Die Musik dokumentiert sein Leben

Musik

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Das Trio um den Zuger Akkordeonisten Julian von Flüe veröffentlicht am 23. November ein neues Album.

  • Ein eingespieltes Trio, von links: Marc Scheidegger, Julian von Flüe und Matthias Abächerli. Bild: Matthias Jurt (Holzhäusern, 8. 11. 2024)
    Ein eingespieltes Trio, von links: Marc Scheidegger, Julian von Flüe und Matthias Abächerli. Bild: Matthias Jurt (Holzhäusern, 8. 11. 2024)

Zug – Eigentlich will Julian von Flüe weder über musikalische Genres reden noch seinen Stil erklären. «Entweder berührt einen unsere Musik oder eben nicht», sagt der 28-jährige Zuger Akkordeonist. Ein wenig ist die Frage nach der Einordnung seiner Musik aber auch selbst verschuldet. Das neue Album, das er zusammen mit Gitarrist Marc Scheidegger und Bassist Matthias Abächerli aufgenommen hat, trägt das Genre nämlich prominent im Titel: «Alpine Folk» heisst es und erscheint am 23. November.

Wie klingt sie also, diese alpine Musik? «Sie hat folkloristische Elemente, die in den Kulturen der Alpen verankert sind, gleichzeitig aber auch einen amerikanischen Touch», sagt von Flüe. Tatsächlich sind auf dem Album nicht nur volkstümliche Klänge zu hören, sondern auch Anleihen aus Blues, Country, Chanson oder Jazz. Virtuos vorgetragen und mit Improvisationen garniert, sorgen die 13 Stücke so für ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Hörerlebnis. «Ganz einordnen lässt sich unsere Musik aber nicht. Am Ende haben wir einfach zum Ziel, möglichst schöne und hochstehende Instrumentalmusik zu machen», sagt von Flüe.

Trio hat sich eingegroovt

Diese Mischung aus Schweizer Volksmusik und Einflüssen aus verschiedenen Teilen der Welt ist bereits auf dem ersten Album des Julian von Flüe Trios «Dur d’Altstadt» von 2023 zu hören. «Alpine Folk» sei eine Fortsetzung davon, aber auch eine Weiterentwicklung, sagt von Flüe. «Die Kompositionen sind spannender, die Musik reifer.» Natürlich habe er auch den Anspruch gehabt, sich stetig zu verbessern, noch virtuoser zu spielen. «Man sitzt ja auch wieder Stunden hinter dem Ins­trument.» Dazu kommt: Das Trio hat sich in den vier Jahren seines Bestehens eingespielt, eingegroovt an zahlreichen Konzerten. «Die Auftritte, die man zusammen macht, die nimmt einem niemand mehr», sagt von Flüe.

Die Songs auf dem neuen Album stammen alle aus seiner Feder. Inspiration holt sich von Flüe dabei aus dem Alltag. «Linas chlini Wunderwält», ein ruhiges und verträumtes Stück, ist nach der Geburt seiner Tochter entstanden. «Skyline Risch» mit seinem Country-Feeling vertont die Aussicht aus seinem Musikzimmer in Holzhäusern auf das urbane Suurstoffi-Areal. Und das Stück «Atelier 40» ist ein Dankeschön an die beiden Kostümbildner Agatha Imfeld und Björn B. Bugiel – die letztjährigen Gewinner der Zuger Kulturschärpe haben ihm nämlich den Anerkennungspreis verliehen. «Die Musik dokumentiert so mein Leben», sagt von Flüe, der beruflich als selbstständiger Autosattler tätig ist.

Mittlerweile ist das Julian von Flüe Trio zu seinem musikalischen Hauptprojekt geworden. Und das trotz prominenter Konkurrenz. Von Flüe drückt regelmässig als Studiomusiker die Tasten seines Akkordeons, aktuell für das neue Album von Trauffer, das nächsten August erscheinen wird.

Mit Trauffer im Hallenstadion

Doch nicht nur das: Am 8. November 2025 wird er zudem zusammen mit dem Berner Mundartsänger und seiner Band auf der Bühne im Hallenstadion in Zürich stehen. «Ich mache das gerne, aber es ist etwas ganz anderes, als mit der eigenen Musik aufzutreten», sagt von Flüe. Für diese Konzerte bevorzugt er den intimeren Rahmen, ein kleineres Publikum. «Da ist der Fokus voll auf dir. Es geht mehr um das Be­dienen der Instrumente, ums Improvisieren», beschreibt er den Unterschied.

Wie das neue Album beim Publikum ankommt, wird sich an der Plattentaufe am 23. November in der Galvanik in Zug zeigen. «Das ist die Feuerprobe», sagt von Flüe. Vor allem bei den Improvisationen stehe einiges auf dem Spiel. «Es kann sehr viel entstehen – es kann aber auch einiges schiefgehen. Viele verschiedene Faktoren müssen stimmen.» Die Nervosität hält sich bei von Flüe indes in Grenzen. Nicht nur, weil er jeden Tag für das Konzert übt, sondern auch, weil er weiss, dass das Trio sich auf der Bühne längst bewährt hat. Und die Genre-Frage spielt dann ohnehin keine Rolle mehr. (Text von Tobias Söldi)

 

Hinweis

Samstag, 23. November, 20 Uhr, Kulturzentrum Galvanik. Weitere Infos: www.galvanik-zug.ch.