Bronzerelief lässt Fachleute rätseln
Brauchtum & Geschichte
Für das Zuger Amt für Denkmalpflege und Archäologie verlief das Jahr 2024 spannend.
Zug – Hinter den unzähligen Tonscherben, Knochen, Holz- und Eisenstücken, die im Kanton Zug im Boden oder See gefunden werden, stecken Geschichten vom Leben der Menschen in früheren Zeiten. Trotz oft mühseliger Arbeit werden diese Funde von Fachleuten ans Licht geholt, gereinigt, zusammengesetzt, wissenschaftlich abgeklärt, um sie später in den Museen zu präsentieren.
Am traditionellen Jahresrückblick vom Sonntagnachmittag liess sich im Wilhelm-Gebäude in Zug viel Publikum über die wichtigsten Neuigkeiten im 2024 informieren. Mit spannendem Hintergrundwissen und vielen Fotos wurden der aktuelle Stand der Ausgrabungen und die spektakulärsten Funde an verschiedenen Orten im Kanton Zug präsentiert.
Eingangs erwähnte Karin Artho, Leiterin des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie, dass die Öffentlichkeit an den Forschungen sehr interessiert sei, dies habe eine Umfrage ergeben.
Kleine Ausgabe für die Bevölkerung
«Wenn ein Haus saniert oder abgerissen werde, gehen auch wir graben, um die Kulturgüter zu retten. Wir nehmen sie heraus, dokumentieren und konservieren sie. Erst später erfolgt die Auswertung, und es gibt einen wissenschaftlichen Bericht, wie der neue, grosse Band über die Fischerhütten im Kanton Zug. Er hat breite Kreise erreicht. Für die Bevölkerung gibt es nun eine kleine Ausgabe.»
Anette JeanRichard, Leiterin Abteilung Bauforschung und Mittelalterarchäologie, stellte die spektakulären Funde aus der Grabenstrasse 26 in Zug vor. Hier wurden neben Gebetsringen verborgene Wandmalereien entdeckt. Zudem orientierte sie, dass das mittelalterliche Zug nicht nur eine, sondern vier Stadtmauern besass, was bei der Sanierung der Grabenstrasse zum Vorschein kam.
In der Wishalde in Baar gibt es immer wieder spektakuläre Funde, wie das spezielle Abzeichen – ein Bleirelief, das auf einen bereits im 13. Jahrhundert bestehenden Pilgerweg hindeutet. Auf der grossen Fläche seien auch von Sondengängern, sogenannten Sondlerinnen und Sondlern, zahlreiche Objekte wie Münzen und Ringe gefunden worden – überdies aber auch viel Abfall.
Als einer der Höhepunkte 2024 wird das auf der Baarburg von einem Sondengänger entdeckte, gut erhaltene römische Bronzerelief gesehen: Darauf kämpft ein Eber gegen einen Löwen. Über die Funktion rätseln die Fachleute aber noch immer. Auch Gishan Schaeren wusste Interessantes zu berichten, so über die grosse Fläche im Äbnetwald, wo der im Jahr 2023 bei Rettungsgrabungen entdeckte römische Gebäudekomplex langsam zum Vorschein kommt.
Viel Arbeit am römischen Gebäude
«Wir haben Mengen von Keramikscherben und anderen Teilen gefunden. Unsere Öffentlichkeitsarbeit wird sehr geschätzt, es kamen bereits rund 1500 Besuchende.» Daneben befinde sich eine weitere Fläche, die zur Untersuchung vorbereitet werde. Neu sei auch die überraschende Entdeckung eines Grabes aus der Bronzezeit. Dieses befinde sich erfreulicherweise auf Zuger Boden, denn der Rest des Grabungsareals gehöre dem Kanton Zürich.
Schaeren berichtete weiter von einem Hausgrundriss im Zugersee vor Oberrisch: «Wöchentlich finden Tauch-Inspektionen im See statt, um archäologische Reste zu finden. Dabei kam letztes Jahr ein Messer zum Vorschein. Auch Detektoren spielen bei Tauchgängen eine Rolle.» Von weiteren Pfahlsiedlungen im Zugersee wisse man auch bei Risch. Um weitere Fundstellen zu finden, werde auf dem See ein Projekt mit der Uni Kopenhagen durchgeführt.
Ein Foto der Räumlichkeiten, wo die Fachleute die Auswertungen durchführen, zeigt, dass hier unzählige kleine und kleinste Fundteile auf die weitere Bearbeitung warten. Trotzdem sind die Fachleute bereit, diese Sisyphusarbeit zu leisten, damit wir alle mehr über das Leben der Vorfahren aus vergangenen Zeiten erfahren. Zuletzt drängte sich das Publikum rund um den Tisch, um schöne Fundstücke im Original zu bestaunen, und man liess sich gerne von den Fachleuten darüber orientieren. (Text: Monika Wegmann)