Sprudelnde Freude an der Musik

Musik

,

Das Akkordeon-Orchester Zug-Baar lud zu seinem Frühjahrskonzert junge Gäste aus den Musikschulen Hünenberg, Zug und Cham ein.

  • Dirigent Sergej Simbirev (Mitte) und das Orchester empfangen den Applaus im Baarer Gemeindesaal. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 15. 6. 2024)
    Dirigent Sergej Simbirev (Mitte) und das Orchester empfangen den Applaus im Baarer Gemeindesaal. Bild: Jan Pegoraro (Baar, 15. 6. 2024)

Baar – «Notentanz» übertitelte das Akkordeon-Orchester Zug-Baar (AOZB) sein diesjähriges Frühlingskonzert. Der Name war gut gewählt: Die während zwei Stunden unter Sergej Simbirevs Dirigat dargebotene Musik im Baarer Gemeindesaal hüpfte und tänzelte, schwebte und walzte und sprudelte über alle Genre- und Landesgrenzen hinweg, dass es eine Freude war. «Es erwartet Sie heute ein Programm zwischen Klassik und Pop, Russland und Spanien, mit einem Abstecher nach Argentinien», hatte Moderator Urs Roth-Cuony das Publikum anfangs begrüsst.

Die Hälfte der Stücke wurzelten in der Romantik und evozierten Stimmungs-, Landschafts- oder Traumbilder. Die 13 Akkordeonistinnen des AOZB, verstärkt durch Gastspieler Dragan Miletic, Bassist Walter Kaufmann und Ivo Mohr an der Perkussion, bewiesen, wie sehr ihr Instrument geeignet ist, Seelen- und Gefühlsmusik zu machen.

Eine vom AOZB-Gründer Dieter Schmitz arrangierte Fantasie aus Verdis Oper «La Traviata» erinnerte an die tragische Geschichte der zwischen Liebe und Luxus schwankenden, todkranken Edelprostituierten Violetta Valéry. Und bot als potpourri-artiger Konzertauftakt Gelegenheit für solistische Momente, Trommelwirbel und wuchtige Schlussakkorde.

Vier Szenen aus Tschaikowskys Balletsuite «Schwanensee» riefen Bilder von weissen Tütüs, Spitzenschuhen und unheilvollem Märchen-Schicksal hervor. Von Alexander Borodin erklang «Eine Steppenskizze aus Mittelasien», und im Publikum glaubte man die gewaltige Weite der Wüste samt Kamel-Getrappel wahrzunehmen, aber auch den fremden Zauber einer orientalischen Melodie, die in zarten Triangel-Tropfen endete.

Rasantes «Balkanfieber» reisst Publikum mit

Und mit Isaac Albéniz «Asturias» aus «Suite Española» war man schliesslich im Spanien des 19. Jahrhunderts, vernahm den Wechsel zwischen rasant-nervöser Rhythmik und sehnsüchtig fragender Melodie, samt perkussiver Kastagnetten-Imitation.

Die zweite Konzerthälfte entführte das Publikum einerseits nach Argentinien, zu Astor Piazzollas «Close your eyes and listen» und «Libertango», andererseits zu modernen Stücken wie dem äusserst temperamentvollen «Potz Blitz» (Hans-Günther Kölz), in welchem Sergej Simbirev den Dirigentenrock ablegte, um selbst zum Akkordeon zu greifen und im Duett mit Dragan Miletic zu solieren. Das Publikum liess sich von Virtuosität und Enthusiasmus mitreissen, um dann noch John Miles’ grösstem Hit «Music» (1976) zu lauschen.Dirigent Simbirev, der an diversen Zuger Musikschulen lehrt, war so etwas wie der rote Faden in der Wahl des Nachwuchses, den das AOZB als Gäste geladen hatten. Da war zunächst die «Moos-Band» der Musikschule Hünenberg, die Geschwister Lea (Fagott), Corinne (Flöte) und Thomas Moos (Klarinette). Für das Konzert hatten sie sich mit dem jugendlichen Schwyzerörgeli-Spieler Nino Villiger zusammengetan, der von Simbirev unterrichtet wird. Nach einem Eröffnungsstück von Mathias Landtwing boten sie lüpfige Schweizer Volksmusik dar, so zum Beispiel «Im Örgelihuus» oder «Engadiner Nussknacker» von Arno Caflisch.

Als zweite Formation fuhr der «Ost-Express» über die Bühne – junge Akkordeonisten der Musikschulen Zug und Cham, von denen manche Balkanwurzeln haben. Dementsprechend ging die Post ab. Gabriel Paljutca, Marco Lazic, Luka Lazic, James Lilley, Gian Andrin Scherer und Samuel Bamert spielten, unterstützt von Lehrer Simbirev, «Balkanfieber» (Hans-Günther Kölz), einen volkstümlichen «Siebenachtel-Tanz», den mazedonischen Tanz «Ivanica» und den rasanten serbischen «Užičko Kolo». Die Finger flogen über Tasten und Knöpfe, die jungen Männer solierten und improvisierten, was das Zeug hielt. Das Publikum war hell begeistert. (Text von Dorotea Bitterli)