50 Jahre im Dienste der Jugendkultur
Dies & Das
Seit fünf Jahrzehnten unterstützt und begleitet der Verein Zuger Jugendtreffpunkte junge Menschen auf ihrem Weg.
Zug – Der Verein Zuger Jugendtreffpunkte (ZJT) feiert dieses Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum. Gross gefeiert wird am 30. November im Jugendkulturzentrum industrie45 an der Industriestrasse 45 in Zug. In einer sogenannten «Früschluftdisco» soll zu viel Musik aus verschiedenen Dekaden getanzt und gefeiert werden. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltungsart, die in den 1980er-Jahren bekannt war, als noch in Discos geraucht und dieses Format jedoch mit rauchfreier Tanzfläche organisiert wurde.
Am Freitag, 13. September, fand bereits die erste Festlichkeit des Jubiläumsjahrs mit geladenen Gästen statt. Auch das Format «Freitag, der 13.» gab es bereits in der Geschichte des Vereins. 1990 wurde das Provisorium Jugendbeiz «Chaotikum», eine Baracke auf dem Platz des heutigen Podium 41, eröffnet. «Es entstand eine kleine Oase für Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, welche an anderen Orten nicht so gern gesehen wurden», erinnert sich Hansruedi Küttel, ehemaliger Präsident und eines von rund zehn Gründungsmitgliedern des ZJT. Die Organisation dieser Jugendbeiz übernahm nach einiger Zeit der ZJT.
Personen aus der Zuger Politik und Wirtschaft waren anfänglich skeptisch gegenüber der Jugendbeiz eingestellt, weil sie Lärm und chaotische Zustände befürchteten. Die damalige Veranstaltung «Freitag, der 13.» diente dazu, diese Personen mit Vorbehalten einzuladen und sich mit ihnen und anderen Zugerinnen und Zugern zu vernetzen. «Die Veranstaltung hat viel zur Beruhigung der Fronten beigetragen. Ausserdem konnte so viel Geld durch die Bestellungen der Gäste für den Verein eingenommen werden, was damals dringend gebraucht wurde», erinnert sich Küttel.
Fünfzig Jahre nach seiner Gründung verfügt der Verein über drei etablierte Bereiche: das Jugendkulturzentrum industrie45, die mobile Jugendarbeit Jugendanimation Zug Jaz sowie den Jugendtreff Herti. «Diese dienen als zentrale Anlaufstellen für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13 bis 25 Jahren aus der Stadt und Region Zug», sagt Patrick Leemann, 44, Bereichsleiter der «i45». Der Verein setze die Offene Jugendarbeit in professioneller Weise um, entsprechend den bestehenden Leistungsvereinbarung mit der Stadt Zug.
Leemann selbst hatte schon in den 1990er-Jahren einen Proberaum für seine Band in der «i45» und hat aktiv Konzerte mit anderen Jugendlichen organisiert. «Wer einmal in Berührung mit dem ZJT kommt, der bleibt meist sehr lange Teil dieser Kultur», weiss der ausgebildete Soziokulturelle Animator.
Lobbyarbeit und Vernetzung
«In den 1970er-Jahren wurden in vielen Schweizer Städten autonome Jugendzentren gefordert. So auch 1972 in Zug von einer Gruppe aktiver, engagierter junger Leute», so der 80-jährige Küttel. Die Gruppe traf sich jeweils im Obergeschoss des damaligen Café Ritz beim Landesgemeindeplatz. «Ich war damals in der Berufsbildung tätig und hatte viel mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun. Ich wollte sie aktiv unterstützen und ihnen einen passenden Raum zur Entfaltung ihrer Ziele und Wünsche geben», erzählt Küttel weiter.
Ein Teil dieser engagierten Gruppe, welcher mit der Stadt zusammenarbeiten wollte, gründete 1974 den neuen Verein ZJT. «Das Wichtigste, um die jungen Menschen zu unterstützen und zu begleiten, waren schon vor 50 Jahren und sind auch heute noch die engagierten Mitarbeitenden und die vielfältigen Ressourcen an Raum und Material, die den Jugendlichen zur Verfügung stehen, um ihre Projekte zu verwirklichen», ist sich Küttel sicher. Die Verantwortlichen würden immer wieder darüber staunen, was die Jugendlichen für Projekte und Veranstaltungen auf die Beine stellen.
Eine weitere wichtige Ressource ist der Vereinsvorstand, der die strategische Arbeit auf ehrenamtlicher Basis ausführt. «Das ist eine unverzichtbare Grundlage für die Umsetzung der Jugendarbeit. Zu unseren Aufgaben gehören neben der strategischen Führung unter anderem auch die politische Lobbyarbeit und die Vernetzung im Gemeinwesen, auf die der Verein ZJT dringend angewiesen ist», sagt Lea Hägi, langjähriges und aktives Vorstandsmitglied.
Die Stadt Zug vertraue dem ZJT die Umsetzung der Offenen Jugendarbeit an. «Im Laufe der Jahre hat sich eine zuverlässige Zusammenarbeit entwickelt, die sowohl vom ZJT als auch seitens der Stadt sehr geschätzt wird», fährt die 42-jährige Hägi fort. Hansruedi Küttel fügt an: «Im Kern sind die Aufgaben bis heute dieselbe geblieben. Die Begleitung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die Selbstständigkeit, die Unterstützung und Förderung beim Kompetenzerwerb und bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.» Diese Kernaufgaben würden heute auf viel professionalisierter Ebene ausgeführt werden.
Offenheit, Freiwilligkeit und Bedürfnisorientierung
Zentrale Werte dabei seien, so sind sich alle drei einig: Offenheit, Freiwilligkeit und Bedürfnisorientierung. «Die Grundhaltung ist, die Zielgruppe möglichst weitgehend an der Entwicklung von Projekten, Angeboten und Aktivitäten zu beteiligen», so Leemann abschliessend.
Für den ZJT stehen nebst den Feierlichkeiten in Zukunft auch nachbarschaftliche Veränderungen an. Beim «i45» ist der Bau eines Hochhauses vorgesehen. Die Räumlichkeiten des Jugendkulturzentrums stehen ebenfalls auf dem Perimeter des Bauprojekts Schleifepark, das Teil der räumlichen Gesamtstrategie Zug 2040 ist. Der Verein hofft auch künftig auf eine verständnisvolle Nachbarschaft, die nicht zu empfindlich auf gelegentliche Konzerte und andere Veranstaltungen reagiert.
Hinweis
Der ZJT zählte in den 50 Vereinsjahren mehr als 80 Vorstandsmitglieder. Nicht zu allen besteht heute noch Kontakt. Der Verein würde sich freuen, wenn ehemalige Vorstandsmitglieder bei Interesse in Kontakt mit dem ZJT treten würden unter
lea.haegi@zjt.ch.
(Text: Tijana Nikolic)