Kantonsarchäologie zeigt ihre neuesten Fundstücke
Kunst & Bouwcultuur, Gebruiken en geschiedenis
Eine Wandmalerei, 2000 Jahre alte Münzen oder eine kleine Türöffnung: Die Kantonsarchäologie stösst auf so manche Überraschung.
Zug – Der Leiter des Amts für Denkmalpflege und Archäologie, Stefan Hochuli, versteht es, Zuschauerinnen und Zuschauer für seine Materie zu begeistern. Er hat das Flair, komplexe historische Zusammenhänge und wissenschaftliche Erkenntnisse so erklären zu können, dass sie auch von Laien gut verstanden werden. Mit Witz begrüsste Hochuli am Sonntag die zahlreichen Besucher von Jung bis Alt – selbst erstaunt, dass so viele den Weg bei diesem sonnigen Frühlingswetter in die Aula gefunden haben. Im Jahr 2006 erstmals durchgeführt, gehören diese öffentlichen Vorträge fest zum Programm der kulturhistorisch interessierten Zuger Bevölkerung. «Dass ich euch heute nachfolgend all diese Informationen aufzeigen kann, ist eine Teamleistung und nicht mein persönlicher Verdienst», so Hochuli.
Der Vortrag beinhaltete folgende archäologischen Funde: faszinierende Wandmalereien in zwei mittelalterlichen Häusern der Zuger Altstadt, Schiffswracks in den Tiefen des Zugersees, die älteste Eiche im Chamer Kieswerk, ein schweizweit einzigartiger römisch-keltischer Münzschatz im Waldgebiet oberhalb Oberwil bei Zug.
Bei Sanierungsarbeiten in zwei Liegenschaften der Zuger Altstadt sind Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert zum Vorschein gekommen. Zu sehen sind u. a. Ritter, Tier- und Pflanzenmotive sowie eine biblische Szene mit der Ansicht der von den Osmanen eroberten Stadt Jerusalem. Teile der Malereien sind für Zug einzigartig und sogar eine Schweizer Rarität. «In einem der Häuser, dem Schönbrunner-Haus, lebte um 1500 Heinrich Schönbrunner ein kurzes, aber intensives und facettenreiches Leben», informiert Hochuli. «Nur 17-jährig kämpfte Schönbrunner zum ersten Mal in der grossen Schlacht von Marignano – der spätere Ratsherr von Zug galt als Raufbold.» Das Schönbrunner-Haus galt zeitweise während der Forschungsarbeiten als Verkaufslokal für Bodenarchäologie, meint Hochuli salopp. Die Wandmalereien in diesem Haus zeigen zwei Schwertkämpfer.
Bauboom Ende des 15. Jahrhunderts
Weitere bauhistorische Untersuchungen in der Zuger Altstadt ergaben Aufschlussreiches. Ein an der Neugasse untersuchtes Haus stammt aus dem Jahre 1471/72 und war damit eines der ersten Gebäude im Bereich der damaligen Stadterweiterung. Ende des 15. Jahrhunderts gab es einen regelrechten Bauboom, die Stadt Zug hat sich versechsfacht! Auch ausserhalb der Stadtmauern gab es viel Spannendes zu dokumentieren. In der Nähe von Menzingen, beim Abriss eines spätmittelalterlichen Bauernhauses, entdeckte man eine nur 1,10 Meter hohe und 88 Zentimeter breite Türöffnung. In der Binzmühle bei Rotkreuz, beim Bau eines Gewerbekomplexes, wurden Gebäude aus dem 16. bis 19. Jahrhundert gefunden.
Stefan Hochuli zeigte auch drei eindrückliche Bilder des Seegrundes. Ein Schiffswrack wurde auf 45 Meter Tiefe mit Unterstützung eines Tauchroboters gesichtet. Hochuli geht davon aus, dass noch 10000 bis 100000 Objekte im See liegen. In 105 Meter Tiefe, der bis dato tiefste Fund im Zugersee, wurde eine Lastschnalle gefunden.
In einem abgelegenen Waldstück zwischen Zug und Walchwil wurde ein römisch-keltischer Münzschatz aufgespürt. Die 20 Silber- und 3 Bronzemünzen sind über 2000 Jahre alt. Der Fund ist wegen seiner Zusammensetzung und der besonderen Herkunft einiger Stücke in der Schweiz einzigartig. In Nebenarmen der Lorze bei Hagedorn wurden mehrere bis zu zehn Meter lange Eichen ans Licht gebracht. Aufgrund der Datierung – 8000 vor Christus – handelt es sich um die älteste nördlich der Alpen nachgewiesene Eiche nach der Eiszeit.
Die Arbeit der Zuger Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege lässt auch künftig auf weitere spannende Entdeckungen hoffen. Kantonsarchäologe Stefan Hochuli referierte in seiner Funktion zum letzten Mal, er tritt nach über 31 Jahren in den Ruhestand. (Text von Laurence Ziegler)