Freie Sicht auf die Schwyzer Rott im Kunstkubus

Brauchtum & Geschichte

,

Wohl nicht nur für Heimwehschwyzer ein schöner Anblick: Pünktlich zur Fasnacht werden traditionelle Wachsmasken gezeigt.

  • Begeistert von den Masken: Organisator Heiri Scherer. (Bild Werner Schelbert)
    Begeistert von den Masken: Organisator Heiri Scherer. (Bild Werner Schelbert)

Cham – «Ich finde sie einfach wahnsinnig schön», sagt Heiri Scherer mit einem Blick auf die Schwyzer Traditionsmasken, die seit kurzem den Kunstkubus Cham schmücken. Der Organisator der Ausstellung freut sich, der Fasnacht im kleinen, aber feinen Rahmen des Kunstkubus ein Gesicht zu geben. In diesem Jahr eben ein Schwyzer Gesicht. Für die Zukunft fände er es schön, alljährlich Masken aus einer anderen Region zu zeigen.

Mit den aktuell ausgestellten Wachsmasken ist die ganze Schwyzer Rott im Kunstkubus versammelt: der Blätz, das Hudi, der Domino, das Bajazzomäitli, der Alte Herr und die Zigeunerin. Da lächelt beispielsweise das freundliche Mädchengesicht des Domino von der Wand: Die feinen Lippen sind rot bemalt, die Bäckchen auch, und die Partie um Nase, Augen und Stirn ist in geheimnisvolles Schwarz gesetzt. Fein sieht die Maske aus, und fein fühlt sie sich auch an. Kein Wunder, handelt es sich doch um eine traditionelle Wachsmaske, hergestellt aus Gaze und Wachs. Das Besondere an Wachsmasken ist: Sie passen sich dem Gesicht des Trägers wie eine zweite Haut an und nehmen seine Mimik auf. Dazu kontrastiert der starr wirkende Blick hinter der Maske. Gemacht hat diese Schwyzer Traditionsmasken Verena Steiger in ihrem Maskenatelier in Steinen. Die 58-Jährige führt ein Atelier, das sowohl Traditionsmasken als auch Ausdrucks- und Theatermasken herstellt. 1927 gegründet, übernahm Verena Steiger das Atelier 1982 zusammen mit ihrem damaligen Lebenspartner. Heute führt sie es als Eine-Frau-Betrieb.

Im Maskenatelier hütet Verena Steiger eine kostbare Sammlung von Positiv- und Negativformen, die bis zu 120 Jahre alt sind, und fügt diesen neue Formen hinzu. Die gelernte Floristin hat auf Umwegen und mit einer Portion Glück in ihren Traumberuf gefunden. Aufgewachsen auf dem Land in Seelisberg, war die Urnerin schon immer von Masken fasziniert: «Meine Mutter liebte die Fasnacht, in meiner Heimat war Fasnacht wichtig, und auf einem Bauernhof hat die Fantasie freien Lauf.»

Um Masken herzustellen, so Verena Steiger, brauche es handwerkliches Geschick, Freude an verschiedenen Materialien, Neugier und eine Offenheit den Kunden gegenüber, den Spass an der Begegnung mit Menschen. Während sich Steiger im Frühjahr und im Sommer den Masken für Schule, Theater oder Oper widmet, wobei zu ihren Kunden auch Bühnen in Deutschland und Frankreich gehören, stehen der Herbst und der Winter im Zeichen der Fasnacht. Die Wachsmasken für die Schwyzer Rott stellt Verena Steiger jedes Jahr von neuem her: Schliesslich schälen sich die Nüssler als letzte Handlung der Fasnacht am Dienstag kurz vor Mitternacht – ihre «zweite Haut» eindrücklich vom Gesicht und werfen sie ins Feuer.

Geformt aus einem Gipspositiv

Rund 50 Minuten braucht Verena Steiger zum Erstellen einer Wachsmaske. Geformt wird diese auf einem Gipspositiv. Für die Ausstellung in Cham hat Alexandra Wey im Atelier in Steinen Positiv- wie Negativformen fotografiert. «Beide Sammlungen sind Zeuge einer eigenständigen jahrhundertealten Fasnachtskultur im Talkessel von Schwyz», ist unter den Fotografien zu lesen. Die Einladung zur Vernissage hält fest: «Noch heute stillen Masken den Wunsch des Menschen, die Realität zu überlisten, das wahre Gesicht zu verbergen.» In Schwyz ist dieser Wunsch ein jährliches Spiel mit biegsamem Wachs und feurigem Ende. (Susanne Holz)

Hinweis
Die Vernissage und in Anwesenheit von Verena Steiger ist am Samstag, 1. März, 13 bis 15 Uhr; die Ausstellung ist offen am Sonntag, 2. März, von 13 bis 15 Uhr und am Dienstag, 4. März, von 18 bis 19 Uhr. Im Februar können sich Interessierte bei Heiri Scherer unter Telefon 079/231 36 71 melden.