Fusseln, Flusen, Fegen... Wie putzt man ein Museum?

Brauchtum & Geschichte

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Im Rahmen des Grosselterntags durften Familien einen Blick hinter die Kulissen des Museums Burg Zug werfen und in zwei Workshops spielerisch erfahren, was es bedeutet, ein historisches Gebäude in Schuss zu halten.

  • Spielerisch erfahren die Kinder und ihre erwachsenen Begleiterinnen und Begleiter, wie man im Museum richtig sauber macht.
    Spielerisch erfahren die Kinder und ihre erwachsenen Begleiterinnen und Begleiter, wie man im Museum richtig sauber macht.

Zug – «Das grosse Putz-Abenteuer im Museum» - unter dieses Motto stellte das Vermittlungsteam des Museums Burg Zug den diesjährigen Grosselterntag, der seit 2016 am zweiten Sonntag im März stattfindet. «Grosseltern leisten Tausende Stunden an freiwilliger und unbezahlter Betreuungsarbeit der Enkelkinder», so war in der Medienmitteilung zu lesen. «Der Grosselterntag hat zum Ziel, ihr grosses Engagement für ihre Familien sichtbar zu machen und zu würdigen.»

Der etwa zweistündige Workshop war für Kinder ab fünf Jahren ausgeschrieben und fand zweimal statt. Er führte von unten nach oben durch sieben der wichtigsten Ausstellungsräume der Burg – immer mit dem Fokus auf der Frage: Wie putzt man Räume, die so alt sind und so wertvolle Gegenstände enthalten? Zusammengefasst: Anregender, überraschender und lustvoller kann man Museumsvermittlung kaum gestalten. Das wurde gleich zu Beginn im sogenannten «Hediger-Zimmer» klar. Während die Konterfeis der letzten Besitzerfamilie auf den 1890 entstandenen, getäferten Raum herabblickten, sassen etwa sieben Kinder mit ihren Angehörigen auf Stühlen und Kissen und hörten fasziniert zu, wie die Museumspädagogin Yvonne Fischer die Bilderbuchgeschichte «Fussel und der Mutausbruch» (von Malene Walter) wiedergab. Mit lauter Stimme und ausdrucksvoller Mimik, Händen und Füssen, Bildern und Gegenständen erzählte sie von einem klitzekleinen Fussel, der die Welt entdecken möchte.

Ein ganzes Arsenal an Utensilien

Dann liess sie einen Sack reihum gehen, in den man greifen durfte und dann erraten, was für Gegenstände er enthielt. Ob Hakenschraube mit Dübel, Kugelschreiber, Wäschesack oder Putzhandschuhe – alle Dinge gehörten zum Utensilienarsenal des Haustechnikers, der dem Putzteam vorstehe, so Fischer.

Die zweite Station war der «Sakralraum» mit zweiflügeligem Altar, Kruzifix und Heiligenstatuen aus 500- bis 600-jährigem Holz. «Hier dürfen nur ausgebildete Restauratoren oder Restauratorinnen mithilfe feiner Pinsel putzen», so Fischer. Sie öffnete einen Schrank, um ein Klimagerät zu zeigen, mit welchem gleichmässige Temperatur und Feuchtigkeit erzielt wird. Wenn man aber das Innere der alten «Ostertruhe» reinigen wolle, müsse man für kurze Zeit das Pfeifen der Alarmanlage aushalten – was sie auch gleich demonstrierte. Im «Blauen Zimmer», dem ältesten des Kantons Zug, durften die Kinder herausfinden, wie man mit Mopp und Lappen Holzböden putzt. Und im anliegenden «Studierzimmer», einem Raritätenkabinett voller Schmuck, Figürchen, alter Uhren und gar ausgestopfter Tiere, erzählte die Vermittlerin mittels dreier Breitbandfotos, wie sich seit dem 16. Jahrhundert aus solchen Sammlungen nach und nach Museen entwickelten.

Im «Zurlauben-Zimmer», das von einer amourösen Dreiecksgeschichte um 1760 berichtet, entdeckten die Kinder ein Klavichord (Vorläufer des Cembalos), durften im Kreis ein paar Schritte eines Gesellschaftstanzes mitmachen und einen Staubsauger ausprobieren, der auf dem Rücken getragen wird. Zugs Stadtrelief von 1730 bildete die sechste Station: Nach gebührender Bewunderung putzten die Kinder die Fingerabdrücke von der Glasvitrine. In der «Schuhmacherei Xaver Blum» schliesslich, die um 1920 in Risch zu Hause war, konnte man über die Schuhfabrikation des letzten Jahrhunderts staunen. Einen Kasten voll alter Leisten staubten die Kinder dann mittels riesiger Straussenwedel ab.

Der Rundgang endete im Atelier unter dem Museumsdach, wo Grosseltern und Enkel gemeinsam einen eigenen wagemutigen Fussel aus bunten Wollfäden herstellen durften.

 

(Text: Dorotea Bitterli)