Sein Wasserfloh ging um die ganze Wel
Musik
50 Alben, 80 Millionen Mal verkauft: Angelo Branduardi singt sich seit über 40 Jahren in die Herzen der Menschen. Am Freitag ist er in Zug.
Zug – Spätestens mit dem Lied vom Wasserfloh im Jahre 1979 kannte man ihn in ganz Europa und gar weit drüber hinaus. Seine Markenzeichen sind – abgesehen vom Musikstil – eine voluminöse Mähne und eine unverkennbar sanfte Stimme mit hoher Färbung.
Der heute 65-jährige Angelo Branduardi ist einer der bekanntesten Liedermacher Italiens und seit über vier Jahrzehnten auf den Bühnen der Welt zu sehen und zu erleben. Ja, seine Musik geht nämlich nicht einfach nur ins Ohr, sondern auf direktem Weg ins Herz. Sie berührt auf ganz eigentümliche Weise. Selbst einfachste Melodien, die Kinderliedern entlehnt sein könnten, verarbeitet Branduardi mit einer oft eigenwilligen instrumentalen Besetzung und seiner charakteristischen Stimme zu einem klingenden Gesamtkunstwerk.
Vertonte Gedichte
Der gebürtige Mailänder lernte im Kindesalter das Geigenspiel. Neben seinem Philosophiestudium beschäftigte sich der junge Branduardi mit dem Vertonen von Gedichten seiner bevorzugten Lyriker. Darunter Sergei Alexandrowitsch Jessenin. Das Lied «Confessioni di un malandrino» – heute noch eines der bekanntesten von Branduardi – gibt ein trauriges Gedicht Jessenins wieder.
Sein Plattendebüt gab Angelo Branduardi 1974. Mit der Veröffentlichung des Albums «Alla fiera dell’est» landete der Musiker einen Riesenerfolg. Das gleichnamige Lied klang um den Globus: Es ist eine Version des rührenden jüdischen Pessach-Liedes «Chad Gadja», das Branduardi adaptiert hat und auf Italienisch wiedergibt.
Poetisch und berührend
Ohnehin basieren zahlreiche von Branduardis Songs auf traditionellen überlieferten Liedtexten, auf alten Sagen, Legenden und Märchen. Auch einer seiner grössten Hits «La pulce d’acqua» auf dem gleichnamigen Album geht auf eine indianische Erzählung zurück, in der ein Mann erkrankt, weil ein Wasserfloh seinen Schatten gestohlen hat. Für die Musik verwendet Branduardi neben eigenen Kompositionen öfters auch Melodien aus Volksliedern aller Herren Länder.
Branduardis Vielseitigkeit – er spielt neben Geige auch diverse Saiten- sowie Blasinstrumente – schlägt sich in Kombination mit der Thematik der Lieder deutlich in der Art seiner Musik nieder: Häufig sind Nuancen mittelalterlicher Marktmusik oder des Minnesangs auszumachen. Allen Liedern ist gemein, dass sie durch eingängige Melodien, die sanfte Stimme Branduardis und eine stets individuelle Instrumentierung leben. Die in mehreren Sprachen interpretierten Songs sind ungemein poetisch, berührend, stimmig und hinreissend. Das einzigartige Charisma Branduardis trägt das Seinige bei.
Branduardi unternahm in den vier Jahrzehnten mehrere überaus erfolgreiche Konzerttourneen durch Italien und Europa, hat insgesamt über 50 Alben und Best-of-Platten veröffentlicht, die lobende Kritiken eingefahren haben und weltweit bislang über 80 Millionen Mal verkauft worden sind. (Andreas Faessler)