Dieser Mord ist besonders rätselhaft
Theater & Tanz
Ein Zug, zehn Personen und kein Entkommen: Die Theatergesellschaft Steinhausen unter der Regie von Roli Misteli inszeniert den Krimi-Klassiker «Mord im Orientexpress» von Agatha Christie.
Steinhausen – Auf dem Hauptbahnhof in Istanbul trudelt allmählich eine internationale Reisegruppe ein, die von der Schaffnerin Michelle (Noé Birchler) in Empfang genommen wird. So auch der weltberühmte belgische Detektiv Hercule Poirot (Cyrill Wesemann), der dringend nach London zurückreisen muss. Er geniesst die erlesene Atmosphäre in der ersten Klasse, bis ein Wetterumschwung die Reise abrupt unterbricht. Der Zug ist wegen einer ungeheuren Schneelawine zum Stillstand gezwungen worden.
Doch dies ist nicht der einzige unerfreuliche Zwischenfall: Ein amerikanischer Passagier wird leblos in seinem Abteil aufgefunden. Er wurde mit acht Messerstichen brutal ermordet. Da der Orientexpress tief eingeschneit ist, kann ihn niemand verlassen – die Passagiere sind mit dem Mörder im Zug gefangen. Gemeinsam mit Monsieur Bouc (Daniel Kauer), dem Direktor des Orientexpresses, begibt sich Poirot auf die Suche nach dem Mörder, bevor ein weiteres Verbrechen begangen wird.
Verdächtige Fundstücke
Es stellt sich heraus, dass der getötete Amerikaner der Mörder des Lindbergh-Babys war, dessen Entführung Agatha Christie zur Kriminalkomödie inspiriert und die sie zu einer meisterhaften Fiktion und Realität zu einer packenden Erzählung verpackt hatte. Und es stellt sich auch heraus, dass der getötete Amerikaner unter einem falschen Namen gereist ist.
Als am Tatort verdächtige Fundstücke festgestellt wurden – ein Taschentuch mit einem leicht verblassten H und ein Knopf von einer Schaffneruniform –, scheinen auf der Suche nach dem Mörder konkrete Spuren sichergestellt zu sein. Doch der akribisch arbeitende Hercule Poirot will keine Schnellschlüsse ziehen. Er unterzieht alle Reisenden einem strengen Verhör. Die resolute Prinzessin (Barbara Müller) und ihre sie begleitende Missionarin (Wimone Wyss-Beck) geraten ebenso in Verdacht wie der Oberst (Danilo Risi), die Gouvernante (Anouk Balsiger), die Kellnerin (Nadia Risi), die Sekretärin (Evelyn Maier), die Gräfin (Jamina Kauer), die Schaffnerin (Noé Birchler) und auch der Direktor (Daniel Kauer).
Das sich in die Länge ziehende Verhör wird mit sehenswerten Choreografie- und mitreissenden Tanzeinlagen umrahmt. Ob der Täter letztlich identifiziert werden kann, hängt von mehreren Faktoren ab.
Grossartige Inszenierung
Es hat sich gelohnt, dass das Ensemble der Theatergesellschaft Steinhausen während unzähliger, intensiver Proben viel Zeit in Emotionen und Gefühle investiert hat. Alle extravaganten Charaktere der Schauspielenden werden überzeugend dargestellt. Eine grossartige Inszenierung, ein fantastisches Bühnenbild mit Grossleinwand und multimedialen Effekten machen die Aufführung zu einem nicht alltäglichen Erlebnis und Genuss. Es lohnt sich, einen Abend mit der Theatergesellschaft Steinhausen zu verbringen.
Bis Samstag finden die Aufführungen täglich um 20 Uhr im «Dreiklang» in Steinhausen statt, ehe am Sonntag (12 Uhr) der letzte Auftritt erfolgt.
(Text: Martin Mühlebach)