Nervenkitzel beim Mörderraten

Theater & Tanz

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Die Zuger Spiillüüt feiern eine erfolgreiche Premiere mit der Krimikomödie «Das indische Tuch» von Edgar Wallace.

  • Monsieur Charpentier (rechts, Rémy Frick) und Richard Maria Boldwin (Reto Solèr) zeigen ihre Abneigung offen und machen sich dadurch verdächtig. Bild: Stefan Kaiser (Zug, 15. 1. 2025)
    Monsieur Charpentier (rechts, Rémy Frick) und Richard Maria Boldwin (Reto Solèr) zeigen ihre Abneigung offen und machen sich dadurch verdächtig. Bild: Stefan Kaiser (Zug, 15. 1. 2025)

Zug – Noch ahnt der alte Lord Lebanon im Salon seines Schlosses nicht, dass dies sein letzter Whisky sein wird. Denn eine schwarze Gestalt schleicht sich von hinten an ihn heran und schlingt ihm sekundenschnell ein rotes Tuch um den Hals.

Als er tot umsinkt, wird es dunkel, und eine Stimme aus dem Hintergrund sagt mit gruseligem Unterton: «Hier spricht Edgar Wallace.» So beginnt am letzten Freitagabend das grosse Morden im voll besetzten Burgbachkeller, wo die Zuger Spiillüüt unter der Regie von Katharina Schneebeli die schaurig-lustige Krimikomödie nach dem Roman des berühmten englischen Autors Edgar Wallace (1875-1932) aufführen.

Ein düsteres Familiengeheimnis

Die Handlung spielt in den 60er-Jahren und dreht sich um ein düsteres Familiengeheimnis, das nach dem Tod des Lords ans Licht kommt: Das indische Tuch hat hier eine schreckliche Bedeutung. Schon bei der Ankunft der zerstrittenen Erben kommen unterdrückte, verborgene Emotionen zutage. Alle sind konsterniert, als sie nur vom «vorletzten Willen» des Verstorbenen erfahren, worin es heisst, dass die Familie sechs Tage zusammen im Schloss verbringen und sich aussöhnen solle. Erst danach werde das endgültige Testament verkündet.

Bei den hitzigen Diskussionen macht Rechtsanwältin Eloise Tanner (gespielt von Nelly Gyimesi) klar, dass, wer früher abreist oder stirbt – nichts erhält: «Denn Tote sind nicht erbberechtigt.» Die elegante Lady Emily Lebanon (Daniela Jung) versteht die eigenartige Version des Testaments nicht, will aber für ihren musikbegeisterten Sohn Lord Eduard (Sandro Detig) kämpfen: «Denn die Lebanon-Linie muss weitergehen.»

Die Spannung steigt, weil ein Unwetter mit Blitz und Donner die Halbinsel abschneidet und das Telefon nicht mehr funktioniert. Als Schwester Elisabeth (Marlène Keiser) erdrosselt aufgefunden wird, folgen gegenseitige Verdächtigungen und Beschimpfungen. Es zeigt sich, dass alle düstere Geheimnisse mit sich tragen. Weil weitere Morde geschehen, wird die Stimmung immer explosiver ...

Regisseurin hat das Stück bearbeitet

Das Stück ist mordsmässig spannend inszeniert und sehr lustig. Schnell wechselnde Auftritte und schräge Charaktere, wie der schusselige Chicco (Erwin Egloff, der auch den Lord gibt) oder der Maler Peter Ross (Martin Nideröst), dessen heiseres Lachen das Publikum begeistert, sorgen für beste Unterhaltung. Die Bravo-Rufe und der grosse Applaus zeigten zuletzt, dass besonders die hervorragende Leistung des Darsteller-Teams vom Publikum gewürdigt wurde.

Der englische Humor des Edgar Wallace kam auch in der schaurig-lustigen Mundartfassung gut an. So hat Katharina Schneebeli, die bei der Regie von Monique Schellekens unterstützt wird, die Krimikomödie selber bearbeitet: «Sie ist aus zwei Stücken und dem Buch kombiniert entstanden, einiges habe ich dazu erfunden.» Eine wichtige Rolle spielen hier auch die von Christov Rolla komponierte und ausgewählte Musik, die Licht- und Toneffekte sowie das elegante Interieur des Bühnenbildes.

Zuletzt freute sich das Publikum über die humorvollen Reminiszenzen von Rémy Frick, der im Stück den Monsieur Charpentier spielt. Er würdigte alle Darstellenden und Engagierten auf und hinter der Bühne und sagte: «Das Stück lebt vom Mannschaftsgeist.» So sei Agatha Imfeld mit den Kostümen der 60er-Jahre wieder eine «punktgemässe Landung» gelungen, und René Ander-Huber habe das schottische Schloss an die Oswaldsgasse gezaubert. Und die Regisseurin Katharina Schneebeli habe bei ihrer vierten Produktion mit den Zuger Spiillüüt mit allen Akteuren «unglaubliche mentale Kraft» bewiesen. Ganz besonders erwähnte Frick als neues Gesicht Sandro Detig: «Er ist vor zwei Jahren allein über den Ozean gerudert, nun plant er bereits ein neues Projekt.» (Text von Monika Wegmann)

 

Hinweis

Die Zuger Spiillüüt führen die Krimikomödie «Das indische Tuch» bis 15. Februar im Burgbachkeller-Theater auf: www.burgbachkeller.ch oder www.zuspi.ch.