Sie bringt der Jugend Klassik näher

Musik

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Die Neuheimer Musiklehrerin Lydia Opilik singt im Ensemble Kulturschock mit. Diese Künstler verlegen dabei ihren Konzertsaal in eine Bar – und das mit Absicht.

  • Hat ihr Herz an die Musik verloren: Lydia Opilik, Präsidentin des Vereins Kulturschock. (Bild Stefan Kaiser)
    Hat ihr Herz an die Musik verloren: Lydia Opilik, Präsidentin des Vereins Kulturschock. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – Lydia Opilik hat ihr Herz an die Musik verloren. Die derzeit in Neuheim tätige Musiklehrerin hat zuerst am Konservatorium Luzern Geige studiert. Später hat sie noch eine Gesangsausbildung an der Hochschule für Künste in Zürich angehängt. Daraufhin liess sie sich während vier Jahren in Amsterdam zur Opernsängerin weiterbilden. Eine Profikarriere hat sie aber nicht eingeschlagen. «Vom Gesang zu leben, ist schwierig», sagt Lydia Opilik. Und darauf zu setzen, habe noch einen anderen Haken: «Du musst alles nehmen, was du bekommst. Aussuchen, was dir passt, geht dann nicht mehr.» Doch Singen bleibt weiterhin ihre Passion.

Zusammen mit Musikerfreunden aus dem Talkessel von Schwyz – woher auch sie ursprünglich stammt – hat sie den Verein Kulturschock gegründet, den sie heute führt. Das Motto hinter der Vereinigung umschreibt Lydia Opilik so: «Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die klassische Musikszene in der Zentralschweiz ein wenig aufzumischen.» Dafür wählen sie einen überraschenden und eher unkonventionellen Weg: «Mit unserer Konzertreihe, mit welcher wir in die zweite Saison starten, gehen wir weg vom traditionellen Konzertsaal und organisieren zehn Aufführungen in Bars und Clubs in der ganzen Zentralschweiz.»

Kompromisse beim Baarer Auftritt

Am 29. Oktober ist Kulturschock in der Victoria-Bar in Baar zu hören. Aufgeführt wird die Oper «La Scala di Seta» von Gioachino Rossini (1792–1868). Im jungen Ensemble sind dabei auch einige Zuger, wie Opilik versichert. Bei diesen Aufführungen abseits von grossen Konzertsälen müssen die Kulturschock-Leute aber auch Kompromisse eingehen. «In Baar wird das Orchester durch den Beizug eines Klavierflügels ersetzt», sagt die Vereinspräsidentin. Der Grund: «Sonst hätte es keinen Platz mehr für die Zuhörer. Und das wäre doch schade.» Sie selber wird in Baar auch zu hören sein. Doch ihre Tätigkeit beschränkt sich nicht nur auf den Gesang. Zusammen mit ihren Freunden ist sie auch für die Organisation der Konzertreihe verantwortlich: «Da ist unsererseits viel Einsatz notwendig.» Doch wer Lydia Opilik zuhört, gewinnt schnell den Eindruck, dass der Spass am Projekt die Beteiligten für ihr grosses Engagement zu entschädigen scheint. Mumm gibt dem Verein Kulturschock auch, dass das Publikum die Idee mit Klassik in der Bar durchwegs toll findet. «Das haben wir auf unserer ersten Tour erfahren», sagt Lydia Opilik. Auch dass klassische Musik gespielt werde, käme beim jungen Publikum an: «Es ist eine Nische, für die selten jemand etwas macht.»

Unterstützung von der Stiftung

Aber nicht nur die Zuhörer sind begeistert, auch Institutionen sind auf das Projekt aufmerksam geworden. So hat die Kulturstiftung der Migros dem Verein Kulturschock den Zentralschweizer Förderpreis vergeben. Denn, so Opilik, auch diese Aufführungsreihe sei ohne Sponsoren nicht zu stemmen: «Wir zahlen den Musikern die üblichen Preise, die müssen ja auch von etwas leben.» Trotzdem versuchen die Macher von klassischer Musik in einem jungen Umfeld, die Eintrittspreise moderat zu halten. Ein Ticket kostet für Erwachsene 20 Franken. Schüler und Lehrlinge bezahlen 10 Franken.

Seine Opern-Premiere erlebt Kulturschock bereits an diesem Wochenende im Luzerner «Madeleine». Lydia Opilik ist froh, dass es nun losgeht. Die letzten Tage und Wochen seien aufreibend gewesen, weil «wir ja alles selber machen». Ihren Part in der Rossini-Oper könne sie auswendig, sagt Opilik. Sie hat ihn sich neben all ihren Aufgaben eintrichtern müssen. Denn Kulturschock ist ihr Hobby. Ihr Auskommen verdient sie unter anderem mit ihrem Job an der Musikschule in Neuheim. Dort gibt sie Geigenunterricht und ist zudem noch für den Kinderchor zuständig. Das Singen begleitet sie also fast täglich durch ihr Leben. Ein Vorteil: «Ich habe mein Instrument überall dabei.» Sie singe oft und merke dies manchmal nicht einmal. Und das erstaunt, denn Opilik sagt: «Viele Zuhörer sind überrascht, wenn sie meine Stimme hören. Viele fragen mich, ob ich einen Verstärker eingebaut habe.»

Doch an einem Ort bleibt ihre Stimme still: «Unter der Dusche singe ich nicht.» Dafür umso lieber in Zentralschweizer Bars. Wer sich selber ein Bild vom interessanten Projekt machen will, muss am 29. Oktober in die Victoria-Bar in Baar gehen. Dort kann er eine Oper geniessen und muss auch auf das Bier oder sonst einen Drink nicht verzichten. (Marco Morosoli)

Hinweis
«La ScaladiSeta» von Gioachino Rossini,Victoria-Bar, Baar, Donnerstag, 29. Oktober, 20.30 Uhr. – «Beats and Sounds» mit Quadrums, Victoria-Bar, Baar, Freitag, 15. Januar 2016, 21.30 Uhr. – Mehr Informationen über das Projekt: www.kultur-schock.ch. Ticket-Reservationen über info@kultur-schock.ch. Eintrittspreis: Erwachsene 20 Franken, Schüler und Lehrlinge 10 Franken.