Der Zuger Maler Fritz Kunz hat mit Farben Stimmung erzeugt
Kunst & Baukultur
Die Kolingesellschaft Zug führte mittels kundiger Präsentation kirchenmalerische Hauptwerke des Zugers Fritz Kunz in Zürichs Liebfrauenkirche plastisch vor Augen. Der Künstler hat sich dabei von grossen Malern inspirieren lassen.
Zug – In ihrer Neuausrichtung mit Schwergewichten auf Exkursionen schlägt die Kolingesellschaft Zug Pflöcke ein: Nach dem unkonventionell gestalteten Ausflug nach Stans bot sie mit der Besichtigung der Liebfrauenkirche Zürich willkommenen Anlass, sich neben der herausragenden Architektur mit den Wandbildern von Fritz Kunz (1868–1947) sowie den nach seinen Entwürfen hergestellten Mosaiken auseinanderzusetzen.
Kenner Rolf Keller, der als Leiter des Museums Burg Zug 1990 ebenda die Ausstellung «Fritz Kunz und die religiöse Malerei» kuratierte, unterzog sich dieser Aufgabe mit Bravour. In seinem Abriss des Lebensganges Kunzens wies er zu Recht auf persönliche Erkundungsmöglichkeiten des sakralen Werkes in der eigenen Umgebung hin, vornehmlich mit Decken- und Wandbildern in der Institutskirche Menzingen, Freskogemälden über den Seitenaltären und über dem Hauptgiebel zu St. Michael, Zug, Chorfenstern in der Klosterkirche Heiligkreuz, Cham, Fresken in der Kirche Immensee, Kreuzweg in Guthirt, Zug.
Rolf Keller skizzierte sodann die Spaltung der Katholiken Zürichs nach 1870, wobei die Christkatholiken als Mehrheit die Augustinerkirche zugesprochen erhielten. Dir Römischkatholiken engagierten den schweizweit renommierten St. Galler Architekten August Hardegger (1858–1927), welcher die Anforderungen an eine Stadtkirche kenntnisreich löste. Mit der bedeutendsten Nachbildung einer frühchristlichen, dreischiffigen Basilika auf Schweizer Boden mit Chor und Apsis, ohne Querhaus, gelang ihm fürwahr ein grosser Wurf zur Neugewichtung katholischer Kirchenbaukunst. Die ästhetisch und funktional überzeugend verknüpften italienischen Vorbilder dieses hierzulande absolut singulären Bauwerkes des Historismus mit sechsgeschossigem Campanile und Vorhalle schilderte Keller minutiös.
Die Jahre 1980/81 brachten eine konziliare Erneuerung unter Architekt Otto Glaus mit Verschiebung des Hochaltars, Marmorinkrustationen anstelle der Seitenaltäre sowie neuen Zelebrationsstücken, was Keller dank guten Bauhandwerks und Wahrung der Raumharmonie akzeptiert. Kunz entwarf die Mosaiken der seinerzeitigen Altarpatrone in kräftigen Farben vor leuchtendem Goldgrund. Der Experte bezeichnet die Ausschmückung des Chores mit einem Abbild des himmlischen Jerusalems von 1905/06 als eigentlichen Durchbruch im sakralen Schaffen von Kunz! Das Goldmosaik der Apsis zeigt mittig den thronenden Christus als Weltenrichter mit Maria und Johannes als Fürbittenden über den vier Paradiesströmen. In den Apsiswandmalereien huldigen 24 Älteste Christus und bringen dem Lamm Gottes Kronen dar. Darunter bekennen auf einem Fries die zwölf Apostel den Glauben mit je einem Vers aus dem Credo. Den Triumphbogen flankieren Engel der Verkündigung und Maria, die Evangelisten mit ihren Attributen.
Farbenprächtiger Zeitgeist wird durch Kunz vollführt
Erst 1923/24 krönte Fritz Kunz mit seinem umfangreichen Bilderzyklus der Vita Christi des Langhauses die Hauptzierde des Kirchenraumes, wobei er sich laut Keller an Giotto und Fra Angelico orientierte, ohne diese jedoch zu kopieren, wie die beeindruckten Betrachter alsbald gewahrten. Des Malers klare, bei aller Symbolhaftigkeit schlichte Sprache manifestiert einen selbst für Laien verständlichen Zeitgeist und erzeugt in seiner Farbenpracht eine prägnante Einheit des Kirchenraumes. Zu diesem Erlebnis steuert interessanterweise das erstaunliche Festhalten von Kunz an Stil und Ikonografie seiner 20 Jahre zuvor angewandten Praxis aus gegenwärtiger Sicht erheblich bei! Rolf Keller beleuchtete ausführlich jedes einzelne der zehn Gemälde von der Kindheit über die Brot- und Weinvermehrung und das Abendmahl bis hinüber zur Auferstehung und dem Pfingstwunder, wobei Kunz in der Bergpredigt seine Töchter und die Dienstmagd porträtiert.
Für die Kolingesellschaft Zug: Jürg Johner