Zuger Hexenprozesse historisch aufarbeiten

Brauchtum & Geschichte

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Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert fanden auch in Zug Hexenprozesse statt. Mindestens 195 Menschen starben.

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Zug – Im Kanton Zug lassen sich von 1559 bis 1738 mindestens 195 Opfer des Hexenglaubens nachweisen. Von diesen wurden 188 Personen – vornehmlich Frauen – zum Tode verurteilt, während sieben weitere an den Folgen von Folter oder monatelanger Turmhaft starben. Wobei die Dunkelziffer relativ hoch ist. Es wird mit rund 200 bis 300 Opfern von Hexenprozessen gerechnet. Aktuell findet sich bei der Schutzengelkapelle in Zug ein Eisenkreuz, das aller dort Hingerichteten gedenkt. Zu wenig fanden die Kantonsrätinnen Tabea Zimmermann Gibson (ALG/Zug), Anna Bieri (Mitte/Hünenberg), Barbara Gysel (SP/Zug), Carina Brüngger (FDP/Steinhausen) sowie Kantonsrat Martin Zimmermann (GLP/Baar).

In einem Postulat baten sie den Regierungsrat, «ein Zeichen gegen das Vergessen und eine Anerkennung der zum Tode verurteilten Menschen zu setzen». Ein Denkmal, das an die vielen Opfer der Hexenprozesse erinnert, soll es sein. Zentral gelegen und gut sichtbar.

Eine immaterielle Gedenkstätte

In seiner Antwort anerkennt der Regierungsrat die Notwendigkeit eines Gedenkens an die Opfer der Zuger Hexenprozesse. Er stellt allerdings infrage, ob dies in der Form einer zusätzlichen Gedenkstätte sein müsse. «Baudenkmäler als Erinnerungsorte werden dabei traditionell in unmittelbarer Nähe der historischen Ereignisse errichtet», schreibt die Regierung.

Und nennt einige Beispiele, wie das Denkmal für die verstorbenen und im Beinhaus St. Michael in Zug beerdigten internierten Franzosen der Bour­baki-Armee, das Vorstadt-Denkmal in Erinnerung an das Unglück vom 5. Juli 1887 neben der heutigen Katastrophenbucht und in jüngster Zeit die Gedächtnisstätte des Zuger Attentats vom 27. September 2001 beim Regierungsgebäude.

Ebenso wichtig für das Gedenken seien neben physischen Stätten auch immaterielle Gedenkstätten. Eine solche zu erschaffen, sei unlängst in Auftrag gegeben worden: die moderne Kantonsgeschichte. Ziel dieses Vorhabens sei es, «die Geschichte des Kantons Zug umfassend zu erforschen, zu veröffentlichen und zugänglich zu machen», so die Regierung. «Im Rahmen dieses Projekts werden auch die Geschehnisse rund um die in Zug hingerichteten Menschen untersucht, unabhängig davon, ob ihre vermeintlichen Vergehen real oder fiktiv waren», heisst es in der Antwort. Dabei erführen auch die Hexenverfolgungen und die Hexenprozesse im Kanton Zug eine entsprechende wissenschaftliche Aufarbeitung. «Diese Untersuchungen werden in den grösseren Kontext der ­Sozial- und Gesellschaftsgeschichte sowie der Randgruppenproblematik der Frühen Neuzeit eingebettet.»

Das Anliegen bereits umgesetzt

Für den Regierungsrat ist klar, dass die aktuelle Gedenkstätte im Schutzengel genügt. «Gemeinsam mit der wissenschaftlichen Forschung und Vermittlung wird dem Anliegen bereits entsprochen, eine aktive und aufgeklärte Erinnerungskultur zu fördern, die sowohl den Opfern der Vergangenheit gerecht wird als auch einen bewussten Umgang mit Geschichte und Erinnerung ermöglicht.» Allerdings soll das Staatsarchiv klären, «ob das bestehende Kreuz mit den gewonnenen Erkenntnissen aufgewertet werden kann – etwa durch die Anbringung einer neuen Hinweistafel». Die Regierung beantragt, das Postulat erheblich zu erklären und als erledigt abzuschreiben. (Text von Harry Ziegler)