Reiches Erbe eines stillen Schaffers
Kunst & Baukultur
Das künstlerische Werk Daniel Bamerts reicht von der bildenden Kunst über musikalische Kompositionen bis zur Schriftstellerei. Ein Blick in sein Atelier legt eindrucksvoll Zeugnis ab von dieser Vielfalt.
Zug – «Und so wird geschehen, dass das Lebensbuch einmal endgültig geschlossen wird...», schrieb Daniel Bamert in einem Gedicht. «Sein Lebensbuch hat sich wahrscheinlich erfüllt, sonst wäre er nicht gegangen. Ich kann das nur akzeptieren», sagt seine Lebenspartnerin Edith Fasel traurig. Der Zuger Künstler und Grafiker ist im vergangenen Oktober 77-jährig überraschend gestorben.
Nun widmet sie ihm an den nächsten beiden Wochenenden im Atelier eine letzte Ausstellung mit Bildern und Objekten aus dem umfangreichen Nachlass. Zudem zeigt die Kunststube A4 in Zug bis 30. März ebenfalls eine Auswahl von Bamerts Werken. Doch die Menge der Arbeiten, die sich im Atelier befinden, erstaunt. Im Bilderlager stehen über 100 Originale fertig eingerahmt. In der Ausstellung kann alles besichtigt werden, auch die diversen Objekte mit abstrakter Bemalung. Ausserdem befinden sich in den Mappen zahlreiche Lithografien, Serigrafien, Fotocollagen und Aquarelle: alles von Daniel Bamert akribisch geordnet und angeschrieben. «Er hatte ständig neue Einfälle und arbeitete unentwegt», würdigt Edith Fasel den Künstler.
Bücher mit tiefsinnigen Texten
Das bildnerische Schaffen nahm bei Daniel Bamert einen zentralen Platz ein. Immer mehr wandte sich der Liebhaber von Geometrie in der Malerei der konstruktiv-konkreten Stilrichtung zu. Mit farbkräftigen Motiven prägt sie seine Bilder und Objekte. Aber er widmete sich auch anderen künstlerischen Techniken wie Fotografie, Collage, Aquarell und Copy Art zeitweise gerne. Ab 1962 hat er regelmässig im In- und Ausland ausgestellt.
Was viele nicht wissen, ist, dass Daniel Bamert auch schriftstellerisch tätig war. Edith Fasel öffnet den Bücherschrank: «Alle Werke sind von ihm, die Reisebücher und Gedichtbände mit heiteren und tiefsinnigen Texten und auch der Roman ‹Perle unter Perlen›. Auf Reisen hat er als Hobby aquarelliert.» So seien Bildbände über diverse Länder entstanden mit seinen Aquarellen und eigenen Texten. Eines der Bücher befasst sich mit unwesentlichen Sachen, es handelt von weggeworfenen Zetteln, daneben gibt es Bilder- und Malbücher sowie ein Duftbuch für Kinder. «Jedes Jahr erhielt ich zum Geburtstag von ihm ein selbst gestaltetes Buch», sagt Edith Fasel und hält einen Moment bewegt inne.
Manche Bücher entstanden in einer kleinen Auflage. Für das Buch «Lust der Augen» erhielt Daniel Bamert eine Anerkennungsurkunde der Stiftung für das Alter, Zürich. Doch viele Texte werden vermutlich unveröffentlicht bleiben, obwohl die Manuskripte fertig vorliegen. «Kaum war ein Buch fertig, befasste er sich schon mit dem nächsten. Daniel war unentwegt kreativ tätig und hat immer gesagt, zum Veröffentlichen fehle ihm die Zeit», erinnert sich Edith Fasel.
Genauso leidenschaftlich, wie er sich künstlerisch und schriftstellerisch betätigte, hat Daniel Bamert, der selber Klavier spielte und den Jazz liebte, komponiert. Und Edith Fasel weiss, dass Daniel Bamert bereits mit 13 Jahren eine Kinderoper komponiert hat.
Ein ganzes Regal füllen im Atelier seine Kompositionen für Ensembles und Orchester, und alles ist von Hand geschrieben. «Einige kleinere Kompositionen sind aufgeführt worden», weiss Edith Fasel und ergänzt: «Für Oliviers Oktobertraum, wofür er zuerst ein Buch kreierte, schuf er auch die Musik. Zu seinem 80. wäre ein Konzert mit diesem Werk und einem Zuger Orchester geplant gewesen.» Die Verhandlungen hätten bereits begonnen.
«Er hatte immer Ideen, und je nachdem, in welcher Situation er sich befand, reagierte er darauf mit Texten, Bildern oder Musik.» So habe er Firmen oder Behörden Vorschläge eingereicht, beispielsweise, um einen Brunnen auf einem Platz anzuregen. Meist habe es dann geheissen, jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt. Erfolgreicher sei er mit Kunst an Bau-Projekten gewesen. Einige seien in der Schweiz realisiert worden, beispielsweise auf dem Dorfplatz und im Schulhaus von Merlischachen. Zudem hätten mehrere Gemeinden und öffentliche Institutionen Werke von Daniel Bamert gekauft.
Atelier muss geräumt werden
Mit seinem Tod hat die Zuger Kunstszene einen wichtigen Vertreter der konstruktiven Malerei verloren. «Daniel war ein sensibler, friedlicher Mensch, ehrlich und nicht nachtragend, irgendwie ein weiser Mann, der sein Können nicht an die grosse Glocke hängte. Er hat einfach gemacht, vieles wanderte allerdings sofort in die Schublade, denn meist war er dann bereits an der nächsten Arbeit», betont Edith Fasel. Sie kümmert sich jetzt um den umfangreichen Nachlass, denn das Atelier, wo er bis zuletzt auch unterrichtet hat, muss bis Ende Jahr geräumt werden. Was mit den vielen Werken geschieht, ist derzeit noch offen. Edith Fasel erklärt: «Es gibt diverse Möglichkeiten, die abzuklären sind. Jetzt kommt zuerst die Ausstellung.» (Monika Wegmann)
HinweisAusstellung mit Bildern und Objekten von Daniel Bamert (1941–2018): Freitag, 8. und 15. März, 16–20 Uhr, Samstag/Sonntag, 9./10. und 16./17. März, 11–17 Uhr, im Atelier, Ägeristrasse 17, Zug.