Regierungsrätin und drei Burgpaare

Brauchtum & Geschichte

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Die alte Zuger Tradition des Chrööpfelimee erlebt dieses Jahr ein Rekordhoch: 17 Paare empfangen die elf Chöre für ein Ständchen unter ihren romantisch dekorierten Fenstern.

  • Andreas Derungs und Simone Gaberell hören sich die Darbietung der Candlelight Singers an.
    Andreas Derungs und Simone Gaberell hören sich die Darbietung der Candlelight Singers an.

Zug – Jeweils am Sonntag nach Aschermittwoch legt sich ein besonderer Zauber über die Zuger Altstadt, der sich so radikal unterscheidet vom ohrenbetäubenden «Greth-Schällebei»-Gebrüll und von den schmissigen Tönen der Guggenmusiken, die nur eine Woche vorher durch dieselben Gassen gedröhnt haben. Elf Zuger Chöre sangen am Sonntagabend für 17 Paare zarte, lieblich klassische Weisen, alte Schweizer Lieder, freche Schlager oder ohrwurmige Evergreens in diversen Sprachen und Rhythmen. Allen Gesängen lag eine ebenso einfache wie rührende Botschaft zugrunde: «Möge eure Liebe ewig halten und euch das Glück hold sein – und möge es für uns ordentlich Chrööpfeli und Wein regnen.» Die milden Temperaturen machten es Publikum, Chören und Paaren leicht, eine ausgelassene, freudvolle Stimmung zu schaffen.

Unter den Besungenen waren auch die Zuger Regierungsrätin Laura Dittli und ihr Partner Christoph Lanz. Sie begrüssten die Chöre gemeinsam mit ihren Angehörigen auf ihrem Balkon an der Kirchenstrasse. «Es war sehr eindrücklich, diese jahrhundertalte Tradition hautnah mitzuerleben», schrieb die Sicherheitsdirektorin auf Anfrage. «Die Vielfalt der Chöre war gross und noch grösser ihre Leidenschaft für den schönen Anlass.» Sie werde bestimmt in den nächsten Jahren wieder am Chrööpfelimee anzutreffen sein. «Wir sind hocherfreut über den grossen Ansturm an Liebespaaren», sagte Martin Kühn, welcher den Anlass im Namen der Zunft der Schneider, Tuchscherer und Gewerbsleute der Stadt Zug organisiert hatte. Er freut sich immer sehr auf den Abend. «Wenn ich durch die Altstadt schlendere, die glücklichen Paare sehe und staune, was sich die Chöre wieder ausgedacht, wie sie sich verkleidet und was sie einstudiert haben, ist das ein sehr schöner Moment für mich.»

Die Schneiderzunft feiert das Fest jeweils in ihrem Stammlokal, dem Hotel Ochsen, von dessen Balkon sie alle Chöre begrüsst und im Anschluss an deren Konzert mit Suppe und Getränken gratis verköstigt. Dieses Jahr standen Adriana Bäni – sie ist die Enkelin des Zunftmitglieds Ernst Moos – und ihr Partner Christian im Zentrum der Feierlichkeiten.

20-Jahr-Jubiläen und eine goldene Hochzeit

Die Verliebten müssen einfach nur dies: verliebt sein. Ob sie nun verlobt, schon verheiratet oder einfach nur glücklich vereint sind, spielt keine Rolle. Chrööpfelimee ist ein Fest der Liebe.

Dieses Jahr waren auch diverse Jubilarinnen und Jubilare dabei. Darunter das Ehepaar Susi und Bruno Kaufmann, das mit 50 Ehejahren seine goldene Hochzeit feiern durfte, sowie drei Ehepaare, die ihr 20-Jahr-Jubiläum gemeinsam in der Burg Zug zelebrierten. Von allen dreien ist eine Person bei der Burg angestellt.

«Wir hatten gehört, dass auch Jubilare teilnehmen können», erzählte Museumstechniker Ernesto Filippi, der mit seiner Frau Isabella am Fenster stand. «Im Gespräch stellten wir fest, dass wir alle drei seit 20 Jahren mit unseren Partnern und Partnerinnen verheiratet oder zusammen sind. Also beschlossen wir, teilzunehmen und den Direktor Walter Bersorger zu fragen, ob wir in der Burg feiern dürften.» Dieser habe erfreut reagiert und sofort zugesagt. «Dafür danken wir ihm herzlich.»

Die anderen beiden Paare sind die Leiterin Bildung und Vermittlung Myriam Kärvas Hildbrand und ihr Partner Reto Hildbrand sowie die Leiterin Besucherdienst Michèlle Jörg Dittli und ihr Mann Stefan Dittli.

Lieben bedeutet auch ein bisschen leiden

Martin Kühn von der Schneiderzunft habe ebenfalls erfreut reagiert, vor allem wegen des Standortes in der Burg, berichtete Filippi weiter. Das habe es bis jetzt noch nie gegeben. «Wir stehen abwechselnd am Fenster des Landtwing-Kabinetts, eines historischen Raums der Burg, von wo aus wir den Darbietungen lauschen und den Korb mit Chrööpfeli und Wein hinunterlassen können.» Das Fenster richtet sich gegen die Haupteingangsseite, sodass der Burghof genug Platz bot für die Chöre.

«Sich liebe, freue, ond chli liide», philosophierte von dort etwa die altehrwürdige Jodel AG, «bis ändlich alles stimmt ond mis Härz vor Freud zerspringt», bevor sie vehement und unmissverständlich nach Chrööpfeli und Wii verlangte, möglichst dreifach, versteht sich. «Es Glas uf d’Liebi ond eis ufs volle Läbe» tranken «Laut und Luise» frei nach Patent Ochsner auf die Liebenden, um mit Elvis Presleys «I Can’t Help Falling in Love» zu enden. Ein Lied, das wie für diesen Anlass geschaffen zu sein scheint und noch lange in den Köpfen und Herzen von Paaren und Publikum nachklang.

 

(Text: Cornelia Bisch)