Das «Andere» kennenlernen

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Die zweite nationale Austauschwoche dauert noch bis morgen. In Zug wird sie unter anderem mit einer Ausstellung begangen.

  • Die Ausstellung ist noch bis morgen an der Pädagogischen Hochschule zu sehen. Bild: Stefan Kaiser (Zug, 19.11.2024)
    Die Ausstellung ist noch bis morgen an der Pädagogischen Hochschule zu sehen. Bild: Stefan Kaiser (Zug, 19.11.2024)

Zug – «Über 3500 Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Schweiz werden anlässlich der zweiten Austauschwoche die kulturellen und sprachlichen Grenzen innerhalb des Landes überschreiten». So beschreibt es «Movetia»: Die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität organisiert zusammen mit dem Bundesamt für Kultur BAK und den Kantonen die im Jahr 2023 gestartete Veranstaltung zum zweiten Mal.

Unter anderem mit Klassentreffen soll das gegenseitige Verständnis und Sprachlernen gefördert werden. Durch weitere Veranstaltungen und Aktivitäten soll die Austauschwoche schweizweit sichtbar werden. Am Dienstag trafen gar rund 70 Schülerinnen und Schüler Bundesrat Guy Parmelin in Bern. Und die offizielle Medienpartnerin SRG SSR realisiert ein eigenes Projekt, in dem ihre Moderatorinnen und Moderatoren die Arbeitsplätze tauschen und Formate der anderen Sprachregion präsentieren.

Zug fördert den Austausch intensiv

Dahinter steht die Strategie von Bund und Kantonen zur Förderung des sprachlich-kulturellen Austauschs zwischen den Sprachregionen der Schweiz auf Schulebene. Ein breit gefächerter Massnahmenkatalog hat zum Ziel, dass alle jungen Menschen «im Verlauf ihrer Ausbildung oder im Übergang ins Arbeitsleben mindestens einmal an einer längeren Austausch- und Mobilitätsaktivität» teilnehmen.

In der Deutschschweiz lautet die Hauptfrage meist: Wie kann der Sinn des Französischlernens wiederentdeckt, lebendig erfahren und – so würde Pestalozzi sagen – in Köpfen, Herzen und Händen neu verankert werden? Welsche Jugendliche mögen den Deutschunterricht nicht, Deutschschweizer Schulabgänger finden Französisch «unsexy»: In einem winzigen Land scheinen sich die beiden zahlenmässig grössten Bevölkerungsteile jenseits von Röstigraben-Klischees nicht füreinander zu interessieren. Das soll sich ändern. Mit seinem Programm Zug+ fördert der Kanton Zug den Sprachaustausch besonders intensiv und mit grosszügigen finanziellen Mitteln. Das Amt für gemeindliche Schulen arbeitet dabei eng mit der PH Zug zusammen. Sylvia Nadig, die Zuger Austauschverantwortliche, ist gleichzeitig auch PH-Dozentin: «Dies ermöglicht es, die zukünftigen Lehrpersonen bereits während ihrer Ausbildung zu sensibilisieren», beschreibt sie den Vorteil.

Nadig und ihr Team haben für die Austauschwoche in der PH Zug eine kleine Ausstellung konzipiert. Unter dem Motto «Faire un échange – das machi au» und mit fantasievollen Materialien sollen die Lehrpersonen dazu animiert werden, sich mit ihren Klassen an Austausch-Aktivitäten zu beteiligen. Zudem wird dokumentiert, wie fortgeschritten der Austausch zwischen Zuger und welschen (vor allem waadtländischen) Gemeinden bereits ist. Die Zu- sammenarbeitsvereinbarungen, «Chartas» genannt, verbinden nicht nur Jugendliche, sondern auch Lehrpersonen und Schulleitungen. Das Video des Lieds «Elodie» mit dazugehörigem Tanz, von der PH Zug entwickelt, begleitet die Zuger Ausstellung zusätzlich. Der Liedtext beinhaltet Sätze aus allen Landessprachen. Der Austausch mit anderen Sprachregionen findet auf Primarstufe niederschwellig und noch ohne Ortsverschiebung statt. Er funktioniert vor allem über Briefe: Ein von der Post und der PH Zug entworfenes Post-Böxli liefert dazu schönes Briefpapier und Unterrichtsmaterial für die Lehrpersonen. «Der Erhalt der Briefe ist immer ein grosses Ereignis in den Klassen», schildert Nadig begeistert.

Aus der Brieffreundschaft entstehen Begegnungstage, beispielsweise in Freiburg oder Bern; Schulreisen oder Klassenlager können in die andere Sprachregion gelegt werden. Später, auf der Sekundarstufe, wird Rotations- oder gar Einzelaustausch möglich. Gefragt sind dann immer auch offene Eltern, die sich freuen, ein welsches oder deutschschweizerisches «Gspänli» zu beherbergen.

Raus aus der Komfortzone

Sylvia Nadig fasst es gedankenvoll zusammen: «Es geht um weit mehr als Französisch lernen. Es geht darum, die Komfortzone zu verlassen, Unbekanntem zu begegnen, zu wachsen und die Persönlichkeit zu entwickeln.» Die Begegnung mit dem «Anderen» ist das Zentrale: «Im geschützten Rahmen der kleinen Schweiz können wir den Austausch einüben». (Text: Dorotea Bitterli)

Hinweis

Weitere Informationen unter

www.sprachaustausch.phzg.ch.