Im alten Waschhaus blüht das Kunsthandwerk

Art & Architecture

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Sile Beck hat eine spezielle Kunst für sich entdeckt: das Gestalten von Mosaiken. Besonders ist auch ihr Atelier: Es liegt direkt am Zugersee.

  • Sile Beck arbeitet sehr gerne in ihrem Atelier oberhalb der Badanstalt Seeliken in Zug. (Bild Christian H. Hildebrand)
    Sile Beck arbeitet sehr gerne in ihrem Atelier oberhalb der Badanstalt Seeliken in Zug. (Bild Christian H. Hildebrand)

Zug – «Noch vor 25 Jahren wurde hier gewaschen», erzählt Silvia Beck, genannt Sile, Kunsthandwerkerin von Beruf. Heute hat die frühere Primarlehrerin ihr Atelier im «Wöschhüsli» an der Ober Altstadt 20 in Zug, direkt am Zugersee. Das ehemalige «Wöschhüsli» ist nicht nur ein historisches Gebäude, das 1625 erstmals Erwähnung findet, sondern es ist zudem gemütlich und liegt für Sile Beck zweifach ideal: «Ich habe etwas an einem zentralen Ort mit vielen Passanten gesucht», erzählt die 62-Jährige, die zuvor in Unterägeri ihrer Kunst des Mosaiklegens nachgegangen ist. «Hier passt nun alles das Haus, der See, das Kunsthandwerk.» Durch die Lage käme die Kundschaft, und dank der Lage könne sie im Sommer über Mittag schwimmen gehen.

Und manchmal übernachtet Sile Beck sogar in ihrem Atelier am See, aber nur in der warmen Jahreszeit im oberen Stock ist Platz dafür. Sile Becks Atelier ist eine runde Sache: Davor gibt es einen lauschigen Sitzplatz zum Arbeiten, und auf der gegenüberliegenden Seite mit Blick auf Casino und See hat die Kunsthandwerkerin auf einem kleinen Vorplatz einen ihrer Bistrotische ausgestellt. «Die Passanten mögen es, wenn sie mich bei der Arbeit antreffen und Fragen stellen können», berichtet Sile Beck aus ihrem Arbeitsalltag am See. Im Moment findet man die 62-Jährige ebenfalls an der Arbeit – und stellt Fragen.

Viele Handgriffe notwendig

Sile Beck arbeitet gerade an einer Platte für einen Bistrotisch: Mit Kleister klebt sie viele kleine Mosaiksteinchen akkurat auf einen Papierkreis auf. Ist das Bild fertig, wird es gekehrt und die Steinchen mit Fliesenkleber auf einer Betonplatte befestigt. Etwas Wasser aufs Papier, das sich sodann ohne Probleme lösen lässt, und das Mosaik kommt zum Vorschein. Und wie erhält Sile Beck die Betonplatte? Die Künstlerin schmunzelt: «Ich nehme bei Velofelgen die Speichen raus und webe stattdessen ein Gitter aus Draht die Armierung sozusagen. Dann schütte ich Beton auf.» Et voilà: die Tischplatte. Die Gestelle beziehe sie aus dem Gartenmöbelhandel. Drei Tage arbeite sie an einem «gewöhnlichen Mosaik». Zehn Tage könne es gehen, komme etwas Spezielles hinzu, beispielsweise ein Schriftzug.

Steine aus Norditalien

Tatsächlich fällt der Blick auf einen Tisch, dessen Platte das schlichte Wort «Zeit» ziert. «Zeit zu lesen, zu entspannen, einfach nur dazusitzen Zeit, um sich bewusst zu werden: Ich habe gerade welche», erläutert die Künstlerin. Eine schöne Idee. So schillernd wie die zahlreichen Mosaike, die man bei ihr sieht. Manche glitzern besonders – sie sind aus Muranoglas. Sile Beck bezieht die Steinchen aus Norditalien, speziell aus Ravenna, einem Zentrum des Mosaikhandwerks. «Ein Quadratmeter Steinchen aus Muranoglas kostet rund 240 Franken», teilt die Kunsthandwerkerin mit. Und: «Wenn jemand das möchte, kann er bei mir einzelne Steinchen beziehen, für 5 bis 10 Rappen das Stück.» Doch kann man zu Sile Beck auch mit weit grösseren Anfragen kommen: Die 62-Jährige verkauft nicht nur schmucke Bistrotische, sondern sie verschönert auch Böden und Wände mit Ornamenten aus Mosaik. Dreizehn Jahre hat Sile Beck nun schon ihr Atelier im früheren Wöschhüsli. Und ist glücklich: «Das Kunsthandwerk mit Mosaik ist genau das, was ich machen will.» Die Lage ihres Ateliers macht das Glück perfekt. Vielleicht geht sie ja heute noch eine Runde schwimmen, es ist so heiss wie in Italien.

ALS ZUGER-FERIENPASS-REPORTERINNEN WAREN UNTERWEGS: LARISSA SCHNEIDER, LENA RUDOLF, SHEREEN CHRISTEN, NORA ZUMBÜHL, ISABELLA COLORU, VALERIA KUNZ.