Ein Plädoyer für das freie Denken

Kunst & Baukultur

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«Here and Now» – mit einer umfangreichen Werkschau zeigen sechs Künstlerinnen und Künstler in Zug ihre aktuellen Positionen zur Gegenwart.

Zug – In der Shedhalle an der Zuger Hofstrasse sind die Werke der Künstlergruppe übersichtlich verteilt: Es sind persönliche Statements zum Geschehen im Umfeld und in der Welt. Die Gruppe will sensibilisieren und zum Nachdenken anregen. Die Exponate sind so divers wie die sechs Kunstschaffenden, die alle über einen Bezug zum Kanton Zug verfügen: Antonia Bisig, Patricia Jacomella Bonola, Jonas Burkhalter, Sara Liz Marty, Matthias Moos und Sladjan Nedeljkovic.

Gemeinsam mit ihnen hat der Luzerner Kurator Michael Sutter das thematische Konzept erarbeitet und die Werke ausgewählt. Er betont: «Das Projekt ist somit nicht nur eine Plattform für künstlerische Werke, sondern auch ein leidenschaftliches Plädoyer für die Bedeutung des künstlerischen Schaffens und die Notwendigkeit des freien Denkens in der heutigen Zeit.»

Symbole und Metaphern

Mit aufgegleist wurde die am Freitag eröffnete Ausstellung von der in Berlin lebenden Antonia Bisig. Sie zeigt in der Shedhalle die eindrückliche Bodeninstallation «32 Zoll_Nachdenken_Über den Krieg_In Syrien_Die eigene Grausamkeit». Als sie in Berlin mit traumatisierten Geflüchteten aus Syrien arbeitete, hörte sie von vielen Gräueln, von Folter und der gefährlichen Flucht über das Meer: «Das hat mich traurig gemacht, ich hatte das Gefühl, dass niemand hilft.» Diese Gefühle hat sie künstlerisch verarbeitet.

Die Installation «Turning Point» stammt von Patricia Jacomella Bonola. In stundenlanger Arbeit hat sie bei Herrenhemden die Schussfäden entfernt, sodass nur noch die Konturen mit den Kettenfäden vorhanden sind. Die Restfäden liegen auf einem Haufen. «Wer will, kann sie wieder einfädeln, dann entsteht ein neues soziokulturelles Gewebe. Das Hemd war früher ein Symbol für Macht. Man denke an die schwarzen Hemden der Faschisten oder die weissen der Manager. Die Kettenfäden stehen bei mir für die Umwelt. Und ich frage: Wie kann man etwas rekonstruieren, was zerstört wurde, um die natürlichen Ressourcen zu reparieren?» Daneben weisen die Installationen «Liquid Gold» auf die bedrohten Bienen und «Le Dejeuner sur l’herbe» auf vom Aussterben bedrohte Blumen hin.

Sladjan Nedeljkovic, der von Serbien 1982 in den Kanton Zug gekommen ist und heute in Berlin lebt, befasst sich in Videos und Bildern mit dem Nachrichtenstrom. In der Serie «o.T. (Covering)» hat er den Text von Zeitungsseiten mit Silberfarbe überzogen, sodass nur die Bilder sichtbar bleiben. Doch was erzählen die Bilder, wenn die Informationen fehlen?

Die Designerin Sara Liz Marty hat ihr Projekt «Forget Me Not», in dem sie die Demenz der Mutter und deren schwindende Identität thematisiert, weiterentwickelt. Die Konturen von Mutter und Tochter sind auf den Stickereien noch schwach erkennbar, dies visualisieren die wenigen Fäden, und sie erläutert: «Die hängenden Fäden und die bräunlichen Farbtöne symbolisieren meine Trauer über das langsame Verlieren der Mutter.»

Im separaten, hinteren Ausstellungsraum ist von Matthias Moos die audiovisuelle Installation «Meditations», die Sequenzen des aktuellen Weltgeschehens von verschiedenen News-Sendern aus der ganzen Welt präsentiert. Die Ausschnitte laufen unscharf und verlangsamt ab, zirka auf die Länge eines Popsongs gestreckt, was einen neuen Soundtrack generiert.

Wie Kurator Michael Sutter erläutert, stammen von Jonas Burkhalter der Pigmentprint «Sky» und der 3D-Print «Chronology (Bottle Green)»: «Durch seine Herangehensweise gelingt es ihm, komplexe Systeme zu schaffen, die gleichzeitig faszinierend und zugänglich sind und die es dem Betrachter ermöglichen, die Schönheit und Raffinesse zu erkennen und zu schätzen.»

Hinweis

«Here and Now», bis 16. März in der Shedhalle Zug, Hofstrasse 15: Di–Fr, 14–18 Uhr, Sa–So, 11–18 Uhr. Details: www.shedhallezug.ch.


(Text: Monika Wegmann)