Nichts für schwache Nerven
Theater & Tanz
Kürzlich führte die Theatergesellschaft mit Erfolg die ausverkaufte Premiere von«Passagier 23» auf. Der Bestseller von Sebastian Fitzek wurde erstmals auf einer Schweizer Bühne aufgeführt.
Steinhausen – Die Vorhänge werden gezogen und es herrscht absolute Stille im Saal am Samstagabend. Auf der Bühne sticht die Multimedia-Kulisse mit einem grossen Bullauge und einem wuchtigen Anker hervor. Die Zuschauermenge befindet sich allem Anschein nach nicht mehr länger im Gemeindesaal Dreiklang, sondern auf dem Kreuzfahrtschiff Sultan of the Seas. Kurz darauf ertönt ein mächtiges Gewitter, welches bald der Stimme des Bestsellerautors Sebastian Fitzek weicht. Dieser hat sich nicht nur persönlich mit den Mitgliedern der Theatergesellschaft Steinhausen verabredet und einige signierte Bücher hinterlassen – er zeigt sich dem Publikum auch unmittelbar in einem Begrüssungsvideo.
Kurze Zeit später erfolgt ein unheimlicher, Gänsehaut hervorrufender Kindergesang und die Anspannung im Publikum steigt. Bereits jetzt wird klar, dieses Stück wird nichts für schwache Nerven. Nicht ohne Grund ist die Vorführung erst ab 16 Jahren empfohlen.
Brisanter Inhalt stösst auf Interesse
In der Inszenierung des Psychothrillers verschwinden jährlich 23 Passagiere unter mysteriösen Umständen auf Kreuzfahrten und noch nie ist jemand zurückgekehrt. Das hat auch die Familie des Polizeipsychologen Martin Schwartz (gespielt von Ronny Sprenger) erlebt. Vor fünf Jahren verlor er seine Frau und seinen Sohn auf dem Kreuzfahrtschiff Sultan of the Seas.
Seither ein psychisches Wrack, betäubt sich Schwartz als verdeckter Ermittler durch diverse Himmelfahrtskommandos. Ein plötzlicher Anruf einer seltsamen Dame scheint jedoch bald sein Leben auf den Kopf zu stellen. Gerlinde Dobkowitz (Barbara Müller) bezeichnet sich selbst als Thrillerautorin und will auf der «Sultan of the Seas» eine beängstigende Entdeckung gemacht haben. So sei ein paar Wochen zuvor ein junges Mädchen auf der «Sultan» verschwunden und heute wieder aufgetaucht – mit dem Teddybär von Schwartz’ verlorenem Sohn in der Hand. Daniel Kauer, Präsident der Theatergesellschaft Steinhausen, freut sich sehr, dass die Inszenierung des Thrillers mit so brisantem Inhalt auf grosses Interesse stösst.
Einen solchen Thriller wollte auch Roli Misteli, Regisseur der Theatergesellschaft, schon länger auf die Bühne bringen. Er ist sich sicher, dass dieses Stück polarisieren wird. Themen wie Rache, Misstrauen und Vergewaltigung werden in der Inszenierung des Thrillers offen aufgegriffen und die Schauspieler nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. Das aufwendige Stück zeigt nicht nur die tiefen Abgründe der Menschheit auf, es hinterlässt Spuren in den Gesichtern der Zuschauer und regt das Publikum zum Nachdenken an. (Shirin Fischer)