Baarer Agentur bringt exzellente Klassik ins Ägerital
Musik
Das neue Kulturformat «Aegeri Concerts» bringt hochkarätige Musiker und Musikerinnen in den Kanton Zug.
Baar – Das Ägerital wartet heuer mit einem neuen Kulturformat auf – einer Reihe von fünf hochkarätigen Klassik-Konzerten. Sie soll das lokale Kulturleben bereichern, dabei jedoch bis weit über die Region hinaus strahlen. Das Format «Aegeri Concerts» startet im Juli mit keinem Geringeren als Rudolf Buchbinder, einem der namhaftesten Pianisten der Gegenwart. Mit Beethoven-Sonaten bringt der Österreicher feinste Wiener Klassik nach Unterägeri, interpretiert auf dem hauseigenen Steinway-Flügel.
Als Veranstalterin zeichnet Sabina Keresztes verantwortlich. Die gebürtige Deutsche ist in einem musikalischen Umfeld aufgewachsen, wohnt seit 2005 im Kanton Zug und betreibt in Baar ihre Agentur. «Aegeri Concerts» ist ihr erstes Projekt in ihrem Wohnkanton. Ein inhaltlich mit «Aegeri Concert» verwandtes Projekt hat Sabina Keresztes mit ihrer Agentur zuvor in Deutschland umgesetzt: In Zusammenarbeit mit dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg traten im Rahmen einer Konzertreihe fünf Pianisten aus fünf Nationen auf, darunter auch Rudolf Buchbinder, zu dem sie seit längerer Zeit Kontakt pflegt.
Facetten der Klassik breit abgebildet
In Ägeri werden es also ebenfalls fünf Konzerte sein – mit acht Künstlerinnen und Künstlern aus sieben Nationen. «Das Projekt in Unterägeri wäre an sich bereits für vergangenes Jahr vorgesehen gewesen», sagt die weit vernetzte Veranstalterin. «Doch wegen der Pandemie musste es verschoben werden.» Aus ihrer Sicht ist die Ägerihalle ein idealer Austragungsort für ihr Kulturprojekt. «Die Halle bietet hervorragende räumliche wie technische Möglichkeiten, hat eine sehr gute Akustik und eine warme Ausstrahlung.» Einer der zentralen Aspekte von «Aegeri Concerts» ist die inhaltliche Vielfalt sowie das Aufgebot von Starkünstlern genauso wie von Debütanten. Zwar steht bei sämtlichen Konzerten das Klavier im Einsatz, sei es solistisch im Rezital oder im Duett mit einem Streichinstrument oder Gesang. Doch sollen die Facetten der Klassik breit abgebildet sein. Dies tut etwa der US-amerikanische Pianist Kit Armstrong im Rahmen des vierten Konzerts, indem er das Publikum auf eine Zeitreise durch fünf Jahrhunderte der Klavierliteratur mitnimmt. Ein Liederzyklus mit Werken des 19. und 20. Jahrhunderts oder Musik in Verbindung mit dem gesprochenen Wort – vorgelesene Briefe von Robert Schumann – sind weitere Beispiele, welche eine inhaltliche Diversität von «Aegeri Concerts» versprechen. Damit verfolgt Sabina Keresztes nicht zuletzt das Ziel, ihre Konzertreihe auch für ein Publikum interessant zu machen, welches mit der Klassik bisher wenig oder gar nicht in Berührung gekommen ist.
Damit meint sie insbesondere die jüngere Generation. «Ich möchte Menschen für die Klassik gewinnen, dass sie ihre Freude daran entdecken.» Deswegen sollen die Konzerte jeweils eine angenehme Länge von nicht mehr als 70 Minuten haben. «Dauern Klassikkonzerte zu lange, so schreckt das Junge und ‹Einsteiger› eher ab», so die Veranstalterin. «Und für ältere Menschen hingegen kann langes Sitzen anstrengend werden.»
Mit den Künstlerinnen und Künstlern auf Tuchfühlung
Es ist angedacht, vor jedem Konzert eine kleine, von einem Apéro begleitete Einführung voranzustellen, bei welcher das Publikum niederschwelligen Zugang zum Inhalt erhält – anhand kleiner musikalischer Exzerpte oder mündlicher Erläuterungen zum Programm. Auch soll die Distanz zwischen Publikum und Vortragenden schwinden. «Nach Möglichkeit können die Besucherinnen und Besucher mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch kommen. Dadurch sollen sie nahbarer werden», sagt Sabina Keresztes.
Die Veranstaltungen finden ab Juli im Monatsrhythmus jeweils in der Ägerihalle statt. Nach dem «Aegeri Concerts»-Début von Rudolf Buchbinder interpretieren die Sopranistin Marie Seidler und der Pianist Toni Ming Geiger in der August-Ausgabe Lieder von Schubert und de Falla sowie Werke von Korngold, Gounod, Fauré und Strauss. Das September-Konzert steht im Zeichen von Kreisler und Brahms, interpretiert von der Schweizer Violinistin Anna Brunner und Shaun Choo aus Singapur am Klavier. Und auf die bereits erwähnte «Zeitreise» der Klaviermusik folgt als fünfte und letzte Ausgabe der Abend mit Musik und Briefen von Robert Schumann, angereichert mit Werken von Liszt. Dabei tritt die aufstrebende Pianistin und «Steinway Artist» Huijing Han in Erscheinung. Die Texte liest die deutsche Schauspielerin Ulrike Hübschmann.
«Für unsere Gemeinde sind die ‹Aegeri Concerts› ein Mehrwert», ist der Unterägerer Kulturbeauftragte Andreas Betschart überzeugt. Und sie seien eine gute Ergänzung zum Programm von Kultur Ägeri, dem örtlichen Veranstalter von Kulturanlässen. Schön sei zudem, dass mit dieser Konzertreihe zusätzlich Leben in die Ägerihalle zurückkehre, nachdem es im Saal pandemiebedingt so lange Zeit viel ruhiger war. Die neue Konzertreihe soll keine einmalige Sache bleiben, sondern als langfristig angelegtes Format in Unterägeri etabliert werden. (Andreas Faessler)