Kunst aus dem Abbruchobjekt

Kunst & Baukultur

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Aus Material des alten Schulhauses Wiesental in Baar sind Kunstwerke entstanden. Die Ausstellung lockte viel Publikum an.

  • Bunte Stifte «wachsen» aus dem Boden. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 8. 6. 2024)
    Bunte Stifte «wachsen» aus dem Boden. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 8. 6. 2024)
  •   Bunte Stifte «wachsen» aus dem Boden.  Die Künstler Daniel Züsli und Marcel Robert Schneider am Fachsimpeln. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 8. 6. 2024)
    Bunte Stifte «wachsen» aus dem Boden. Die Künstler Daniel Züsli und Marcel Robert Schneider am Fachsimpeln. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 8. 6. 2024)

Baar – Vor dem Abriss der alten Schule Wiesental durften sechs Kunstschaffende irgendwelche Gegenstände mitnehmen, um daraus etwas Neues zu kreieren. In der Zwischenzeit sind daraus Kunstwerke entstanden. Diese wurden am vergangenen Samstag in der Turnhalle Wiesental ausgestellt.

Die Idee für die «Kunst aus Abbruchobjekten» stammt vom Baarer Verein Ab-um-Aufbruch. Präsident Daniel Abt sagte: «Mit unseren Aktionen wollen wir historischen Zeitzeugen huldigen. Das Schulhaus Wiesental hat eine spannende Geschichte, ich war selber hier. Manche Gegenstände, die man in der Ausstellung sieht, kennen wir und haben Erinnerungen da­ran.» Gemeinsam mit der Gemeinde Baar wurde das Projekt organisiert. Die Kulturbeauftragte Andrea Schelbert sagte, dass man regionale Künstler mit einem Bezug zum Schulhaus oder zu Baar gesucht habe.

Gleichzeitig konnte an diesem Samstag unter kundiger Führung die grosse Baustelle für das neue Schulhaus besichtigt werden, was viele Besucherinnen und Besucher auf die Rundgänge lockte, in die Festwirtschaft oder in die Kunstausstellung in der Turnhalle, wo es ruhiger war.

Gemischte Erinnerungen an die Schulzeit

Sussi Hodel, Julia Hürlimann, Matthias Moos, Marcel Robert Schneider, Quido Sen und Daniel Züsli zeigten hier ihre zu Kunst gewordenen Erinnerungen an die Schulzeit, tiefsinnig und oft witzig. Bei Sussi Hodel kamen während ihrer Arbeiten gemischte Erinnerungen an die Schulzeit im Wiesental hoch. Diese hat sie mit Malereien auf vier weissen gläsernen Wandleuchten festgehalten. Sie zeigte auf eine: «So eine Pyramide wie hier stand auf dem Schulhausplatz, da herrschte soziale Hierarchie, auch früher wurde schon gemobbt. Darum befinden sich auf allen Stufen nur Fotos von mir, womit ich zeige: Jetzt kann ich sitzen, wo ich will.»

Weiter hat sie auf zwei Hochsprungstangen einen Sack gestülpt, auf dem sie Papierschnitzel mit Buchtiteln befestigt hat. «Die habe ich entdeckt und mit den Schreibfehlern gleich übernommen.» Nachdenklich sagt sie über ihre Schulzeit: «Mit den Arbeiten konnte ich Frieden schliessen mit der Vergangenheit, in der es trotzdem auch viel Positives gab.»

Was man mit altem Holz alles anstellen kann, das weiss Daniel Züsli genau.

Übergrosse Farb- und Bleistifte

So entstanden aus dem Treppengeländer zum Singsaal riesige Farb- und Bleistifte, so echt nachgemacht, dass man gerne damit gemalt hätte. Der Turnhallenboden mit seinen Linien wurde für ihn zu einer «unerwarteten Quelle des Bildmaterials», aus dem er eine abstrakte Bildserie als Hommage an den niederländischen Künstler Piet Mondrian schuf.

Das Werk von Julia Hürlimann beschäftigte sich mit Kind­heitserinnerungen und erforschte die Grenzen von Text. Aus den Sportnetzen der Turnhalle liessen sich auf einer weissen Platte Wortbildungen erkennen, aber kein lesbarer Text, sodass man eigene Interpretationen anstellen konnte.

Von der Gemeinde erhielt Matthias Moos Videos der Baustelle. Daraus zeigt er Details mit einem kleinen Stückchen Himmel. Und mit dem Gedanken an die Kinder, die während der Schulzeit aus dem Fenster schauen, entstand so das Video «Tagträumereien», wo ab und zu Baumaschinen unzähligen Himmelsbildern begegnen. Das Video und auch jenes mit dem Titel «Mauern» wurden als gerahmte QR-Codes präsentiert.

Die Bauzeit erlebt Quido Sen direkt mit: «Wir wohnen in der Nähe und spazieren täglich an der Baustelle vorbei, so haben wir einiges gesehen und gehört, auch den Lärm, den habe ich sogar aufgenommen.» Mit den beiden Fotografien «Vorbei ziehen die Kraniche» weist er auf eine alte Verbindung mit dem Wort Kran hin, die das abendliche Hauptmotiv in der Bauzeit bilden. Daneben hat er Kräne als Installation nachgebildet.

Gemeinde Baar erwarb mehrere Kunstwerke

Vom Chamer Landwirt und Künstler Marcel Robert Schneider ist das zweiteilige Werk «Schule kann – verbinden, fesseln, Energien wecken und vieles mehr ...», was er auf den farbigen Wandtafeln mit unzähligen Kabeln und Elektrosteckern symbolisiert.

Zuletzt wurden die Kunstwerke versteigert, einige erwarb die Gemeinde Baar. Zuletzt ging nach einem heiteren Angebotsprozess ein Einmachglas, in dem Matthias Moos die Luft der alten Turnhalle eingefangen hat, für 170 Franken weg. (Text von Monika Wegmann)