Eine Messe mit viel Charme und Spirit
Brauchtum & Geschichte
Vorhang auf für die 42. Zuger Messe. Diese bietet so viele Sonderschauen wie noch nie, sie führt in die Tiefe und lässt tief blicken - und präsentiert sich sogar bibelfest.
Zug – Ganz plötzlich standen sie gestern auf der Bühne in ihren hellgrünen Trikots, flott sahen sie aus, und flott waren sie auch gefahren: Die jungen Waadtländer, die sich fünf Tage zuvor in Lausanne aufs Velo gesetzt und in Richtung Zug auf den Weg gemacht hatten. Nun rauben sie für ein paar Momente dem Verwaltungsratspräsidenten der Zuger Messe, Paul Twerenbold, die Show. Vor allem mit dem Satz, dass die räumliche Distanz zwischen Lausanne und Zug gleich bleibe, dass man sich künftig aber im Herzen näher sein werde.
Das Waadtland ist der Gastkanton der 42. Zuger Messe. Einer Messe, die von Fabienne Bamert erstmals in Hochdeutsch eröffnet wird - den Gästen aus dem Welschland zuliebe. Und die, so Bamert, bei ihrer Eröffnung von einer «der besten Brass Bands der Schweiz» bespielt wird - die Gäste aus dem Welschland haben das Ensemble de Cuivres Mélodia mitgebracht.
Neuer Geschäftsleiter
Über 430 Aussteller machen die diesjährige Messe aus. Und wie Paul Twerenbold stolz verkündet, habe es auch noch nie so viele Sonderausstellungen gegeben wie in diesem Jahr. Da hat er wohl Recht: Der Zuger Bauernverband macht auf das Problem Littering in der Landwirtschaft aufmerksam, die Zuger Polizei macht die Verkehrssicherheit erlebbar, der Kanton Zug präsentiert sich im interaktiven Filmpanorama, es wird der Sonnenenergie und der Ernährung auf den Grund gegangen, der Ästhetik des Wohnens und der Möglichkeit der Entsorgung radioaktiver Abfälle.
Ehrengemeinde der diesjährigen Messe ist die reformierte Kirche des Kantons Zug, die am Mittwoch anlässlich ihres 150-Jahr-Jubiläums unter anderem Bibellesungen abhalten wird. «Die Bibel ist und bleibt das Herzstück der reformierten Kirche», sagt deren Zuger Präsidentin Monika Hirt bei der Eröffnungsfeier. Gespannt sein darf man darauf, welche Bibelstellen sich der Zuger Stadtpräsident Dolfi Müller zum Vorlesen ausgesucht hat.
Und natürlich präsentiert sich das Waadtland auf der Messe, der grösste und bevölkerungsreichste Kanton der französischsprachigen Schweiz. Dessen Vorsteher für Volkswirtschaft und Sport, Philippe Leuba, zählt die Gegensätzlichkeiten der zwei Kantone, aber auch ihre Ähnlichkeiten auf. In kreisrunder Anordnung hinter ihm zehn symbolische Vertreter des Waadtlands: in Tracht, in Berufskleidung, in sportlichem Dress. Eine lässige und herzliche Geste ist es, als Leubas zwei Kinder zwei Flaschen Wein überreichen: an Verwaltungsratspräsident Twerenbold und an Landammann Beat Villiger. Kurz darauf stellt sich der neue Geschäftsleiter der Zuger Messe vor: Peter Binggeli. Das letzte halbe Jahr sei aufregend gewesen, der Aufbau dieses kleinen Dorfs für 80 000 Besucher innerhalb von vier Wochen eine Herausforderung.
Zeichen der Freundschaft
Regierungsrat Peter Hegglin zeigt sich findig im Vergleich der beiden Kantone Waadt und Zug: «Euer Wein hat Unesco-Würden. In Zug sind es nur die Pfahlbauten, die es zu solchen Würden gebracht haben.» Was den beiden Kantonen in Zukunft gemeinsam sein wird, ist eine Eiche, die im Siehbach-Park gepflanzt wurde - als Zeichen der Freundschaft. Bei dieser Gelegenheiwünscht sich Philippe Leuba, dass viele Zuger einmal in seinen Kanton reisen werden, um ihn noch genauer zu entdecken. An der Zuger Messe entdecken währenddessen die Gäste aus dem Waadtland den kleinen Kanton Zug. Mal fahren sie in die Tiefe - im Time Ride der Nagra. Mal blicken sie tief - am Stand für psychische Gesundheit. Und mal gibts eine süsse Marzipankarotte als Präsent zwischendurch - dieses Mal von der katholischen Kirche. (Susanne Holz)
HinweisDie Zuger Messe dauert bis zum kommenden Sonntag. Öffnungszeiten heute Sonntag 10.30-20 Uhr, Montag bis Freitag 14-22 Uhr, am Samstag 10.30-22 Uhr, am Schlusstag 10.30-18 Uhr.