Sie pflegen alpenländisches Brauchtum

Brauchtum & Geschichte, Musik

,

Die Mitglieder des 1928 gegründeten Zuger Jodeldoppelquartetts singen, jodeln und juchzen seit Jahr und Tag. Zu ihrem Jahreskonzert 2024 haben sie mit den «Jungjutzern am Mythen» aus Schwyz Nachwuchs eingeladen.

  • Das Jodlerdoppelquartett Zug bei seinem Auftritt im Burgbachsaal. Bild: Maria Schmid (Zug, 16. 6. 2024)
    Das Jodlerdoppelquartett Zug bei seinem Auftritt im Burgbachsaal. Bild: Maria Schmid (Zug, 16. 6. 2024)

Zug – Auf der Bühne des Burgbachsaals stehen über ein Dutzend Männer und Frauen in Zuger Trachten, die Hände in den Hosentaschen oder unter der Schürze. Ihre Dirigentin, die junge Profisängerin Norma Widmer aus Ebikon – sie trägt Luzerner Tracht –, stimmt mit einer Mundharmonika den Ton an, dann tritt sie zurück und singt mit. Ihre glockenhelle Sopranstimme jubiliert mal piano, mal forte über den Tenören und Bässen des Jodlerdoppelquartetts Zug: Sie ist dessen 1. Jodlerin.

Der Saal ist gefüllt mit Menschen, die an langen Tischen die Festwirtschaft genossen haben. Über zwei Stunden lauschen sie nun Liedern, die nicht nur nostalgisch sind, sondern auch heutige Gefühle besingen: Humor und Wein am «Jodlertisch» (F. Kaufmann), besinnliche «Aabästärn»-Stimmung (A. von Moos) nach Son­nenunter­gang, die Erleichterung, wenn man «S’isch Wochenändi» (R. Renggli) sagen kann, oder die lebenslange Liebe mit «Ä liebe Mänsch» (F. und E. Wallimann).

Aus den Reihen des JDQ lösen sich zweimal kleinere Formationen. Die beiden 2. Jod­lerinnen Gaby Ulrich und Pia Hagmann bilden ein Duett und be­singen mit warmen Stimmen «Mis chline Veieli» (A. Stähli). Im zweiten Teil juchzen sie zusammen mit Othmar Lütolf und Vereinspräsident Ruedi Mächler den «Stuckli Jutz» (B. Betschart).

Jodel ist textloses Singen zwischen Falsett- und Bruststimme auf nicht sinngebundenen Silben: Jo-hol-di-o-u-ri-a. Und der Juuz ist ein Viehlock- und Signalruf. Beides ist am Konzert zu hören, oft als Refrain eines Liedtextes.

Ein gesamtschweizerisches Phänomen

Jodel feiert die reine Stimme – das Ausbrechen in Klang aus innerer Notwendigkeit. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erfreut sich – gemäss «Historischem Lexikon der Schweiz» – das Jodellied ungeahnter Popularität. Mit 780 Jodlergruppen und über 24 000 Mitgliedern seien die Jodelverbände ein gesamtschweizerisches Phänomen.

Das Jodlerdoppelquartett (JDQ) Zug ist eine dieser Gruppen und besteht seit bald 100 Jahren. Die vorwiegend älteren Mitglieder proben jeden Mittwoch. Ihr Liederrepertoire ist riesig. Und sie treten rege auf: zur Unterhaltung in Restaurants, Altersheimen oder an Jodlerfesten, zur Erbauung in Kirchen und bei Gottesdiensten.

Jahreskonzert erstmals an einem Sonntagnachmittag

Das Jahreskonzert im Burgbachsaal bildet den Höhepunkt. Heuer findet es zum ersten Mal am Sonntagnachmittag statt. Ohne Eintritt, mit Kollekte und grosser Ver­losung. Während und nach dem Konzert ist das Akkordeon-Duo Cécile und Mirjam Thalmann aus Schüpfheim für Unterhaltung und Tanz­begleitung besorgt: Das Familientrio mit Karin Thalmann am E-Piano begeistert ebenso mit Können und guter Stimmung.

Der Nachwuchs präsentiert sich

Als besondere Gäste treten die «Jungjutzer am Mythen» auf, und damit ist die Bühne frei für den jugendlichen Nachwuchs. Etwa zwei Dutzend kleinere und grössere Sängerinnen und Sänger im weissen Kapuzen-Hirtenhemd begeistern das Publikum mit witzigen Texten wie «De Hitzgi» (Miss Helvetia) oder dem traditionellen «I bi zur Mueter gange», aber auch smit dem «Jungjutzerlied» und einem Ybriger Naturjutz (Text L. Siegwart, Musik D. Häusler).

Auf der Bühne sticht eine Frauentracht besonders ins Auge: die Zuger Festtagstracht der JDQ-Vizepräsidentin Berthe Berger. Aus feinster farbiger Seide, mit aufwändigen Stickereien, Posamenten, Broschen und Kettchen geschmückt. «Ich habe sie mir angeschafft, weil es wichtig ist, diese Tradition zu pflegen», sagt sie. Sie trägt das kostbare Kleid mit Stolz und Würde: «Ich bin ursprünglich eine Berner Bauerntochter.» Und sehr ernst fasst sie zusammen: «Dass diese Bräuche vergessen gehen, haben unsere Grosseltern nicht verdient.» (Text von Dorotea Bitterli)

 

Hinweis

Weiterführende Informationen zum Jodlerdoppelquartett Zug und seinen Veranstaltungen: www.jdqzug.ch.