Die Botschaft des Steins wird zum Gedicht

Art & Architecture

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Silvia Felix ist eine Künstlerin, die sich rein vom Material leiten lässt, mit dem sie arbeitet. Und mit Poesie werden die Kunstwerke komplett.

  • Silvia Felix lässt sich bei der Arbeit von der Beseeltheit des Specksteins leiten. Jede Skulptur wird so zum Unikat. (Bild Stefan Kaiser)
    Silvia Felix lässt sich bei der Arbeit von der Beseeltheit des Specksteins leiten. Jede Skulptur wird so zum Unikat. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Sie ist im Bann des Specksteins - glaubt man, wenn Silvia Felix über ihr Verhältnis zu dem vielseitigen Mineral spricht. Eines ist der Stein für sie nicht: kalt und seelenlos. Vielmehr leitet er sie bei der Arbeit. Der Stein ist es, der ihr vorgibt, was aus ihm werden soll. «So muss ich oft geradezu etwas machen, das ich an sich gar nicht will. Aber es ist der Wunsch des Steins», sagt die Zuger Künstlerin, die eine Auswahl ihrer Specksteinskulpturen derzeit in der Lobby des Parkhotels zeigt. Eine fixe Idee, was sie jetzt aus einem Stein schaffen will, hat Silvia Felix aus diesem Grund nie. Die Skulptur entsteht durch die Kommunikation mit dem Material. «Ich helfe dem Stein, seine innere Schönheit zu Tage zu bringen.» Es verhalte sich ähnlich wie beim Menschen selbst, sagt sie. «Jeder Stein ist in sich einzigartig, er ist beseelt, lebendig.»

Genauso einzigartig sind denn auch die geschmeidigen Skulpturen, die durch reine Handarbeit entstehen. Sie sind so unterschiedlich wie die Geschichten, die sie ihrer Schöpferin vermitteln. Diese Geschichten fasst sie dichterisch in Worte. So verkündet jeder Stein seine höchst persönliche Botschaft an den Betrachter. Poetisch, sinnerfüllt, erbauend.

In Harmonie geschaffen

«Die Skulptur lässt sich so anhand von Worten erfassen. Es sind Weisheiten, die ich durch den Stein erfahre. Sie lassen sich im Leben umsetzen», erläutert Silvia Felix. «Gedichte verfehlen ihre Wirkung selten. Sie treffen die Menschen in der Seele, sie berühren.» Ihre Speckstein-Skulpturen sendeten Energie aus, verfügten gar über Heilkraft, erklärt die Künstlerin. «Dies geht auf den Menschen über, denn die Kunstwerke sind in Harmonie geschaffen worden.» Die Skulpturen verlocken den Betrachter dazu, sie zu berühren, mit der Hand über ihre spiegelglatte, makellose Oberfläche zu fahren oder das sanfte Rau eines brüchig belassenen Teilstücks zu ertasten. Oft sind es undefinierte Gebilde, die allen erdenklichen Raum für persönliche Interpretation gewähren. Da hilft das jeweilige Gedicht auf die Sprünge, gibt Hinweise, worauf der Stein Bezug nehmen könnte. Ein liebendes Paar? Ein Engelswesen? Ein symbolisch erfasstes Frühlingserwachen? Wichtig bleibt die Botschaft - aus den Tiefen der Seele des Specksteins. (Andreas Faessler)

Hinweis
Silvia Felix zeigt Skulpturen aus Speckstein in der Lobby des Parkhotels Zug. Noch bis und mit 30. November. www.steinpoesie.ch