Schadenfreude ist erlaubt
Theater & Tanz
Die Kulisse Zug feiert mit Urs Widmers Theaterstück «Top Dogs» im Burgbachkeller eine erfolgreiche Premiere – unter neuer Regie.
Zug – Im Anzug und elegantem Kleid treffen sich die ehemaligen Führungskräfte bei der «New Challenge Company», einer Outplacement-Firma. Noch immer können einige nicht begreifen, was passiert ist, obwohl sie ihren Job mit voller Kraft und der nötigen Härte ausgeführt haben, wenn es um Marketingstrategien und Gewinnmaximierung ging. Und ebenso um Macht, viel Geld und Status.
Nun das Desaster: Sie alle wurden entlassen und erleben jetzt das, was sie selbst schon ihren Mitarbeitenden angetan haben. Klar wollen alle ihre Karriere fortsetzen. So auch Herr Fehr (gespielt von Beat Wormstetter), der arrogant auftretend, sich immer mehr erregend, davon spricht, welche wichtige Position er hat, und dass er für seine Firma eine Zusammenarbeit abklären soll. Doch Firmenleiterin Frau Maag (Gabriela Widmer-Annen) macht ihm zusammen mit der Psychologin Jenni (Katja Stocklin-Kappeler) unmissverständlich klar, dass er, wie die anderen, entlassen wurde und nun neue Perspektiven zu suchen sind.
Der Weg wird hart und schmerzvoll, wenn, wie am vergangenen Samstag im Burgbachkeller im Stück «Top Dogs», bei den Protagonisten die Fassaden bröckeln und Emotionen aufbrechen beim Berichten über ihre Kündigungen. Das Publikum erlebt mit, wie sehr der Job, von dem sie weiterhin nur in Millionenumsätzen sprechen, ihre Persönlichkeit beeinflusst hat. Wie sie ihm sogar Gesundheit, Familie und Beziehungen geopfert haben.
Manche sind so fast zu Monstern geworden, Frau Bigler (Pia Iranyi) redet sogar von Krieg, wenn es um die Konkurrenz geht. In rasch wechselnden Gruppenszenen, Rollenspielen und Bewegungsübungen entstehen tragische und komische Situationen. Am Schluss bleiben Träume. Wie es für alle ausgeht, wird aber nicht verraten. Das Publikum darf über die ehemals da oben ruhig eine gewisse Schadenfreude empfinden.
Regisseurin war an der Uraufführung
Unter der Regie der Regisseurin Käthi Vögeli, 68, aus Olten hat das Ensemble der Kulisse Zug das Stück «Top Dogs» von Urs Widmer (1938–2014) einstudiert. Der Autor hatte das mit viel Ironie gewürzte Drama zusammen mit Regisseur Volker Hesse und dem Ensemble des Theaters Neumarkt erarbeitet. Käthi Vögeli sagt: «Ich habe das Stück 1996 an der Uraufführung gesehen.»
Jetzt empfinde sie Freude, es hier zu inszenieren. «Im Vorfeld konnte ich mit Volker Hesse Kontakt aufnehmen und über Details sprechen. Mit dem Einverständnis des Verlages haben wir den Mundarttext in Bezug auf die Firmennamen aktualisiert und sprachlich leicht überarbeitet.» Statt ursprünglich acht wirkten nun elf Personen mit. Zudem seien mit drei Männern neue Spieler gefunden worden.
Für Vögeli ist es die erste Inszenierung mit dem «Kulisse»-Team, und sie sagt: «Alle haben unglaublich engagiert mitgewirkt und mitgedacht, sie waren bereit, in die Tiefe zu gehen. Im Stück gibt es keine Hauptrolle, das ganze Ensemble wirkt gleichberechtigt mit.»
Die Idee des Bühnenteams, als Mobiliar die leichten, goldfarbigen Bauklötze zu verwenden, kommt dem Spielfluss zugute. Sie werden als Stehpulte, Sitze oder als «Porsche-Imitation» von den Darstellenden – von Agatha Imfeld passend eingekleidet – selber mobil eingesetzt. Die Musik hat der Saxofonist, Instrumentalist und Sounddesigner Fabian Capaldi eigens für das Stück der Kulisse Zug komponiert.
In Verbindung mit dem Licht gelingt es ihm, mit Pianoklängen und elektronischem Mischsound, die steigende Spannung mit subtilen bis zu dynamischen Effekten zu verstärken. Das Publikum dankte zuletzt mit sehr grossem Applaus den engagiert agierenden Darstellenden, der Regisseurin und dem ganzen Team im Hintergrund für das unterhaltsame, eindrückliche Erlebnis.
Hinweis
Die Kulisse Zug spielt das Stück «Top Dogs» im Burgbachkeller bis 9. November. Genaue Daten unter www.burgbachkeller.ch.
(Text: Monika Wegmann)