Seine Beats lassen Tausende von Leibern zucken

Musik

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Mike Schuhmacher hat die aktuelle Hymne für die Street Parade komponiert nicht sein erster Erfolg.

  • Herr der Beats und süffiger Melodien: Produzent und DJ Mike Schuhmacher. (Bild Werner Schelbert)
    Herr der Beats und süffiger Melodien: Produzent und DJ Mike Schuhmacher. (Bild Werner Schelbert)

Cham – Zuerst wippt der rechte Fuss. Dann schnippen der Daumen und der Mittelfinger der rechten Hand automatisch den Beat mit. Der Chamer Musikproduzent und DJ Mike Schuhmacher sitzt im fensterlosen und schalldichten Studio und schiebt ein paar Regler des Mischpultes nach oben. «Back home» heisst sein neuster Wurf, den der Chamer eben aus den Boxen dröhnen lässt. «Diese Single läuft in diesen Tagen erstmals in England auf BBC Radio», sagt der 29-Jährige. Mit dem englischen Label 3beats hat er einen Plattenvertrag unterzeichnet: Vorerst wird er drei Singles komponieren.

«Zeitgemäss und modern»

Doch derzeit ist Mike Schuhmacher in der Schweiz vor allem wegen der Zürcher Street Parade vom 2. August im Gespräch. Denn für den Megaanlass, der jeweils Hunderttausende aus ganz Europa anlockt, hat er die offizielle Hymne «Enjoy the Dancefloor» komponiert. Sein eingereichtes Werk wurde von einer Fachjury ausgesucht. «Es ist natürlich cool eine Bestätigung für meine Musik», so Schuhmacher.

Seine Komposition spaltet jedoch die Technogemeinde, für welche die Street Parade, die 1992 erstmals über die Bühne ging, eine Kultveranstaltung ist. Die Meinungen schwanken zwischen «so ein Mist» bis «einfach geil». Auch Altmeisterin DJ Tatana kritisierte den Song: Vor allem die eingebauten Elemente aus der Country-Musik und die fehlenden stampfenden Technobeats ecken an.

Mike Schuhmacher dazu: «Die Radios spielen das Stück. Das Lied ist zeitgemäss und modern. Klar ist es kommerziell vor allem durch den eingesetzten Sänger.» Ein neckisches Detail am Rand: Auch für DJ Tatana hat er schon Stücke produziert.

Er ziehe sowieso seinen Stil durch, doppelt Schuhmacher nach und sagt an die Adresse seiner Kritiker: «Nicht nur labern. Macht es doch besser.» Zudem sei der Schweizer Markt nun einmal sehr kommerziell: Die heimischen Radios würden beispielsweise House gar nicht spielen. «Es ist ein Partystück. Aber ohne dass es im Text direkt so verkauft wird», analysiert der Produzent und DJ die aktuelle Hymne der Street Parade. Auf so billige Phrasen wie «Hands up» oder «Lets make Party» verzichte er ganz bewusst.

Schon Nummer eins in Japan

Seit rund zehn Jahren macht Mike Schuhmacher, der ausgebildeter Automechaniker ist, schon Musik. Inzwischen kann er als Produzent und DJ davon leben. «Früher habe ich vor allem für andere Künstler produziert. Nun will ich den Erfolg selber auf der Bühne geniessen», sagt Mike Schuhmacher. Der Erfolg gibt ihm recht: 2012 wurde eines seiner Stücke auf dem Musikportal Beatport, das vor allem von DJs genutzt wird, am häufigsten heruntergeladen und so zum «Track of the year».

Der 29-Jährige gehört zur Crew von dmz Music Studio, das im Chamer Industriegebiet beheimatet ist. Zusammen mit David May und Marc Zibung hat er schon einige internationale Hits produziert, die in Clubs und den Top Ten der US-Billboard-Dance-Charts rauf und runter gespielt wurden. So hat das Trio schon für die US-Rapper Pitbull («U know it aint Love») oder den amerikanischen R&B-Sänger Bruno Mars («This is my Love») Songs produziert oder Teile des Beats komponiert. Mit ihren Songs waren sie in Japan schon mehrfach Nummer eins in den Charts.

«Wie die Ideen sprudeln? Das kann jederzeit passieren», so Schuhmacher. «Oft springe ich in der Nacht aus dem Bett und spiele schnell ein paar Passagen auf dem elektronischen Piano meines Laptops ein.» Wenn es richtig laufe, würden sich die Finger im Tonstudio wie von selbst bewegen und den Sound kreieren. «Dann kann es sein, dass ich die ganze Nacht hier im Kämmerchen bleibe.» (Luc Müller)