Wie kam das Dromedar in des Zugers Garten?

Literatur & Gesellschaft

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Das ungewöhnliche Haustier eines Zugers spielt die Hauptrolle in dessen neuem Kinderbuch.

  • Plötzlich war da ein Dromedar – und sorgt für Fragen über Fragen. Bild: Regina Jäger
    Plötzlich war da ein Dromedar – und sorgt für Fragen über Fragen. Bild: Regina Jäger

Zug – Vor etwas mehr als zwei Jahren ist Severin Hofer aufs Dromedar gekommen – im wahrsten Sinne des Wortes. In einem Schaufenster in der Zuger Herti hatte es gestanden, aus Plüsch gefertigt in geschätzt halber Lebensgrösse, einsam, eingesperrt. Der Kindergärtner und Geschichtenerzähler aus Zug hatte Erbarmen mit dem Tier und kaufte es frei.

Sein neuer Hausgefährte sollte nun die Welt sehen. Im Herbst 2022 ging der damals 28-jährige Hofer mit seinem Dromedar auf Schweiz-Reise, um herauszufinden, «welche Arten von Begegnungen durch diese Aktion entstehen können», wie er damals sagte. Wo der Zuger mit dem flauschigen Riesen auftauchte, war das Staunen meist gross, Menschen waren entzückt, einige etwas ratlos, andere hielten den «erwachsenen Mann mit Plüschtier» vielleicht für seltsam, suspekt gar. Seine Erlebnisse und Begegnungen während der ungewöhnlichen Tournee dokumentierte der Zuger auf Social Media.

Jetzt, knapp eineinhalb Jahre später, sind Severin Hofer und sein arabisches Kamel noch immer ein ungebrochen eingespieltes Gespann – und treten als Hauptprotagonisten in Hofers zweitem Kinderbuch auf. «Als das Dromedar in meinem Garten stand» ist eine Bilder­geschichte mit wenig Text, hauptsächlich in Dialogform. Ausgangspunkt ist der Moment, als der Autor, welcher im Buch als Ich-Erzähler auftritt, aus seinem Mittagsschlaf erwacht und in seinem Garten ein Dromedar stehen sieht – das einfach nicht mehr gehen wollte.

Den Lieblingsmenschen gefunden

Weil das Tier von sich aus nicht verraten will, wie und warum es in den Garten gekommen ist, muss sein «Gastgeber» raten und stellt dem ungewohnten Gesellen alle möglichen Fragen, die er auch willig beantwortet kriegt. Eine wahre Herausforderung für den Besuchten ...

«Als ich das Dromedar damals aus dem Schaufenster befreite, dachte ich nicht an ein neues Buch», sagt Severin Hofer rückblickend. Durch das gemeinsame Unterwegssein und diese unerwarteten Begegnungen jedoch habe die Geschichte sich schlussendlich verselbstständigt und zum Buchprojekt geführt.

«Speziell daran ist sicherlich, dass anstelle von Illustrationen durchgehend Fotografien verwendet wurden, denn weil das Dromedar real existiert, hat sich das angeboten», sagt Hofer. Es sei eine Art der Illustration, die nicht oft in Bilderbüchern Platz finde. «Ein kleines Experiment also.» Hofers erstes Werk «Herr Stämpfli – am Samstag ist Zeitungsbündeltag» war/ist im Gegensatz mit Zeichnungen von Rafael Casaulta bebildert.

«Hinsichtlich Layout lehnt sich mein Neues an die bekannte Geschichte ‹Mein Esel Benjamin› von Hans Limmer an.» Die Parallelen sind eindeutig, doch anstatt eines kleinen blonden Mädchens mit einem echten Esel ist es nun ein bärtiger Mann, der mit einem Plüschtier Dialog führt – dessen Lieblingsmensch er geworden ist.

Die Hauptfiguren heben sich farblich ab

Die Fotografien von Regina Jäger zeigen Hofer und das Dromedar in jenen Situationen, die der Ich-Erzähler als mögliches Szenario in den Raum stellt, auf welchem Weg das Tier in seinen Garten gelangt sein könnte. Farblich und im Kontrast heben sich die beiden Hauptfiguren von ihrer Umgebung ab – etwas Traumbildhaftes entsteht, es hebt das leicht Surreale hervor, welches der Geschichte innewohnt. (Text von Andreas Faessler)


Hinweis

Severin Hofers Buch wird am Mittwoch, 24. April, um 14 Uhr bei Bücher Balmer in Zug im Rahmen einer Lesung der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Buch «Als das Dromedar in meinem Garten stand», 32 Seiten, gebunden, Baeschlin-Verlag, ISBN 978-3-03893-085-3, ist erhältlich für 29.80 Franken.