen aus dem Kanton Zug im Rahmen der von der PH Schwyz initiierten 3. Schultheatertage auf. Das übergeordnete Thema lautet: «Tell spielen: Heldin oder Held sein?» Insgesamt 24 Klassen aus den Kantonen Schwyz, Uri, Glarus und Zug haben die Herausforderung angenommen, zusammen mit ihren Lehrpersonen und begleitet von Theaterpädagoginnen ein eigenes Stück zu entwickeln.
Aufführen durften sie ihre Bühnenwerke an der PH in Goldau oder an den Satellitenaustragungsorten Altdorf, Glarus und Zug. Am 5. Juni fand der Höhepunkt statt – mit einer öffentlichen Aufführung aller Stücke in Altdorf, im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Jubiläum der Tellspielgesellschaft.
Das theaterpädagogische Projekt der PH Schwyz begann vor wenigen Jahren und nimmt nun zeitlich und räumlich grössere Dimensionen an – jährlich und in weiteren Kantonen. Lehrperson Sabine Birrer, deren 1. Primarklasse (Pavillon Lüssi, Zug) am Vormittag ihr Stück vorgeführt hat, sagt dazu: «Rückblickend war das Projekt der Hammer! Die Erstklässler entwickelten wichtige überschulische Kompetenzen wie Zusammenhalt, Kreativität, Verlässlichkeit, Auftrittskompetenz. Es war nicht immer einfach, wir haben gekämpft und gelitten, aber es schliesslich geschafft. An der Hauptprobe hat alles geklappt, die Eltern waren begeistert, und ich hatte Tränen in den Augen. Dies war das spannendste Projekt des Schuljahres.»
«Rettet den Ägerisee»
Am Ende des Zuger Schultheatertages geht ein Highlight über die Bühne: «Rettet den Ägerisee – ein Spiel über ein wichtiges Stück Heimat» der 6. Klasse b aus Oberägeri. Komödiantische Sprachspiele, symbolisch eingesetzte Requisiten, Chorisches, Integration von Gesang und Musik gestalten ein Stück, das – so eine Schülerin im Publikum – nie langweilig wird. In der anschliessenden Diskussion thematisiert der junge Darsteller eines TV-Moderators die Aufspaltung des Bühnen-Ichs in Darsteller und Rolle. Mindestens drei Lernende wollen Schauspieler werden.
Für das nächste Schuljahr sind die Schultheatertage bereits in der Anlaufphase. Unter dem Motto «Dazwischen» können Klassen vom Kindergarten bis zur 9. Klasse mitmachen. Infos und Anmeldungen online unter phsz.ch. (Text von Dorotea Bitterli)