Die Stadtmusik Zug zeigt sich abwechslungsreich

Musik

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Das Ensemble ist mit «Classic Scenes» aufgetreten. Das Programm umspannt verschiedene Musikepochen und Weltteile.

  • Die Stadtmusik Zug bei ihrem Auftritt im Theater Casino.
    Die Stadtmusik Zug bei ihrem Auftritt im Theater Casino.

Zug – «Die Stadtmusik Zug blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie wurde 1881 – vorerst als ‹Feuerwehrmusik› – gegründet». So heisst es auf der Website der traditionsreichen Amateur-Blasmusikformation. Seit 2001 tritt sie unter der Leitung ihres Dirigenten Sandro Blank als reines Konzertensemble auf. Konzerte werden als «Projekte» geplant und vorbereitet: Die Projekt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer rekrutieren sich einerseits aus den Aktivmitgliedern der Stadtmusik Zug, andererseits aus einem Pool von über 100 Gastmusizierenden.

Dass dieses zeitgemässe Konzept, bei dem sich die Spielenden jeweils für das gerade anstehende Konzert verpflichten, auch junge Musizierende begeistert, wurde am Samstagabend auf der grossen Bühne des Theaters Casino Zug sofort ersichtlich. Das «Classic Scenes» genannte Programm führte durch fünf Stücke, die auf eine weitere Tatsache aufmerksam machten: Die ehemalige Feuerwehrmusik ist zu einem sogenannten Harmonieorchester geworden. Es besteht nicht nur aus Blechbläsern, Saxofonen und Schlagwerk, sondern auch aus Flöten und Klarinetten, die die Funktion der Violinen übernehmen, weshalb man es auch «sinfonisches Blasorchester» nennt.

Musikalische Reise nach Frankreich und Italien

Dadurch wird es möglich, klassische Musik- und Musiktheaterliteratur ebenfalls aufzuführen. Das verbreiterte Repertoire verheisst anspruchsvolle, vielseitige, innovative Konzerterlebnisse. «Engagement, Herzblut, Zauber», das steht gemäss Stadtmusik-Präsident Ralph Rüssli im Zentrum. Am Konzertabend zog die sprudelnde Spiellust aller Beteiligten ein Publikum in Bann, das den Saal des Theaters Casinos zu zwei Dritteln füllte. Classic Scenes führten die Zuhörenden von der Schweiz nach Frankreich und Italien und schliesslich in die USA, vom 20. ins 19. Jahrhundert und wieder zurück, von originaler Blasmusik zu romantischem Impressionismus, sinfonischer Dichtung und schliesslich auf die grosse Bühne der Oper- und Ballettliteratur. Viel programmatische Musik, eine Tour d’Horizon voller Farben und Stimmungen, erzählend, malend. Zunächst der strahlende Anfang mit der Ouvertüre in Es-Dur (1954) des Schweizer Komponisten Stephan Jaeggi, in einer brandneuen Edition von Gauthier Dupertuis: über fliessende lyrisch-melancholische Legato-Passagen und aufmüpfig-freche Flöten- und Klarinettenpfiffe zum vorwärtstreibenden Marsch, immer rasanter und aufgipfelnd in einer Art Apotheose samt Trommel- wirbeln. Das Orchester beherrschte, souverän zusammengehalten von Dirigent Blank, die musikalischen Farbwechsel offensichtlich.

Das 19. Jahrhundert war seit der Romantik fasziniert von exotischen, vor allem orientalischen Themen. Auf dieser Welle komponierte Camille Saint-Saëns 1869 Orient et Occident op. 25. In einer von Felix Hauswirth erstellten Fassung malte die Stadtmusik die beiden Welten musikalisch sehr schön aus: Den Westen als rassigen Militärmarsch und den Osten mit freieren Rhythmen und pentatonischen Klängen, die Pagoden, Basare, Janitscharenkrieger evozierten. Il Giudizio Universale (1879) von Camillo de Nardis thematisierte das jüngste Gericht (arr. Franco Cesarini), oszillierend zwischen schwerem, bedrohlichem Donnergrollen, zart perlenden Trostmelodien (sehr schön: die Harfe von Anne-Martine Hofstetter) und dem majestätischen Auftreten des göttlichen Richters.

Eine Suite zum Abschluss

Die zweite Konzerthälfte war musiktheatralischen Werken gewidmet. La Fanciulla del West (Das Mädel aus dem goldenen Westen, 1910) von Giacomo Puccini war zuerst eine Oper. Johan de Meij arrangierte daraus eine sinfonische Dichtung, die das romantische Liebesdrama mittels Wild-West-Kolorit widerspiegelte.

Den Höhepunkt und Abschluss des Abends bildete Pineapple Poll (1951). Was ursprünglich ein Ballett von Sir Arthur Sullivan rund um eine englische Seehafen-Matrosen-Love-Story war, wurde später zu einer Suite, die von der Stadtmusik in vier Sätzen aufgeführt wurde (arr. William James Duthoit). Erneut voller Abwechslung, unterhaltsam, beschwingt. Das Publikum hörte danach nicht mehr auf mit Klatschen, bis es eine Zugabe erhielt. (Text von Dorothea Bitterli)