«Dieses Wirken ist für mich wie Atmen»
Kunst & Baukultur
Eine Würdigung zum Tod der Baarer Künstlerin Brigitte Moser-Dossenbach.
Zug – Ihre grosse dunkelrandige Brille und die kurzen hellen Haare waren in den letzten Jahren so etwas wie das Markenzeichen der Baarerin Brigitte Moser. Offen begegnete sie allen und allem sehr interessiert. Nun hat die Kunst- und Kulturszene mit ihrem Tod im 79. Altersjahr einen grossen Verlust erlitten.
Denn neben ihrem Beruf als Goldschmiedin, den sie bis zuletzt im Atelier 63 im KunstCluster Zug mit aussergewöhnlicher Hingabe ausübte, engagierte sie sich intensiv im hiesigen Kulturleben: So initiierte sie schon mit anderen 1974 den Baarer Wochenmarkt, 1999 den Kulturverein Zuger Privileg, 2006 die Zuger Kunstnacht und in den letzten Jahren die Ausstellungen Frisch von heute und Frisch verpackt in Zug. Und in vielen Komitees – wie bei der Kunstnacht – wirkte sie lange selber mit. Ihre Aktivitäten führten auch über die nationalen Grenzen hinaus.
Schmuck und Kunst in Dialog bringen
Ihr künstlerisches Faible trat sehr früh zutage, denn bereits 1972, ein Jahr nach der Eröffnung des Goldschmiedeateliers an der Marktgasse in Baar, begann Brigitte Moser ihre Galerietätigkeit. Viele einheimische Kunstschaffende konnten dort und später an der Dorfstrasse Malereien und Objekte ausstellen. So brachte sie Schmuck und Kunst in einen Dialog. Kein Wunder, war sie längst von der Goldschmiedin zur Schmuckkünstlerin geworden.
Wie sie im Gespräch einmal betonte, war ihr wichtig, sich neben den Kundenwünschen eigenen und eigenwilligen Interpretationen zuzuwenden. Ihr war bewusst, dass das Schmuckmachen schon in prähistorischen Zeiten ausgeübt wurde. Dies führte bei ihr zu ungewöhnlichen rustikalen Kreationen, wobei sie neben Edelsteinen auch ungewohnte Materialien einbezog, wie Haare oder Knochen und vieles mehr.
So entstand Schmuck, der über das rein Handwerkliche hinausging und zu einem individuellen Kunstwerk wurde. Was ihr wichtig war, beschrieb sie einmal so: «Meine Schmuckobjekte sind mit Passion ausgeführte Zeichen und Symbole. Sie sind zum Anfassen, Berühren und Spüren. Träger und Trägerinnen werden miteinbezogen in die Harmonie eines Ringes, Colliers oder einer Broschüre.»
Ausstellungen und Auszeichnungen
Schon bald konnte Brigitte Moser ihre unkonventionelle Schmuckkunst fast jährlich an nationalen und internationalen Ausstellungen sowie Modeschauen präsentieren. Auch die Ausstellung «Neue Schenkungen» im Kunsthaus Zug, die 2023 ihre Schmuckobjekte in einer Vitrine zeigten, empfand sie als eine Bestätigung. Weitere 22 ihrer Werke schenkte sie in diesem Jahr der Gemeinde Baar für die Kunstsammlung.
Die Liste aller ihrer Aktivitäten ist sehr lang und umfasst auch mehrere Publikationen, wie das Buch «Brigitte Moser – Schmuck». Mehrmals wurde ihr Schaffen öffentlich gewürdigt: 1998 mit dem Aufenthalt im Berliner Atelier des Kantons Zug, 2008 als Baarer Kulturpreisträgerin und 2017 mit der Kulturschärpe der Stadt Zug.
Als sie 2016 den Zuger Anerkennungspreis erhielt, schrieb sie: «Damit erhält meine Arbeit, mein Engagement für die Kunst und für die Kultur im Kanton Zug eine öffentliche Anerkennung. Dieses Wirken ist für mich wie das Atmen. Ohne die vielen täglichen Begegnungen mit Menschen, der damit verbundene Austausch über Kunst und Kultur, über Sorgen und Freuden in allen Belangen, kann und will ich nicht leben. Gleichzeitig ist Schmuckmachen für Menschen eine Herzensangelegenheit. Das Edelmetall, die Steine, das Formale faszinieren mich immer von neuem. Das Geheimnis des Schmuckes liegt im Entdecken und Neuinterpretieren von Inhalten.» Schön ist, dass Brigitte Mosers Kunst in den Sammlungen erhalten bleibt. (Text: Monika Wegmann)