Helen Keiser malte, als der Orient noch friedlich war
Kunst & Baukultur
Die Ruhe der Wüste, die gleissende Sonne – all das hielt Helen Keiser malerisch fest. Ihren «Traum vom Frieden» zeigt die aktuelle Ausstellung in der Altstadthalle.
Zug – Wohl letztmals werden die gemalten Erinnerungen von Helen Keisers Reisen in den Orient zu sehen sein. Die 37 Aquarelle und Acrylbilder stammen aus dem Nachlass der Zuger Fotografin, Malerin und Autorin (1926–2013). Die Werke sind im Besitz von Tania Schmid, einer langjährigen Nachbarin von Helen Keiser, als diese noch in der Herti lebte. «Wir hatten damals beide einen Hund, so lernten wir uns kennen», erzählt Tania Schmid. Helen Keiser habe zu der Zeit keine Reisen mehr unternommen, jedoch noch viele Vorträge gehalten.
Private Initiative
Tania Schmid ist auch die Initiantin der aktuellen Ausstellung, die mit den Malereien aus dem Orient nochmals an Helen Keisers Wirken erinnern soll. Am Samstag wurde sie mit einer feierlichen Vernissage eröffnet, und der Aufmarsch der Interessierten war so gross, dass die Stühle bei weitem nicht ausreichten.
Der Journalist und Nahostkenner Ignaz Staub erinnerte zu Beginn mit einem Rückblick an das ungewöhnliche Leben von Helen Keiser, die ab den 1950er-Jahren oft die arabische Welt bereiste. Die brennende Aktualität im Osten strafe der Titel der Ausstellung «Der Traum vom Frieden» Lügen. Im Nahen Osten fänden heute kriegerische Auseinandersetzungen statt, Kulturgüter würden zerstört, und viele Menschen seien auf der Flucht. Die stillen Sujets, die Helen Keiser festgehalten hat, gebe es nicht mehr. Die Zugerin sei aber nicht naiv gewesen, sie habe geahnt, dass der Orient dem Untergang geweiht sei. Ihr letztes Foto, eine einsame Dhau auf dem Meer, stehe symbolhaft dafür.
«Die arabische Welt ist aus dem Mittelalter erwacht, die Zukunft hat begonnen, doch nicht so, wie man sich das im Arabischen Frühling erträumt hat, sondern mit Kriegen, Diktaturen und dem IS», betonte Ignaz Staub. «Helen Keiser hat noch einen anderen Frieden gefunden, keinen fernen Traum, wenn sie mit dem Kamel allein in der Wüste unterwegs war.» Drei Jahrzehnte habe sie die arabische Welt bereist – auf eigene Faust, wissensdurstig und unerschrocken – und es später sehr bedauert, als es nicht mehr möglich gewesen sei. Ignaz Staub ist der Ansicht: «Doch die Erinnerungen konnte ihr niemand nehmen. Uns bleiben ihre Bücher und Bilder, einzigartige Dokumente. In ihren Bildern wird Helen Keisers Traum vom Frieden noch einmal wach.»
Unverstellter Blick
Bevor der Zuger Schriftsteller Max Huwyler Texte aus Helen Keisers Büchern las, berichtete er, wie er sie in der Stadt einmal getroffen habe, als sie mit einem Esel unterwegs war. Ihr Vater sei sein Seklehrer gewesen, der mit der Tochter oft auf Reisen war. «Beim Wiederlesen ihrer Bücher ist mir die Sprache aufgefallen, ihr Hinschauen und unverstellter Blick auf die andere Welt», erklärte Huwyler. Die Reisen durch die Wüste seien wegen der Hitze oft mühsam gewesen, und doch orientiere sie nicht einfach, sondern erzähle – ohne Zeitgefühl – über ihre Beziehungen zu den Beduinen und deren Tieren.
Erlös wird gespendet
Genau solche Motive halten Helen Keisers in warmen Ocker-, Gelb- und Brauntönen gemalte Bilder fest. Man glaubt fast den Sand zu spüren, wenn man die bergigen Landschaften der im gleissenden Licht der Sonne liegenden Wüste, wo nur selten ein Mensch zu sehen ist, betrachtet. Und sogar die Ruhe, welche die Zugerin erleben durfte, wird spürbar. Sensibel hat sie diese Welt, ihre Menschen sowie antike Orte festgehalten. Jedes Bild ist ein Zeugnis ihrer Faszination für den Orient.
Die Verbindung von West und Ost ist dann dem Ensemble Eskeniangeli mit armenischer und klassischer Musik stimmungsvoll gelungen. Ein Grossteil der Bilder von Keiser ist käuflich zu erwerben. Der gesamte Erlös aus dem Verkauf wird an die Institution Médecins Sans Frontières und an das Kinderhilfswerk Bethlehem gestiftet. Nähere Auskunft unter Telefon 079 625 07 19. (Monika Wegmann)
HinweisDie Ausstellung «Der Traum vom Frieden» mit Aquarellen und Acrylbildern von Helen Keiser ist bis 24. Januar in der Altstadthalle Zug zu sehen. Die Öffnungszeiten: Mo–Fr, 10–13, 14–18 Uhr, Sa/So, 10–17 Uhr.