Zugs Literaturtipps für den Sommer

Dies & Das, Literatur & Gesellschaft

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Mitarbeitende aus Zuger Bibliotheken sagen uns welche Bücher diesen Sommer im Reisegepäck auf keinen Fall fehlen dürfen.

Zug – Sommerlektüre 2024


22 Bahnen (Caronline Wahl, Dumont, 2024)

Der Tipp von Gaby Mattmann, Bibliothek Zug

Tilda sitzt im Supermarkt an der Kasse und versucht anhand der Artikel auf dem Laufband zu erraten, wer der Mensch ist, der das kauft. Tilda ist auch sonst analytisch, sie studiert Mathematik. Und sie kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida und ihre alkoholkranke Mutter. Manchmal schwimmt sie 22 Bahnen im Schwimmbad. Hier erfährt sie so etwas wie Glück, sie kann abtauchen und wird oft von Ida begleitet – oder sie trifft Viktor, der ein Freund werden könnte. Dann winkt ein Stipendium in Berlin. DIE Chance, auszubrechen. Doch was ist mit Ida? Mit Viktor? Kann sie nur an sich denken? Ein wunderbar tragikomischer Roman, den man kaum aus der Hand legen kann. 

 


Yellowface (Rebecca F. Kuang, Eichborn Verlag, 2024)

Der Tipp von Nadia Christen, Bibliothek Zug

«Yellowface» ist ein Pageturner, der von der ersten Seite an in den Bann zieht. Es ist die Geschichte von June Hayward, einer weissen Autorin, die das unveröffentlichte Manuskript ihrer verstorbenen asiatisch-amerikanischen Freundin Athena Liu unter eigenem Namen veröffentlicht. Die Tat zieht sie in einen Strudel aus Lügen. Mit scharfem Blick und satirischem Ton navigiert Kuang durch das komplexe Labyrinth der kulturellen Aneignung und fragt, welche Stimmen gehört und welche zum Schweigen gebracht werden. Der Roman nimmt die Verlagswelt aufs Korn und bietet Einblicke in das Entstehen von Bestsellern. Kuangs fesselnde Erzählweise etabliert sie als eine der aufregendsten Stimmen der modernen Literatur.

 

 

Unsere Körper sind euer Schlachtfeld: Frauen, Krieg und Gewalt (Christina Lamb, Penguin Verlag, 2020)

Der Tipp von Michaela Arnold, Bibliothek Zug

«Wieso tust du dir das an?», das fragte mich meine Schwester, als ich ihr von diesem Buch erzählte. Und es ist wahr, dies ist keine lockere, unter­haltsame Sommerlektüre, und doch empfehle ich dieses Buch sehr. Es ist erschütternd, grausam, aber auch beeindruckend und vor allem ist es die Reali­tät. Diese Stimmen verdienen es, gehört zu werden.
Vergewaltigung wurde und wird weltweit bewusst als Kriegswaffe eingesetzt, doch neben Mord und Folter zu oft als Kollateralschaden betrachtet. Erst die Frauen aus Taba (Ruanda) schafften es 1998, dass Vergewaltigung als Kriegsverbrechen angeklagt wurde. Die britische Journalistin Christina Lamb traf Überlebende, Fluchthelfer und Angehörige aus diversen Ländern und erzählt deren Erlebnisse. Diese Gräueltaten hinterlassen ihre Narben nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch tief in der Gemeinschaft. Es sind Schicksale, die die Abgründe der Menschheit zeigen. Sie verdeutlichen aber auch den Mut und die Stärke der Frauen in ihrem frustrierenden Kampf um Gehör. 

 

 

Der Wortschatz (Rebecca Gugger & Simon Röthlisberger, NordSüd Verlag, 2024)

Der Tipp von Beatrice Burkart, Bibliothek Baar

Beim Buddeln stösst Oscar auf eine Truhe, findet darin aber nur ein Knäuel Wörter. Dank eines witzigen Zufalls merkt er aber schnell, dass er mit ihnen die Welt verändern kann. Neugierig beginnt er, sie einzusetzen und viel zu bald sind alle Wörter aufgebraucht. Oscar steht wortlos da – bis er lernt, dass er Wörter selbst erschaffen kann und warum es sich lohnt, behutsamer mit ihnen umzugehen. Das Bilderbuch ab 4 Jahren ist eine spielerische Einladung, Wörter zu entdecken. Ein liebevoll gestalte­tes, detailreiches, fantasiesprühendes und poetisches Buch über den Zauber und Reichtum lebendiger Sprache, das rundum verzaubert!

 

 

Benjamin - Ein kleiner Fisch mit grossem Mut (Rocio Bonilla, Jumbo, 2023)

Der Tipp von Martina Schneider, Fachstelle BKM, Mediothek

Es war einmal... Wie ein Märchen beginnt die Geschichte vom kleinen roten Fisch Benjamin. Er ist etwas schüchtern und fühlt sich ungemein wichtig, als nur er vom Anführer der «Bande» gefragt wird, ob er Mitglied werden will. Dort ist es ein einfaches Leben. Nicht selbst denken, nur den anderen folgen. Dann aber merkt Benjamin, dass die Streiche gegenüber den anderen Fischen nicht lustig sind und sie nicht bewundert, sondern gefürchtet sind. Benjamin entschliesst sich, die Gruppe zu verlassen. Sein Mut wird bewundert und zieht grosse Kreise. Die Zivilcourage, die der kleine Fisch zeigt, wünschen wir uns auch für unsere Gesellschaft. Ein Bilderbuch mit ausdrucksstarker, ruhiger Bildsprache – für Gross und Klein.