Dem Badjöggel ist es zu laut

Brauchtum & Geschichte

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Rauchschwaden, Motorendröhnen, Badewannen voller Konfetti und Süssigkeiten im Übermass am Wylägerer Umzug in Unterägeri.

  • «Glöön» verbreiten gute Laune. Bild: Matthias Jurt (Unterägeri, 2.3.25)
    «Glöön» verbreiten gute Laune. Bild: Matthias Jurt (Unterägeri, 2.3.25)
  • Gesangstalent Nemo ist auch mit von der Partie. Bild: Matthias Jurt (Unterägeri, 2.3.25)
    Gesangstalent Nemo ist auch mit von der Partie. Bild: Matthias Jurt (Unterägeri, 2.3.25)
  • Verschmitzte traditionelle Holzmasken. Bild: Matthias Jurt (Unterägeri, 2.3.25)
    Verschmitzte traditionelle Holzmasken. Bild: Matthias Jurt (Unterägeri, 2.3.25)

Unterägeri – Mehr ist mehr, das galt am Fasnachtssonntag in Unterägeri: Motorendröhnen, Rauchschwaden, das Schränzen der Guggen. Es kamen nicht nur Konfettikanonen zum Einsatz, die Papierschnipsel wurden sogar mit Schaufeln von einem Fasnachtswagen in die Menge katapultiert. Da kann es einem schon mal zu viel werden. So erging es offenbar auch dem grossen Badjöggel, der beim alten Schulhaus auf dem Dorfplatz installiert ist. Er trägt demonstrativ einen Ohrenschutz und ein Schild mit der Aufschrift: «Mier ischs z’luut!»

Das allerdings bezieht sich weniger auf den Umzug als viel mehr auf das Motto der 62. Wylägerer Narrenfasnacht: «Am Badjöggel isch es z’luut, ds Wylägeri wird buut». Assoziationen dazu waren am 26 Nummern umfassenden Umzug allgegenwärtig. Eine Gruppe the­matisierte etwa den alltäglichen Stau durch Unterägeri aufgrund von Strassenarbeiten; eine andere die Abstimmung rund um den Umfahrungstunnel, der nun eben nicht gebaut wird. Zudem herrscht in Unterägeri wohl «Parkplatznot»: «Zu viel Grün, zu wenig Parkplätze», liess eine Fasnachtsgruppe verlauten.

Da wurden gar kleine Tannen und Erde auf der Strasse verteilt. Die Putzequipe, die jeden Zuger Fasnachtsumzug traditionell abschliesst, hatte in Unterägeri sicher genug zu tun. Da dürften auch ein paar «Zältli» und andere Süssigkeiten mit aufgewischt worden sein. Diese wurden, ähnlich wie die Konfetti, ebenfalls fast im Übermass verteilt. Die zahlreich erschienenen Zuschauerinnen und Zuschauer nahmen sie jedoch gerne entgegen.

Zum Thema Bauen wurde auch dem amtierenden Ehrenbadjöggel Jost Arnold – er ist Baumeister bei der Firma Arnold AG in Allenwinden und Kantonsrat – eine Nummer gewidmet.

Viele lokale Themen

Erfreulich vielfältig widmeten sich die Fasnachtsgruppen lokalen Geschehnissen des vergangenen Jahres. «Im Wartezimmer muesch lang hocke, will sich kei Ärzt uf Ägeri löhnd locke»: Der Ärztemangel und das geplante Ärztezentrum in Unterägeri beschäftigen auch die Fasnächt­lerinnen und Fasnächtler.

Und die Verantwortlichen des Skilifts Nollen wurden gleich mehrmals auf die Schippe genommen. Der Betriebsleiter öffnet die Anlage offenbar nur bei äusserst schneesicheren Verhältnissen. Folglich wurden die Bügel in diesem Jahr noch nicht oft eingehängt. «Wir machen uns erst parat, wenn es zwei Wochen schneesicher ist», führte ein Darsteller aus. Wagemutige Skifahrer liessen sich an einem selbst gebauten Lift auf einen Fasnachtswagen ziehen, um anschliessend eine Holzrampe hinunterzusausen, direkt auf die Strasse. Sie boten Tageskarten mit oder ohne Bügel an und zwischen anderen Fasnachtsnummern war ein «Bügelverleih» unterwegs.

Guggenmusiken, allen voran die heimischen «Möschtliblöser» und «TuriClub», sorgten für Stimmung und Bewegung bei den Zuschauern. Angsteinflössende Hexen und Teufel liessen den einen oder anderen Zuschauenden ein Konfetti-Bad nehmen.

Den Abschluss des Fasnachtsumzugs – dessen Ausführung zum ersten Mal unter der Leitung des neuen Präsidenten und Narrenvaters Dominik Iten stattfand – bildete die Nüsslerrott. Angeführt von ihren kleinsten Mitgliedern verteilten die Figuren noch einmal aus vollen Körben und Taschen Süssigkeiten und Brot. (Text: Carmen Rogenmoser)