Zuger verwandeln Klänge in Bilder
Film & Multimedia, Musik
Mit dem Projekt SoundSpace lassen Daniel Christen und Martin Riesen zusammen mit der Zuger Sinfonietta klassische Musik sichtbar werden.
Zug – Aus den Boxen im Studio des Zuger Videokünstlers Martin Riesen erklingt langsame Streichmusik. Mit einem Touch-Stift zeichnet der Multimediakünstler Daniel Christen zur Musik auf ein iPad. Plötzlich wabert Rauch über einen grossen Bildschirm, verwandelt sich in Kreise, Kaleidoskope und geometrische Muster. Die visuelle Darstellung scheint die Musik intensiv spürbar zu machen.
«Das Programm auf dem iPad ist ein Instrument, das Martin Riesen extra für mich gebaut hat», sagt Christen. Damit tritt das Künstlergespann erstmals live vor Publikum auf – gemeinsam mit der Zuger Sinfonietta in der Chollerhalle. Dabei werden die Orchestermusik und Christens Zeichnungen in Echtzeit auf die Wände projiziert. Die Idee des Kunstprojekts Sound Space: die Musik visuell erlebbar machen.
Grundlegend neu im Vergleich zu Zug Magic
Von Donnerstag bis Sonntag tritt das Künstlergespann erstmals live vor Publikum auf – gemeinsam mit der Zuger Sinfonietta in der Chollerhalle. Dabei werden die Orchestermusik und Christens Zeichnungen in Echtzeit auf die Wände projiziert.Wie das gehen soll, erklärt der verantwortliche Videokünstler Martin Riesen. «Wir statten alle Instrumente der Zuger Sinfonietta mit Mikrofonen aus. Damit lassen sich die Klänge in Daten übersetzen, die für die visuellen Projektionen genutzt werden.» Dabei muss er darauf achten, dass die Visualisierungen die Musik ergänzen, nicht überlagern. «Wenn etwa in einem Stück von Bach die Bassgeige massgeblich ist, gehe ich darauf ein und filtere die anderen Instrumente heraus.»
Im Vergleich zu ZugMagic, dem jährlich stattfindenden Musik- und Lichtspektakel an der Seepromenade, bietet SoundSpace etwas grundlegend Neues. «Ein Werk wie Zug Magic ist von A bis Z durchgeplant und fixfertig, wenn es abgespielt wird», sagt Riesen. Bei SoundSpace hingegen entstehen die Projektionen live. «Sie werden durch die Musik und die Live-Zeichnungen beeinflusst. Es läuft nie exakt gleich.»
Lieber klassische als Rockmusik
Christen ergänzt, dass er die letzten beiden Jahre die visuelle Umsetzung von ZugMagic mitgestaltet hat. «Diese Erfahrungen sind in meine Arbeit für SoundSpace eingeflossen. Es ist eine Weiterentwicklung davon.»
Klassische Musik bietet für das Kunstprojekt ideale Voraussetzungen. «Das Genre hat eine unglaubliche Bandbreite an Dynamik und Poesie, von wilden Passagen bis hin zu emotionalen Momenten. Diese Tiefe ist perfekt für die visuelle Umsetzung», sagt Christen. Für SoundSpace wählte der Chefdirigent der Zuger Sinfonietta Daniel Huppert Stücke wie Bach und Dvořák, aber auch moderne Komponisten wie Glass und Piazzolla aus. Die Zusammenarbeit mit der Zuger Sinfonietta sei von Beginn an ein zentraler Bestandteil des Projekts gewesen. «Als ich sie vor anderthalb Jahren kontaktierte, waren die Musikerinnen und Musiker sofort begeistert», erzählt Christen. Die Sinfonietta sehe laut Christen im Kunstprojekt eine Chance, sich neu zu positionieren und ein jüngeres Publikum zu erreichen. Für Christen ist klar: Das Projekt soll klassische Konzerte nicht ersetzen, sondern bereichern. (Text von Felix Ertle)