Ein Maler des Augenblicks
Film & Multimedia
Der Hünenberger Peter «Pesche» Frommenwiler zeigt Bilder von einer Genussreise – und bricht bald wieder auf.
Hünenberg – Fotografen brauchen ein sehr gutes Auge und die Fähigkeit, schnell zu handeln. Je nach Auftrag ist ihnen nicht bekannt, wie es am Ort, wo zu fotografieren ist, im Detail aussieht. Sollen Menschen die Bildsujets mit Leben aufwerten, dann verkompliziert sich das Ganze noch. Dann gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Als der 69-jährige Hünenberger Fotograf Peter «Pesche» Frommenwiler vor kurzem während fünf Wochen mit seinem Camper in Schottland herumfuhr, war für ihn alles viel, viel entspannter. Seit seiner Pensionierung im Jahre 2019 nimmt es Frommenwiler locker. Sein Atelier hat er aufgelöst.
Der Besuch in der Springbank-Whiskybrennerei in Cambeltown, einer Stadt im Westen von Schottland, war für den Ennetseer gleich eine doppelte Freude: Wie Whisky entsteht, das konnte er erstmals vom ersten Schritt bis zur Abfüllanlage mitansehen. Frommenwiler will sich nicht als Whiskykenner brüsten, er sagt: «Ich bin vielmehr ein Liebhaber.» Das Kosten des Whiskys vor Ort gehörte dazu. Dabei mussten es Single-Malt-Erzeugnisse sein. Peter Frommenwiler erklärt, dass dieser Whisky nur aus Gerste, Hefe und Wasser bestehe. Es handelt sich sozusagen um die reinste Seele des edlen Getränks.
Die auf der Halbinsel Kintyre liegende Brennerei stelle, so der passionierte Fotograf, alle für den Whisky notwendigen Grundstoffe selber her. Das sei heute selten, denn viele Brennereien würden sich dies heute sparen. So hatte der Weltenbummler, er war in den 1980er- und 1990er-Jahren in Nord- und Südamerika, Asien und in Ozeanien unterwegs, Zeit für die perfekten Sujets mit der passenden Beleuchtung. Die Vielzahl der Fotografien auf eine Handvoll zu reduzieren, war dann der schwierigste Teil des Projekts im Rahmen des Genuss-Film-Festivals. Die Fotografien sind alle speziell und gelungen, aber die Konkurrenz war hart. Der Award ging an Jennifer Pitton.
Nach einer kaufmännischen Lehre wechselte Frommenwiler in den 1980er-Jahren in den grafischen Bereich als Reprofotograf in Druckereien und in Lithostudios.
Für Zuger Zeitungen und Zürcher Magazine gearbeitet
Ab 1994 arbeitete er für verschiedene Zeitungen im Kanton Zug. Bei Zeitungen Zeit für die Bilder zu haben, ist kaum je der Fall. Sieben bis acht Aufträge an einem Tag waren keine Seltenheit. Zeit ging auch ja hinterher fürs Entwickeln der Filme drauf. Die Möglichkeit der sofortigen Kontrolle, die im digitalen Zeitalter möglich ist, gab es damals nicht.
Peter Frommenwiler erinnert sich an das grosse Zittern, weil bei einem EVZ-Heimspiel unbedingt eines oder gar zwei Bilder brauchbar sein mussten. Das sei noch in einem anderen Zusammenhang eine Gratwanderung gewesen: «Es musste auf diesen Bildern auch noch ein Puck zu sehen sein.» Es hält sich im Kanton Zug das Gerücht, dass der Puck gar einmal von Hand in ein Bild gezeichnet worden sei.
Im Jahre 2000 zog es Frommenwiler nach Zürich zum Axel-Springer-Verlag. Dort fotografiere der Hünenberger für viele Presseerzeugnisse dieses Verlages wie die «Handelszeitung», «Stocks» oder «Bilanz». Er sagt: «Es war eine gute Zeit. Meine Auftraggeber liessen mir freie Hand.» Das betraf in den meisten Fällen, eine optische Sprache zu finden für so abstrakte Themen wie Pensionskassen, Weiterbildung, Finanzplanung, Vorsorge, Geld, IT, Soziales und vieles mehr.
Das abstrakte und konzeptionelle Denken beeinflusste auch die freien Arbeiten. In Bildserien versuchte er, die Zeit festzuhalten, meist in banalen Ereignissen im Zusammenhang mit dem Licht, mit den Orten, der Natur und mit den Menschen. Oder seine neuesten Bilder mit dem Titel «Zugedeckt»: Dabei wurden Menschen zugedeckt mit den verschiedensten Materialien wie Sand, Schnee, Korkzapfen und vielem mehr.
Die nächste grössere Reise ist schon geplant
Wer dem passionierten Fotografen aus Hünenberg so zuhört, bekommt den Eindruck, als sei alles relativ einfach gewesen und Erfahrung alles. Fotografen sind wie Maler, allerdings haben diese nur einen Sekundenbruchteil zur Verfügung, um das Bild einzufangen.
Bald bricht der 69-Jährige zu einem Roadtrip quer durch Kanada auf. Mit seinem Camper startet er in Halifax quer durch den zweitgrössten Staat der Erde. Fotos macht er sicher, aber nur noch nach Lust und Laune. (Text von Marco Morosoli)