Zug spielt mit Kirschen, Krypto und Klischees
Brauchtum & Geschichte
Zug ist der diesjährige Gastkanton am Zürcher Sechseläuten – und lässt kein Klischee aus. Mit Absicht.
Baar – «Der Kanton Zug wird sich dem Nachbarn Zürich am Sechseläuten mit einem Augenzwinkern präsentieren», sagte Landammann Andreas Hostettler an der Medienkonferenz der Zürcher Zünfte am Montag. Jeweils gut vier Wochen vor dem Sechseläuten (dieses Jahr vom 25. bis 28. April) präsentiert der Gastkanton das Motto des Auftritts sowie Details dazu. «Kirschen, Krypto und Klischees» lautet dieses. Tatsächlich wird in der Präsentation kein Klischee ausgelassen – Briefkästen, Porsches, Kirschtorten, alles, was das nicht vorurteilsfreie Herz begehrt.
«Uns geht es finanziell wirklich sehr, sehr gut», sagte Landammann Andreas Hostettler. «Aber wir Zuger können auch gut Feste feiern.» Dies habe man vergangene Woche bei der Feier für den neuen Zuger Bundesrat Martin Pfister gesehen. Dieses Fest habe man innert weniger Tage aus dem Boden gestampft. Für die Organisation des Auftritts am Sechseläuten habe man etwas länger Zeit gehabt. Der Kanton Zug ist nach 2007 zum zweiten Mal Gastkanton.
Zuger Chriesisturm goes Zürich
Präsentiert wird den Zürcherinnen und Zürchern am Mittwoch, 23. April, vor dem Festwochenende der Chriesisturm. Dieser findet statt in der Altstadt Zugs und in den Altstadtgassen der Stadt Zürich. Der «Zürcher Chriesisturm» unterscheidet sich nur durch den Austragungsort vom Zuger Original. Es treten Zweierteams aus beiden Kantonen in den Kategorien Kinder, Prominente und Zunftmitglieder gegeneinander an.
Wobei wohl die Zürcher Teilnehmenden möglicherweise etwas im Nachteil sein dürften – müssen sie doch 8 Meter lange Holzleitern schnellstmöglich durch die Gassen tragen. Sie verfügen zwar über die Ortskenntnis, die Zuger Teilnehmenden aber über die Erfahrung, wann mit der Leiter in eine Kurve eingebogen werden muss, damit man nicht an irgendeinem historischen Gemäuer hängen bleibt.
Der Chriesisturm beginnt am Mittwoch um 16 Uhr auf dem Münsterhof; die Rennen um 16.30 Uhr. Sie werden kommentiert von Nik Hartmann und Christian Albrecht. Selbstverständlich werden auch Spezialitäten des Gastkantons wie Chriesiwürste, Kirschtorten, natürlich auch Kirschen und anderes gereicht. Zudem bietet die Zürcher Zunft zum Kämbel – ja, das sind die, die Kamele und orientalische Windhunde im Umzug mitführen -ihr traditionelles Risotto ein paar Tage vor dem Sechseläuten an.
Ausstellung auf dem Lindenhof
«Welche Vorurteile verbinden Sie mit dem Kanton Zug? Wie viel wahrer Kern steckt darin? Und was ist eigentlich ihr Ursprung?», fragen die Zürcher Zünfte in einer Medienmitteilung. Die Antwort auf diese Fragen liefert der Kanton Zug unter dem Motto «Kirschen, Krypto und Klischees». Die Ausstellung auf dem Lindenhof während des Sechseläutens von Freitag bis Montag nimmt diese Klischees über den Kanton Zug mit einem Augenzwinkern unter die Lupe.
Teilnehmen werden am Kinderumzug vom Sonntag über 150 junge Zugerinnen und Zuger; unter anderem Kindertrachtengruppen und traditionelle Zuger Fasnachtsfiguren wie die Badjöggel oder Chindergäuggel aus Baar. Aber auch Sportvereine wie die Oberwil Rebells oder die Girls Hockeyschule Young Bulls und zahlreiche mehr.
Am Zug zum Feuer vom Montag nimmt neben dem Zuger Regierungsrat auch die gesamte Palette des Zuger Brauchtums teil. Unter anderem sämtliche Zünfte der Stadt Zug sowie die verschiedenen Fasnachtsvereine aus allen Gemeinden, insgesamt rund 300 Personen. Getragen werden übrigens die elf Zuger Gemeindefahnen von den jeweiligen Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten.
Die Zuger Regierungsmitglieder reihen sich bei verschiedenen Zünften ein. Landammann Andreas Hostettler ist Gast der Zunft Hard, Finanzdirektor Heinz Tännler der Zunft zur Saffran, Bundesrat Martin Pfister ist zu Gast bei der Zunft Wiedikon. Baudirektor Florian Weber wird bei der Zunft zur Zimmerleuten, Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut bei der Gesellschaft zu Fraumünster mitlaufen. Sicherheitsdirektorin Laura Dittili wird zusammen mit Schwester Valérie, Regierungsrätin des Kantons Waadt, bei der Zunft Schwamendingen und Bildungsdirektor Stephan Schleiss bei der Zunft Witikon den Umzug bestreiten.
Organisiert hat den Grossanlass nicht die Zuger Regierung, sondern in deren Auftrag Nicolett Theiler. Sie organisiert seit Jahren derartige Grossevents und hat dabei immer noch Kapazitäten, die eine oder andere Bundesratsfeier einzuschieben. Wie jüngst in Baar. (Text: Harry Ziegler)