«Weihnachtszauber» gegen die Kälte
Musik
«Ein Konzert zum Mitsingen und Sich-verzaubern-Lassen»: Mit diesem adventlichen Projekt belebt die Zuger Sinfonietta die Tradition der Weihnachtssingen wieder, die früher in Zug alljährlich gepflegt wurde.
Zug – Kurz vor dem ersten Advent: Die Bühne im Theater Casino Zug ist noch grösser als sonst, vertieft nach hinten mittels vier Stufenpodien. Davor der klassische Orchestergraben, der sich schnell mit etwa vierzig jugendlichen und erwachsenen Instrumentalisten und Instrumentalistinnen füllt. Daneben ein hell erleuchteter Tannenbaum. Und viele Menschen – von ganz Jung bis ganz Alt – besetzen die Zuschauerränge beinahe bis auf den letzten Platz.
Dann kommen die kleinen Hauptpersonen auf die Bühne: Ein riesiger Kinderchor, Dritt- bis Sechstklässler aus dem ganzen Kanton. Insgesamt sind es 15 Primarklassen, zusammen mit ihren Lehrpersonen – alle in schwarzen Hosen und weissen Blusen. Patricia Samaniego betritt das Dirigentenpult: Die engagierte Musikschullehrerin, Gesangspädagogin, Kinder- und Jugendchorleiterin, die auch arrangiert und komponiert, leitet das «Weihnachtszauber»-Konzert. Sie hebt ihren Stab und los geht’s – hinein in eine instrumentale Ouvertüre voll festlichen Glanzes.
Klingende Reise um die Welt
Im Zuschauerraum fotografieren und filmen Mütter und Väter ihre Sprösslinge, als es auf der Bühne gleich weitergeht – «mit Pauken und Trompeten» sozusagen. Das erste Chorlied gilt dem «Stern über Bethlehem», der den Weg zeigen soll, und die Kinder singen lauthals, indem sie gleichzeitig den Text mit Gesten illustrieren.
Rahel Zinsstag moderiert das vorweihnächtliche «Konzert zum Mitsingen». Sie erzählt, dass sich mit diesem Abend eine alte Zuger Tradition erneuere, die früher von Aldo Caviezel getragen wurde. Produziert und organisiert habe den Anlass die Zuger Sinfonietta in Zusammenarbeit mit dem Theater Casino Zug, der Theater- und Musikgesellschaft Zug und der Fachstelle Musikvermittlung der PH Zug. Ein Ad-hoc-Orchester aus Sinfonietta-Profis und talentierten Nachwuchsmusikerinnen und -musikern begleite das Singen.
Während der folgenden Stunde nimmt der winterliche «Weihnachtszauber» das Publikum mit auf eine Reise um die Welt: Jesu Geburtstag wird überall gefeiert, auf vielfältige Art, je nach Kulturkreis. Da ist «Glisch Nuviala» (das «neue Licht») in Rumantsch aus dem Graubünden. Gefolgt vom heiter-hüpfenden, mehrstimmig verflochtenen «Noel Noel», das nicht etwa aus Frankreich, sondern aus England stammt, denn «Noel» ist auch ein altenglisches Wort für Weihnachten. Die Geschenke kämen dort in «Christmas Stockings» (Weihnachtssocken), so Zinsstag. Das argentinische «Vamos, pastorcillos» berichtet von den Hirten, denen Engel die Geburt Jesu verkünden. Aber wie ist das wohl in Südamerika, wo das Christfest bei dreissig Grad im Schatten gefeiert wird? Aus Frankreich kommt die bekannte Melodie von «Les anges dans nos campagnes»; bei ihrem hymnischen Refrain «Gloria in excelsis Deo» darf der ganze Saal mitsingen. «La bûche de Noël», eine französische Schokoladenroulade, erinnere daran, so Zinsstag, dass die Asche verbrannter Baumstämme auf die Felder verteilt wurde, um sie fruchtbar zu erhalten.
Mehrsprachiger Weihnachtsgruss
«The Little Drummer Boy» aus den USA – begleitet von viel Trommelwirbel und Piccolo-Pfiffen – erzählt die Geschichte von einem Jungen, der so arm war, dass er dem Jesuskind mangels eines Geschenks ein Ständchen dargebracht habe. Und das Lied «Was isch das für en Nacht» aus der Schweizer «Zäller Wiehnacht» lässt wohl so manchen Erwachsenen an eigene Kinderweihnachtsgefühle zurückdenken – an Kerzenlicht und Guetzli-Düfte.
Alle Lieder des Konzerts sind so arrangiert, dass auch kleine Solistinnen und Solisten zum Einsatz kommen. Zum Schluss tragen sieben Kinder in sieben Sprachen den Weihnachtsgruss vor. Und ein jazziger Gospel voller Swing nimmt alle im Saal mit: «This little light of mine, I’m gonna let it shine». Auf der Nordhalbkugel ist der Weihnachtszauber – Kerzen, Bäume, Krippen, gemeinschaftliches Backen, Kochen und Essen, fröhlich-besinnliches Feiern und Musizieren – auch ein Mittel gegen winterliche Kälte und Dunkelheit. (Text von Dorotea Bitterli)