«Das Buch ist der Star, nicht ich»
Literatur & Gesellschaft
Der Ex-«Big-Brother»-Teilnehmer Stephan Dettling aus Baar hat einen Krimi geschrieben.
Baar – Stephan Dettling, Sie sind vor 25 Jahren als Teilnehmer der Schweizer Fernsehshow «Big Brother» bekannt geworden. Was ist geblieben von dieser Zeit?
Stephan Dettling: Ich habe Sachen erlebt, die ich sonst nicht erlebt hätte, wurde eingeladen, habe Leute kennengelernt – das war Wahnsinn. Ich habe mich auch oft über meinen Mut gewundert. Ich bin eigentlich eher scheu und zurückhaltend. Dank «Big Brother» konnte ich das ablegen. Irgendwie ist da ein Knopf aufgegangen. Vom Erlebnisfaktor her will ich die Zeit nicht missen.
Aber?
Ich war naiv damals. Mir war nicht bewusst, was für einen Hype das Ganze auslöst. Ich wurde überall erkannt. Das ist nett, ich will nicht überheblich sein. Aber es kann auch belasten.
Jetzt haben Sie mit «Teufelskreis» einen Krimi veröffentlicht. Haben Sie die Aufmerksamkeit vermisst?
Das Buch ist der Star, nicht ich. Das ist besser so. Ich habe zwar schon Anfragen für Lesungen erhalten. Das mache ich sicher und erzähle auch die eine oder andere Anekdote zum Buch. Ich mag es fröhlich-lustig und unterhalte gerne. Aber ich muss nicht mehr so bekannt sein wie damals. Ich habe einfach Freude am Schreiben und hoffe, dass das auf die Leserinnen und Leser überspringt.
Was gefällt Ihnen an dieser Tätigkeit?
Am schönsten ist für mich die erste Kreativphase, wenn ich mir die Geschichte ausdenke und darin eintauche. In meinem Kopf läuft dann ein Film ab. Einmal hätte ich fast einen Polizisten zurechtgewiesen, so tief war ich in der Geschichte. Ich wollte auch schon immer ein Buch schreiben. Als Neunjähriger habe ich Märchen erfunden, und wenn wir in der Schule einen freien Aufsatz schreiben mussten, habe ich halbe Bücher abgegeben.
Wie ist der Krimi entstanden?
Eine erste Version habe ich für einen Wettbewerb geschrieben. Da habe ich aber eine Absage erhalten, weil ich das Thema verfehlt hatte. Ich habe den Text dann während zweieinhalb Jahren überarbeitet. Gewisse Abschnitte habe ich unzählige Male angepasst, bis sich alles flüssig las. Ich bin nämlich nie zufrieden, bin selbst mein grösster Kritiker.
Wie ging es weiter?
Als ich dann nach einem Verlag suchen wollte, bin ich zufälligerweise über einen Schreibwettbewerb der Plattform Buchszene.de und des Tredition-Verlags in Deutschland gestolpert und habe den Text eingereicht. Dabei habe ich unter anderem die Veröffentlichung und die Unterstützung der «Buchszene» gewonnen.
Wie viele Exemplare konnten Sie bereits verkaufen?
Das weiss ich nicht genau, aber bis jetzt wohl einige über Hundert. Es ist noch kein Bestseller, aber für einen unbekannten Autor läuft es sehr gut. Der Buchmarkt ist ja knallhart. Als Neu-Autor geht es darum, ein Publikum zu finden. Dabei ist die Unterstützung der «Buchszene» in Deutschland von unschätzbarem Wert.
Die Handlung spielt in Zug. Warum?
Ich wohne hier, kenne die Gegend und weiss, wie alles funktioniert. Das macht es einfacher. Irgendwoher müssen ja die Ideen kommen. Ich habe aber auch recherchiert und Bekannte, Polizisten, Anwälte und Politiker befragt.
Haben Sie keine Angst, dass sich die Leute wiedererkennen?
Nein. Die Mörder und Gauner habe ich aus der Luft gegriffen. Und die Figuren, in denen sich Leute zu erkennen meinen, sind nicht negativ dargestellt. Ich habe mich auch immer abgesichert, dass sich niemand auf den Schwanz getreten fühlt.
In der «Big Brother»-Zeit wurden Sie Ihrer Gags wegen als «Witzfigur der Nation» bezeichnet. Ist davon in Ihrem Buch etwas zu spüren?
Man kann auch lachen in meinem Krimi. Es gibt ein paar lustige Szenen. Der Kommissar nimmt sich manchmal auch selbst auf die Schippe.
Werden Sie weiterschreiben?
Ich werde noch mindestens vierzig Jahre schreiben. Das ist auch gut fürs Hirn. Mein Sprachschatz hat sich grausam vergrössert. Ich arbeite auch schon am zweiten Krimi. Die ersten «Schüsse» sind vielversprechend. Ich merke, wie ich mich entwickelt habe.
Und irgendwann kommt Ihre Biografie?
Nein, das glaube ich nicht. Das ist etwas für Politiker oder grosse Persönlichkeiten. Ich will mich nicht selbst aufs Podest stellen, sondern den Leuten auf Augenhöhe begegnen.
(Interview: Tobias Söldi)