Ein Dromedar weckt die Kreativität

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Geschichtenerzähler Severin Hofer entführte das Hünenberger Publikum in die Abenteuer-Welt eines «Wüstenschiffs».

  • Severin Hofer und sein Dromedar wussten die Kinder bestens bei Laune zu halten. Bild: Daniela Gerer (Hünenberg, 7.9.2024)
    Severin Hofer und sein Dromedar wussten die Kinder bestens bei Laune zu halten. Bild: Daniela Gerer (Hünenberg, 7.9.2024)

Hünenberg – Unter dem Schutz eines Sarasani-Zeltdachs stand am verregneten Samstagnachmittag ein (Plüsch)-Dromedar auf einer Bühne aus drei Tischplatten. Das einhöckrige «Wüstenschiff» mit den dichten Wimpern sei einst unerwartet im Garten des Erzählers aufgetaucht. Doch wie war es dorthin gelangt? Im Verlauf der inszenierten Erzählung begab sich Severin Hofer gemeinsam mit den Kindern auf eine spielerische Suche nach möglichen Erklärungen für die ungewöhnliche Erscheinung.

Anhand grossformatiger Fotografien präsentierte der Autor dem jungen Publikum acht überraschend kreative Varianten und ermutigte die Kinder, mit ihren eigenen Ideen zur Lösung des Rätsels beizutragen. Zwei der erzählten Episoden stachen besonders hervor und zeigten, dass das Stück weit mehr war als ein interaktives Ratespiel.

Die Reise ins Ungewisse

In einer Szene stand das Dromedar in seinem Stall in der Wüste und beobachtete das täglich vorbeifahrende Postauto. Erst als es «Mut» am Strassenrand entdeckte und aufsammelte, überwand es seine Bedenken und trat seine Reise ins Ungewisse an – nach einer Reifenpanne sogar auf dem Rücken der Postbus-Chauffeuse.

In einer anderen Variante verirrte sich das Dromedar in einem dichten Wald und stiess auf eine rotglänzende Telefonzelle. Die vagen Anweisungen, die es am Apparat erhielt, führten es «irgendwo ins Nirgendwo» – ein Sinnbild für die Orientierungslosigkeit, der man nur mit Vertrauen ins Unbekannte begegnen kann. Beide Geschichten spiegelten somit zentrale Fragen des Lebens wider, ohne dabei die Leichtigkeit der kindlichen Fantasie zu verlieren.

Überraschendes Ende

In jeder Version der spannenden Abenteuer-Erzählung hatte das Dromedar am Ende eine schlüssige Ausrede parat, warum auch diese Variante nicht stimmen konnte. Das überraschende Ende sei jedoch an dieser Stelle nicht verraten, da sich Erzähler und Dromedar noch immer auf (Lese-)Reise in der Zentralschweiz befinden.

Die kreativen Ideen der ­Kinder im Publikum jedenfalls machten deutlich, dass es im Leben oft weniger auf die eine richtige Antwort ankommt, sondern auf den Mut und die Fantasie, mit denen wir uns unseren Herausforderungen stellen. Manchmal sind es eben die wildesten Geschichten, die uns den Weg zu unerwarteten Einsichten ebnen.

Abseits solcher philosophischen Betrachtungen war der Nachmittag ein voller Erfolg, was die strahlenden Gesichter der Kinder und das rege Interesse am Buch zum Theaterstück bewiesen. Die achtjährige Sabia Crisovan aus Baar brachte es schliesslich auf den Punkt: «Das Dromedar war echt cool, und dass wir es am Ende sogar streicheln durften, war das Beste!»

Das Hü-Fäscht: eine Feier der Gemeinschaft

Das Mitmachtheater war nur ein Teil des diesjährigen «Hü-Fäscht», eines Dorffestes, das 2022 ins Leben gerufen wurde und seither auf der zentral gelegenen Hünenberger Festwiese stattfindet. Dominik Barmet, Organisator des Festes und Experte für Baurecht und Energie in der Gemeinde, unterstrich die Bedeutung der lokalen Verwurzelung: «Unser grosses Anliegen war es, die lokalen Initiativen, Künstler und Unternehmen zu unterstützen. Das Hü-Fäscht ist ein Fest unserer Vereine, für Hünenberg und Umgebung.»

Trotz des strömenden Regens, der das Fest unter die schützenden Dächer der Zelte zwang, blieb die Stimmung ungebrochen. Den krönenden Abschluss des Tages bildete der rockige Auftritt der sechsköpfigen jungen Sinser Band Tom & Thierry um die stimmgewaltige Sängerin Anja Burkhardt. Mit einer Mischung aus legendären Coverhits sowie eigenen Songs begeisterten sie das Publikum und machten deutlich, wie lebendig und vielfältig die lokale Kultur in Hünenberg ist. (Text: Daniela Gerer)