Spritzenhaus dient neuem Zweck

Kunst & Baukultur

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Mit der Vernissage der einheimischen Künstlerin Julia Hürlimann öffnete das «Kunscht» in Walchwil vor kurzem seine Tore.

  • Die Vernissage zieht viele Interessierte an. Stefan Kaiser (Walchwil, 20.9.2024)
    Die Vernissage zieht viele Interessierte an. Stefan Kaiser (Walchwil, 20.9.2024)
  • Julia Hürlimann, Künstlerin
    Julia Hürlimann, Künstlerin

Walchwil – «Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.» Mit diesem klingenden Zitat von Pablo Picasso hatte die Kulturkommission von Walchwil am Freitagabend ins alte Spritzenhaus geladen. Mit vor Ort: die in Walchwil aufgewachsene Künstlerin Julia Hürlimann. Nein, es sei nicht ihre erste Ausstellung, aber die erste Ausstellung, die sie nicht selber organisiert habe, dazu noch in einem Kunst-Space, sagt Hürlimann im Gespräch mit dieser Zeitung.

Kunst-Space in Walchwil? Genau, bestätigt Gemeinderat Manuel Studer, Vorsteher Bildung und Kultur: «Walchwil weist ein überdurchschnittliches Kulturangebot aus. Dieses wird primär in den Vereinen gepflegt, teilweise mit grosszügiger Unterstützung der Einwohnergemeinde.» Bis anhin habe aber ein Angebot gefehlt, welches bildender Kunst einen Raum gab.

Als Kunst-Space diene nun das Walchwiler Spritzenhaus, welches so eine optimale Zwischennutzung gefunden habe, bevor es möglicherweise der Entwicklung des Zentrumsbogens weichen müsse. «Diese Zwischennutzung ist ein niederschwelliger Test, um herauszufinden, ob wir auch künftig Raum für Kunst in Walchwil bereitstellen sollen. Die Nachfrage der Bevölkerung wird dies beantworten.»

Und die Nachfrage war gross an diesem frühherbstlichen, überaus milden Abend. Die rund hundert aufmarschierten Interessierten sprachen nicht nur dem dargereichten Wein, dem Käse und den Wurstwaren zu, sondern stauten sich auch in den beiden Stockwerken des frisch herausgeputzten Gebäudes. «Als besonderen Akzent haben wir zusätzlich hinter den grossen Flügeltüren der Einfahrt eine Glastüre eingezogen. Dies lässt uns die Möglichkeit, die Türen zum Spritzenhaus immer weit offen zu lassen, sodass man auch in den Raum blicken kann, wenn die Ausstellung geschlossen ist.»

Drei Ausstellungen pro Jahr

Zusätzlich wolle man das Spritzenhaus abends von innen heraus erstrahlen lassen, um den Leuten in Walchwil zu signalisieren, dass hier ein neuer Begegnungsort entstanden sei. Voraussichtlich werden drei Ausstellungen pro Jahr organisiert. Gezeigt werden Arbeiten aus Walchwil wie auch von Kunstschaffenden aus der Region. Studer: «Wir möchten den Begriff Kunst auch möglichst breit fassen. So viel darf schon verraten sein: Wir planen auch eine Kunstausstellung in Zusammenarbeit mit dem Walchwiler Kindergarten, der in direkter Nachbarschaft zu Hause ist.»

Julia Hürlimann stand nach dem Apéro den Interessierten Red und Antwort. Nach dem Besuch der Kanti Zug hat sie kürzlich an der Zürcher Hochschule der Künste nach einem Bachelor in Fine Arts nun auch den Master in visueller Kommunikation gemacht. Ihr gehe es vor allem darum, sich mit ihrer Kunst selber Freude zu bereiten und diese Freude dann weiterzugeben.

Beruflich sehe sie sich gerne als selbstständige Künstlerin arbeiten, aber auch als Illustratorin. Sie sei breit aufgestellt, so habe sie in den letzten eineinhalb Jahren vor allem das Thema Text als Medium in der Kunst bearbeitet, wobei es um Emotionen und Intimität gegangen sei. Dann sei das Bedürfnis aufgekommen, diese Texte mit der Malerei zu verbinden. «Ich denke auch stark so: Meine Ideen entstehen zuerst sprachlich, dann verbinde ich das mit Bildern.» Interessierte haben an ausgesuchten Freitagen die Möglichkeit vorbeizuschauen. Auch die Künstlerin wird an zwei Abenden anwesend sein.

Hinweis

Öffnungszeiten: 4. und 25. Oktober, am 15. November und am 6. und 20. Dezember. Jeweils von 17 bis 20 Uhr.


(Text: Thomas Schaffner)