Gesangsduo tritt in familiärer Atmosphäre auf

Musik

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Das Matinee-Konzert von Manuela Hager und Olivia Betschart, begleitet von Carolyn Woods, fand in der Musikschule Unterägeri statt.

  • Carolyn Woods, Manuela Hager und Olivia Betschart (von links) im Saal Musica. Bild: Mathias Blattmann (Unterägeri, 29.9.2024)
    Carolyn Woods, Manuela Hager und Olivia Betschart (von links) im Saal Musica. Bild: Mathias Blattmann (Unterägeri, 29.9.2024)

Unterägeri – Man kannte sich unter den Ausführenden und in einem guten Teil des Publikums. Im Saal Musica der Musikschule Unterägeri konzertierten Manuela Hager, Sopran, Olivia Betschart, Alt, und die Begleitpianistin Carolyn Woods. Die drei Interpretinnen wirkten mit gediegenem stilgerechtem Können unter sich ebenbürtig. Beide Sängerinnen beeindruckten mit tadelloser Intonation in angemessener Diktion und Aussprache.

Wie Manuela Hager in den Einleitungsworten ausführte, kennen sich die drei Mitwirkenden schon seit vielen Jahren, auch in ihren Eigenheiten in der Interpretation. Der schon seit 2019 geplante Auftritt wurde aber – unter anderem wegen der Coronapandemie – immer wieder aufgeschoben. Das vergleichbare Stimmvolumen erleichterte eine ausgewogene Gestaltung der Duette, und auch Carolyn Woods fand sich mit der Raum-Akustik gut zurecht. Ebenbürtig adaptierte sie verschiedene Funktionen vom Cembalo-artigen Tasteninstrument des 17. Jahrhunderts über die originalen Klavierbegleitungen bei Sololiedern des 19. Jahrhunderts bis zum Nachvollzug des Orchesterparts aus dem Klavierauszug. Als Zwischenspiel interpretierte sie ausserdem vier geschickt ausgewählte Präludien von Alexander Skrjabin (1872–1915).

Nicht ganz einfach war die Werkauswahl: Gesangsduette sind selten die zentralen Stücke der betreffenden Komponisten, häufiger Aufträge von Mäzenen und Verlagen. Schon von der äusseren Form her wirkt es komisch, wenn Texte über Liebesbegehren oder Liebeskummer von zwei Personen gleichzeitig vorgetragen werden. Aber gerade Henry Purcell und Felix Mendelssohn sahen in der Regel grosszügig über solche Ungereimtheiten hinweg. Entstanden ist schliesslich ein Mixte mit barockem Auftakt und einem Wechsel zwischen Duetten und Solo-Vorträgen von sieben verschiedenen Komponisten aus dem Umfeld der Romantik. Man hörte genau eine Stunde gehaltvolle Musik in qualitativ hochstehender Interpretation. Das gefiel dem Publikum.

Nach dem Auftakt in Englisch konzentrierte sich die Werkabfolge auf die deutsche Sprache. Ausnahme war das «Lied an den Mond» («Měsičku na nebi hlubokém») für Sopransolo von Antonín Dvořák in der tschechischen Originalsprache, selbst beim Rezitativ-ähnlichen Parlando in erfreulich natürlicher Diktion.

Klavierbegleitung wohl älter als Orchesterfassung

Anscheinend problemlos bewältigte die Pianistin die häufig gefürchtete Tonart Ges-Dur, und das hohe «b» der Sängerin ganz am Schluss erschien logisch innerhalb der Melodiekette, ohne irgendwie verkrampft zu wirken. Mit dem ausgezeichneten Altsolo «Urlicht» von Gustav Mahler bewegte sich Olivia Betschart genau im Grenzbereich zwischen Original und Bearbeitung. Die Klavierbegleitung ist wohl älter als die Orchesterfassung, welche in den Schlusssatz seiner Zweiten Sinfonie integriert wurde. Aber beide Fassungen haben sich sicher gegenseitig beeinflusst.

Keine Probleme mit der Textunterlegung bot das Duett von Richard Strauss, weil hier mit den beiden Singstimmen tatsächlich zwei verschiedene Personen gemeint waren, nämlich die Sopranistin der mythologischen Figur Aithra und die sogenannt allwissende Muschel, die mit ihren Aussagen immer wieder für Verwirrung sorgte – als Handlungsgerüst der heute weitgehend vergessenen Oper «Die ägyptische Helena».

Die Veranstalter hätten sich schriftlich oder mündlich auf den erwarteten Applaus festlegen sollen. Im Konzert folgte nach jeder der 15 mehr oder weniger voneinander unabhängigen Nummern ein Beifall, manchmal ein stärkerer, manchmal auch nur ein schwacher. Trotzdem: Am Schluss dankte das Publikum dann doch ganz herzlich für die sehr gute Gesamtleistung. Als Zugabe wurde das erste Duett von Mendelssohn wiederholt. (Text: Jürg Röthlisberger)