Lange Erfahrung zahlt sich aus

Musik

,

Das Konzert in der reformierten Kirche Zug mit Verena Steffen an der Flöte und Olivier Eisenmann an der Orgel dokumentierte die Eingespieltheit der beiden Interpreten.

  • Eingespieltes Team: Flötistin Verena Steffen und Organist Olivier Eisenmann. Bild: Stefan Kaiser (Zug, 2. 6. 2024)
    Eingespieltes Team: Flötistin Verena Steffen und Organist Olivier Eisenmann. Bild: Stefan Kaiser (Zug, 2. 6. 2024)

Zug – Man kennt sich, und so erschien ein erfreulich zahlreiches Publikum für das vierte Konzert der diesjährigen Internationalen Zuger Orgeltage. In der vielfältigen Werkabfolge mit acht verschiedenen Komponisten dominierten frühklassische und romantische Momente. Die beiden dem Publikum wohl bekannten Ausführenden öffneten mit überzeugendem Zusammenspiel den Weg zum Nachvollzug der verschiedensten Stilbereiche.

Die sorgfältige Vorbereitung durch Olivier Eisenmann begann schon mit der Redaktion des alljährlich minutiös recherchierten Programmheftes für das eigene Konzert und für die auf dem Korrespondenzweg gestalteten Texte zu den Gastsolisten an den weiteren Veranstaltungen.

Einen grossen Teil der Arbeit leistet aber auch Verena Steffen. Am Konzert selber amtete sie neben ihrem eigenen Flötenpart gleichzeitig immer wieder als Registrierassistenz. Damit stand sie praktisch durch die ganze Dauer ununterbrochen im Einsatz. Umso mehr bewunderte man ihre makellose Tongebung mit einer ausgezeichneten Intonation.

Leute kommen meist nicht nur wegen der Namen

Der Klang der Querflöte wird durch eine zu grelle Begleitung leicht übertönt. Daher konnte Olivier Eisenmann die vielfältigen klanglichen Möglichkeiten der Stadtzuger Kirchenorgel nur zum kleineren Teil ausnützen. Meist bewegte sich die Registrierung im Bereich der obertonarmen gedackten Pfeifen. Besonders wichtig war dies für die «Flötenuhr»-Stücke von Joseph Haydn in der Fassung für Flöte und Orgel.

Das Original-Instrument enthielt nur schon aus Platzgründen durch die Abdeckung möglichst kurz gehaltene und breit mensurierte Pfeifen. Viel besser hatte es da die Bearbeitung, welche eigentlich das historische Kuriosum erst zu einem «richtigen» Haydn aufwertete.

Wenn nicht gerade Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel auf dem Programm stehen, kommen die Leute meist nicht wegen der Namen der Komponisten ans Orgelkonzert. François-Joseph Gossec (1734–1829) war sowohl in der späten Monarchie wie in der französischen Revolutionsrepublik ein bekannter und für staatliche Aufträge sehr geschätzter Tonkünstler. Die beiden vorgetragenen Sätze – Bearbeitungen aus heute längst vergessenen Opernszenen – rückten die Stimmung in die Nähe der Mannheimer Schule.

Auch die Werke von Komponisten mit späteren Lebensdaten im zweiten Teil des Programms brachten leicht nachvollziehbare Harmonien und rhythmische Strukturen, diesmal meist im Sinne der Spätromantik. Ein einziges Mal – am Schluss der «Hommage» von Helmut Franz Luksch (geboren 1956) – streifte man die Grenzen der erweiterten Tonalität. Umso wichtiger waren das stets präzise Spiel der Flötistin mit klarem Ansatz und die exakte rhythmische Begleitung durch den Organisten.

Als Zugabe ein Satz für Flöte und Orgel von David Plüss

Hierzu gehörten ebenfalls die Stücke von Camillo Schumann (1872–1946, mit dem viel bedeutenderen Robert Schumann nicht verwandt!), die von Olivier Eisenmann selbst bearbeitete Vokalise von Sergei Rachmaninow (1873–1943) und das «Voluntary» von Denis Bédard (geboren 1950).

Erst ganz am Schluss mit dem «Grand Chœur» von Théodore Dubois (1837–1924) kamen auch die Zungenregister und die Mixturen der aufwendigen Orgel-Disposition richtig zum Einsatz. Mit wuchtiger Struktur bewegte man sich stimmungsmässig in der Nähe von Mendelssohn; aber den verschiedenen Fugen-Ansätzen fehlte die Durchführungskraft eines Johann Sebastian Bach, sodass der pompöse Schlussakkord irgendwie aufgesetzt erschien.

Die beiden letzten Konzerte der diesjährigen Zuger Orgeltage folgen am 9. Juni (Pfarrkirche St.Martin, Baar) und am 25. Juni (Pfarrkirche St.Jakob, Cham). (Text von Jürg Röthlisberger)