Auf dem Weg zum grossen Hit

Musik

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Musikproduzent David May will eines Tages die ganz erfolgreichen Songs herausbringen. Schon jetzt kann sich seine Bilanz sehen lassen.

Cham – Man würde nicht vermuten, dass im vierten Stock dieses mehr als nüchternen Gebäudes im Chamer Industriegebiet besonders Klangvolles entsteht. Versteckt hinter mehreren Türen liegt das Tonstudio von David May. Harte Beats sind hier zur Zeit nicht zu hören. Doch in der Lounge, wo gerade der Kaffeeautomat läuft, und Mike Schumacher und Marc Zibung vor ihren Computern sitzen und flachsen, lässt sich viel Musik zumindest erahnen. Denn in Glas gerahmt hängen prämierte Discs der Jungs an der Wand.

16 Stunden am Tag im Studio

«Musik ist meine Faszination und Leidenschaft», bekennt David May. Seine Augen leuchten dabei, obwohl er müde wirkt. Man sieht ihm an, dass das Business mit den Sounds und den Beats offensichtlich ein hartes ist. 16 Stunden sitzt der 37-Jährige pro Tag in seinem Tonstudio, um am Computer Lieder und Remixes zu komponieren. Seit zehn Jahren hat er sein Reich der Töne in der Alten Steinhauserstrasse bezogen. Und nun wollen er und sein Team vollends Gas geben.

«Unser Tonstudio befindet sich international gesehen an der Grenze des Mittelstands zur gehobenen Klasse, in der es um die Wurst geht. Diese Grenze wollen wir in den nächsten Jahren überschreiten», erklärt May sein ambitioniertes Ziel. Als gebürtiger Pole ist er in Oberschlesien aufgewachsen und heisst eigentlich Kolodziej mit Nachnamen. Seine Eltern seien früher Popstars in Polen gewesen. Er selbst lernte Klavier und Querflöte. Später beschäftigte er sich mit dem Mischpult und studierte Toningenieur in Zürich.

Erfolgreiche Single «Superstar»

Einige Erfolge hat der Zuger DJ, Songwriter und Produzent bereits feiern können. Vor allem mit seiner Single «Superstar», die er 2009 veröffentlicht hat. Der Titel verwendet das bekannte Thema aus «Bitter Sweet Symphony» von «The Verve» und war insbesondere in Deutschland und Österreich ein Club-Hit und Single-Charterfolg. Zudem erreichte er die Top-10 der US-Billboard-Dance-Charts. Auf YouTube konnte das offizielle Musikvideo bereits über 25 Millionen Klicks erlangen. Seinen Durchbruch feierte er zuvor durch einen Vertrag mit dem deutschen Platten-Label Kontor Records. Gemeinsam als Team schreiben, komponieren, produzieren, mixen und texten May und seine Mitarbeiter Songs für etliche Musiker, die bei dieser Firma unter Vertrag stehen.

Wenn man David May zusieht, wie er in dem abgedunkelten Raum vor dem Mischpult sitzt und auf dem Computer Samples «wie Legobausteine» kombiniert, merkt man, dass er sich rund um die Uhr mit Klängen, Tönen und Rhythmen beschäftigt und sein Metier beherrscht. «Rund 100 Songs pro Jahr produzieren wir», sagt der Chamer. Zwischen drei, vier Tagen und bis zu einem Monat könne es dauern, bis ein Lied fertig sei. Dabei gebe es immer wieder Diskussionen mit den Plattenfirmen, bis letztendlich der Feinschliff stimme. «Die Plattenfirmen schicken uns etwa ein Demotape mit einem Vocal drauf, und wir mischen dann die Instrumentals drunter.»

Sagts und spielt die Stimme des englischen Sängers R.J. ab, die noch etwas nackt und hohl tönt. Hört und sieht man dann die fertig produzierte Single als Videoclip von «U know it ain’t love» wirkt das ganze doch bedeutend cooler. Ganz abgesehen von den vielen halbnackten Mädels, die da pausenlos zu den Dance-Rhythmen vor sich hinschmachten. «Sex sells eben», meint May und lächelt. Er selbst ist noch ledig, weil ihm die viele Arbeit offenbar nicht viel Zeit für Beziehungsromantik lässt.

May als Executive Producer und seine Mannen produzieren aber nicht nur Songs, um Geld zu verdienen. «Wir machen auch eigene Radio- und Video-Spots und denken uns zum Beispiel Musik für Doku-Filme aus.» Dieses zweite Standbein soll nun ausgebaut werden. «Weil es im Music-Business ständig auf und ab geht.» Ob ein Song am Ende erfolgreich sei, hänge von vielen Faktoren ab. «Nicht zuletzt davon, mit wie viel Geld er vermarktet wird. Denn es gibt eben auch schlechtere Songs, die von einer Plattenfirma gut promotet werden, und dann halt erfolgreicher abschneiden als eigentlich bessere Songs». (Wolfgang Holz)