«Als hätte ich ein anderes Leben geführt»
Musik
Er ist Zuger, lebt aber seit langem in New York. Manu Koch tritt mit Filtron M in seiner Heimat auf. Durch seinen Sound werden Kulturen der ganzen Welt in Zug vereint.
Zug – Groovig, funky, cool und easy mit Anglizismen lässt sich sein Sound am treffendsten umschreiben: Der in Zug aufgewachsene Manu Koch ist Keyboarder, Pianist und Komponist einer New Yorker Formation, welche die kontemporäre Musik des 21. Jahrhunderts in neue Bahnen lenkt.
Zu Hause im Kanton Zug hat sich Manu Koch als junger Pianist bereits im Alter von fünf Jahren lehrte ihn sein Cousin ein paar einfache Stücke – hauptsächlich der klassischen Musik verpflichtet. Bis er sich dann im Alter von 16 Jahren vermehrt dem Jazz und anderen zeitgenössischen Musikstilen zugewandt hat. 1993 zog Manu Koch nach Boston, um am Berklee College of Music zu studieren. Als Keyboarder und Pianist nahm hier seine US-Karriere ihre Anfänge. Koch spielte gemeinsam mit zahlreichen Bands und Musikern, die die unterschiedlichsten kulturellen und ethnischen Hintergründe hatten. Diese vielseitigen Kollaborationen prägten Manu Kochs Musikstil nachhaltig.
Multikulturelles Musikschaffen
Nach seiner Umsiedlung nach New York begann der Zuger, sich allmählich an Groove Jazz zu orientieren. Die Zusammenarbeit mit namhaften Jazzgrössen in den Folgejahren, darunter brasilianische Bands und afrikanische Musiker, prägte den Stil Kochs weiter. Ab 2011 war Manu Koch mit den New York Gypsy All-Stars im In- und Ausland unterwegs. Mit der Gründung von Filtron M hat Manu Koch ein Musikprojekt geschaffen, mit dem er seine Kompositionen mit unterschiedlichen Bandbesetzungen interpretieren und richtiggehend aus- und erleben kann. Mit Filtron M ist Manu Koch rund um den Erdball aufgetreten. Er und seine Mitmusiker vereinen stilistisch unterschiedliche Einflüsse, was die Musik von Filtron M besonders international und charakteristisch macht. Der multikulturelle Aspekt ist denn auch wichtiger Bestandteil des Konzepts von Filtron M, «a transnational tribe of artists», wie er es nennt. Manu Koch hierzu: «Neue, interessante musikalische Strömungen in New York und in anderen Grossstädten kombinieren verschiedene Nationalitäten und ihre entsprechenden Sprachen. Sie erforschen die Vielfalt der Rhythmik von Afrika bis Südamerika und vom Balkan bis nach Indien.» Alle Musiker, die bei Filtron M mitwirken, seien sich der Wichtigkeit des multikulturellen Musikschaffens bewusst. «Musik ist die universale Sprache, und nie zuvor hatten wir so viele Möglichkeiten, diese Sprache zu entwickeln und wahre Weltmusik zu erschaffen.»
Doppelkonzert mit Dave Feusi
Demnächst zieht es Manu Koch in seine Heimat: Mit Filtron M und der Kubanerin Yaite Ramos als Gastmusikerin spielt Manu Koch an der Zuger Jazz Night auf dem Landsgemeindeplatz (Donnerstag, 21. August, 19 Uhr). Es ist der erste Auftritt seines New Yorker Musikprojekts in der Schweiz. Die Idee dazu entstand im Juni 2013, als Manu Koch zusammen mit Dave Feusi & Friends am Schweizer Jugendmusik-Festival in Zug auftrat. In Absprache mit dem OK kam der Gedanke eines Doppelkonzerts mit Filtron M und Dave Feusis Swiss Movement Next Generation an der Jazz Night Zug 2014. So wird Dave Feusi gleich im Anschluss an Filtron M die Bühne auf dem Landsgemeindeplatz betreten.
Der Zuger Wahl-New-Yorker freut sich darauf, seine Heimat wieder zu sehen. Manu Koch: «Vor zwei Jahren war ich am 20-Jahre-Matura-Fest und sah die meisten Leute dort zum ersten Mal seit meinem Maturaabschluss wieder. Es kommt mir vor, als hätte ich in der Zwischenzeit ein komplett anderes Leben geführt. Ausser durch meine Familie und einen kleinen Freundeskreis hatte ich zu Zug und der Schweiz jedoch allgemein wenig Bezug.» Es werde in doppelter Hinsicht ein spezielles Konzert, fährt Koch weiter. Einerseits erhofft er sich, dass der Auftritt in Zug der Anfang vieler weiterer Filtron-M-Auftritte in der Schweiz sein wird, und andererseits wird Manu Koch das Konzert auf dem Landsgemeindeplatz seiner Mutter widmen. «Sie ist im vergangenen September an einem Krebsleiden verstorben.»
Was der Schweizer Jazzszene fehlt
Seit nunmehr 14 Jahren lebt und wirkt Manu Koch im «Big Apple», für ihn eine wahre Hochburg für Musiker seines Formats. «Die Vielzahl an Konzerten und das Angebot an Livemusik hier in New York ist enorm. Das durchschnittliche Niveau der Musiker ist sehr hoch und die Verschiedenartigkeit des Angebots kaum zu übertreffen.»
Und wie beurteilt Manu Koch die Schweizer Jazzszene? «Die Schweiz bietet für den Jazz an sich eine optimale Grundlage. Es gibt hervorragende Jazzschulen und unzählige Festivals. Aber woran es fehlt, sind die Auftrittsmöglichkeiten für lokale Musiker. Um Jazz und generell improvisierte Musik zu lernen und zu entwickeln, ist es wesentlich, möglichst viel vor einem aufmerksamen Publikum zu spielen.» Und da biete New York eben eine ganz andere Ausgangslage. (Andreas Faessler)
HinweisDas detaillierte Programm sowie alles Wissenswerte zur Jazz Night Zug 2014 ist einzusehen unter www.jazznight.ch