Reflexion, Resonanz, neue Kooperationen

Theater & Tanz

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Ab Mitte September stehen Stadt und Region Zug im Zeichen des Tanzes: Die 9. Ausgabe des Young Dance Festival Zug verheisst ein frisches lokales, regionales und internationales Programm für ein junges Publikum.

  • Aus der Performance «Hope Instructions» der Kompanie «Rebecca Weingartner». Bild: Matthias Waeckerlin
    Aus der Performance «Hope Instructions» der Kompanie «Rebecca Weingartner». Bild: Matthias Waeckerlin

Zug – Die künstlerische Leiterin des Young Dance Festival Zug, Anu-Maaria Calamnius-Puhakka, und Nicole Friedman, dessen Projektmanagerin, sitzen nebeneinander im Café. Die Anspannung der letzten Tage vor dem Festivalstart am 16. September ist spürbar, aber noch viel mehr ihre Begeisterung, als sie von Motto und Inhalt berichten.

«Mit dem Thema ‹Reflective Resonance› betonen wir dieses Jahr die symbiotische Beziehung zwischen Mensch und Natur», erzählt Calamnius. Die jungen Menschen und ihre Familien seien eingeladen zu einer Reise der Reflexion und Selbstreflexion, «um Schönheit zu entdecken, unsere Umwelt zu erforschen und in Verbindung mit uns und anderen zu treten».

Vermittlungsarbeit mit «tiefem Sinn»

Für zeitgenössischen Tanz ein Publikum zu gewinnen, ist keine leichte Sache. Das Young Dance Festival wurde gegründet, um eben dies zu leisten. Und setzt bei Kindern und Jugendlichen an. «Ganz wichtig ist es, bestehende Jugendangebote zu nutzen, Kontakte zu knüpfen und Kooperationen herzustellen», schildert Friedman. Es gehe darum, junge Menschen – und ihre Familien – über die verschiedensten Kanäle anzusprechen und an den Tanz heranzuführen. Die Festivalmacherinnen sind überzeugt, dass diese Vermittlungsarbeit tiefen Sinn mache, denn mit Tanz, über den Körper, verbinde sich der Mensch auf nichtsprachlicher Ebene mit sich selbst und seiner Umgebung.

Die Ausgabe 2024 sei in hohem Mass geprägt von neuen Kooperationen und Vernetzungen, so Friedman. Beide Vermittlungsgleise – öffentliche und schulische Angebote – profitieren davon. Dabei leuchten Diversität und Inklusion als Leitsterne immer wieder auf.

So erarbeiten etwa die Theaterpädagoginnen und -pädagogen von Tanzflug (Zürich) mit Kindern ab 14 Jahren in einem zweitägigen Workshop eine Choreografie, die am 21. September in der Chollerhalle Zug der Öffentlichkeit gezeigt werden soll. Im Rahmen des Aufführungskonzepts Young Stars erfreuen an diesem Abend zudem fünf Zuger Tanzschulen und drei professionelle Gruppen die Zuschauenden mit tänzerischen Werken.

«Die Idee hinter diesem neuen Format ist ein kontinuierlicher Aufbau von den ersten tänzerischen Bewegungen über die heimischen Tanzschulen zu den regionalen Profis und schliesslich zur nationalen Kompanie», fasst Friedman zusammen. Denn ganz am Schluss wird die Schweizer Kompanie «zeitSprung» mit ihrem bunten Stück «Jukebox Dancer» auftreten.­Natürlich gibt es erneut auch interaktive Projekte. So lädt die Kompanie «bollwerk» am Sonntag, 22. September, Kinder und ihre Familien zu einem Spaziergang von der Schönegg nach Oberwil ein: Im Projekt «#waldwärts» spielen vier Tänzerinnen und Tänzer mit der natürlichen Umgebung und mit Zirkuselementen, benutzen etwa Bäume für akrobatische Einlagen.

Mit Young Impact Makers schafft das Festival seit 2021 für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende die Möglichkeit, selbst Teil des Ganzen zu werden. Betreut durch das Team des Jugendradios «Jam-On» lernen sie beispielsweise, wie man gute Interviews macht. Oder sie können einen technischen Bühnenaufbau begleiten, eine Generalprobe besuchen oder eigene kleine Filme und Social-Media-Berichte über das Festival entwerfen. Für diese Angebote gibt es noch freie Plätze. Neu ist auch das Projekt Young Talks in Kooperation mit Jaz am See (Jugendanimation Zug) – eine Begegnung mit der Choreografin Andrea Boll (von «bollwerk»). Unter der Moderation von Stefanie Herzberg dürfen die Jugendlichen Fragen stellen und kommen so in Kontakt mit dem künstlerischen Alltag und seinen Schöpfungsprozessen.

Filme und Tanz für die Jüngsten

«Second Hand Dance» ist ein digitales Angebot. In der Bibliothek Zug laufen an zwei Tagen wunderschöne britische Kurzfilme, die während Corona entstanden und sich speziell an kleine Kinder wenden. In ihnen geht es um «Getting Dressed» – Tänze um Kleidungsstücke. Die Bibliothek Zug stellt eine Kiste mit Kleidern zur Verfügung, welche die kleinen Gäste zum Verkleiden und Tanzen animieren soll.

Der letzte Festivalabend am 28. September im Rahmen der Zuger Kunstnacht wird beschlossen mit der Aufführung von «Hope Instructions» der Kompanie «Rebecca Weingartner», die bereits an den Swiss Dance Days und am Theaterspektakel Zürich aufgetreten ist. Das Stück reflektiert über die Hoffnung. «Dies scheint uns angesichts der verzweifelten Zustände auf dem Globus extrem wichtig», betont Calamnius zum Schluss mehrmals.

Das Plakat des Festivals gibt – in schönen, ausgewogenen Farben – diese Idee des Friedens mit dem Planeten wieder: mit Schmetterlingsflügeln, bunten Käfern, Blättern, Bäumen – und mitten darin einer menschlichen Hand, die einen Spiegel hält.

Hinweis

Details zum Programm, schulischen und öffentlichen Darbietungen, Workshops etc. des Festivals vom 16. bis 28. September unter: www.youngdance.ch


(Text: Dorotea Bitterli)