Zum Schluss folgte der Balztanz

Musik

,

Im Rahmen der seit 2024 etablierten Musikreihe «Heimatklänge» bestritten die zehn Innerschweizer Musikerinnen und Musiker von «Bodäständix» im Theater Casino Zug eine begeisternde Volksmusik-Matinee.

Zug – Sonntagmorgen, die Bühne des Festsaals des Theaters Casino Zug ist warm beleuchtet. Vor einem Tisch links und einem Flügel rechts reihen sich am vorderen Rand sieben Handorgeln, acht Schwyzerörgeli und zwei Miniörgeli in allen Farben aneinander. Zudem liegt da ein Blasinstrument aus hellem Holz: Der zur Zentralschweizer Volksmusik gehörende Büchel ist eine Art Naturtrompete, verwandt mit dem Alphorn. Ganz links heisst ein Flipchart-Plakat das zahlreich erschienene Publikum zum «Bodäständix-Konzärt» willkommen.

«Was für ein schönes Bild», sagt Johannes Rühl zur Begrüssung. Er kuratiert die Musikreihe «Heimatklänge» des Theaters Casino Zug, die bereits in ihrer zweiten Saison steht. Nach dem Motto, dass die eigenen Wurzeln das beste Fundament für Neues sind, stauben talentierte Musiker und Musikerinnen die Heimatklänge ab und schaffen auf diese Weise neue Klanghorizonte. «Wir haben das diesjährige Programm mit sechs Konzerten so gestaltet, dass sich zeitgenössische und traditionelle Volksmusikensembles abwechseln», erklärt Intendantin Ute Haferburg.

Volkslieder bleiben möglichst originalgetreu

Die zehn Innerschweizer Musizierenden von «Bodäständix» wollen – wie es ihr Name sagt – die Tradition bewahren. «Wir spielen die berühmten Stücke bekannter Komponisten und Komponistinnen, und dies möglichst originalgetreu», kommentiert Bassist Basil Imlig, der zusammen mit dem Schwyzerörgelispieler und Bassisten Florin Schmidig das Konzert moderiert.

Während zwei Stunden sind ihre humorvoll-blumigen Erörterungen zu Stückeverfassern und ihren auf Flipchart gezeigten Porträts so etwas wie eine volksmusikhistorische Lehrstunde – mit hohem Unterhaltungswert. Von Toni Bürgler über Cäcilia Schmidig, Hans Hänni, «Z’Jackä Toni» (Anton Betschart), Lorenz Giovanelli, dem Duett Alois Betschart und Dolphi Rogenmoser bis zu Jonny Gisler oder Alois Föhn reichen die Kompositionen, die sie darbieten, und abwechslungsreicher könnte das Programm kaum sein.

Immer wieder finden sich rechts auf der Bühne Niklaus Hess, Michi Müller, Erich Bürgler, Seebi Diener, Bruno Auf der Maur, Angela Gisler, Cécile Schmidig, Basil Imlig und Florin Schmidig zu verschiedenen Dreierformationen zusammen, und vor jedem Stück wählen sie am Bühnenrand die dafür vorgesehenen Instrumente aus – Handorgel, Schwyzerörgeli oder Bass. Und dann geht es los: Ob Ländler, Schottisch oder Walzer – «äs fägt»! Und das offensichtlich kundige Publikum weiss es zu schätzen, die Füsse wippen und die Gesichter strahlen.

Eine schon fast artistische Musikeinlage

Und dann gibt es die besonderen Highlights: Wenn die Schwestern Cécile und Mirielle Schmidig – beide aus der bekannten achtköpfigen Musikerfamilie Schmidig-Ruoss – ans Mikrofon treten und mit wunderschön klaren Stimmen ein zweistimmiges Lied oder einen Muotathaler Juuz intonieren. Oder wenn die musikalisch vielseitige Cécile den Büchel hochhebt und ihm melancholische Berge- und Alpentöne entlockt: «Büchel-Gsätzli» heissen die Stücke und erinnern tatsächlich an kurze Rosenkranzgebete.

Schon fast artistisch wird es gegen Schluss, als Michi Müller demonstriert, dass er gleichzeitig mit der linken Hand die chromatische Orgel, mit der rechten ein kleines gegen die Brust geklemmtes Miniörgeli spielen kann – das Publikum klatscht hingerissen.

Balztanz begeistert Publikum vollends

Ab und zu treten alle zehn «Bodäständix» (das X steht für die römische Zahl 10) zum Chor zusammen und singen gemeinsam – einen «Bärgfriedä» oder das «Askikjüüzli».

Schliesslich geht vollends die Post ab, als sich drei Tanzpaare zum «Gäuerlen» formieren. In diesem uralten Balztanz drehen die Männer ihre Partnerinnen, führen aber gleichzeitig virtuos-spassige Kapriolen vor, deren Zweck die Werbung ist: rhythmisches Stampfen und Klatschen um die eigenen Beine, Sprünge und Gesten mit Armen und Händen, Sich-Hinwerfen und Wiederaufstehen. Es sind richtige Gockeltänze, die sich aber mit ihrer ausdrucksvollen Komik selbst nicht ganz ernst nehmen.

Diese faszinierende Mischung reisst am Ende auch im Theater Casino Zug das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. (Text: Dorotea Bitterli)