Ein grandioses Klangfest
Dies & Das, Theater & Tanz, Musik
350 Sänger haben am Schweizerischen Chortreffen mitgewirkt. An der Spitze stand ein Dirigent von Weltruhm.
Unterägeri – Es findet jährlich an einem anderen Ort statt, das Schweizerische Chortreffen von Europa Cantat, einem Netzwerk von Chören, Chorleitern und Einzelpersonen, das sich der Pflege und Förderung des Singens auf anspruchsvollem Niveau widmet. Am vergangenen Wochenende haben Unterägeri und der Chor Audite Nova Zug die Gastgeberrolle für diesen bedeutenden Anlass übernommen. Rund 350 Mitwirkende aus allen Landesteilen der Schweiz kamen ins Ägerital, um unter der Leitung des weltberühmten Dirigenten Simon Halsey die Messe in D-Dur, Opus 86, von AntonÍn Dvorák zur Aufführung zu bringen.
Intensive Probenarbeit
Bereits am Freitag begann der Meisterkurs mit Dirigenten aus dem In- und Ausland, den Halsey auch am Samstag leitete, während die Chorsängerinnen und -sänger mit seinem Assistenten, dem Schweizer Nicholas Fink, an der musikalischen Gestaltung der Messe arbeiteten. Schnell wurde klar: Es braucht die Verantwortung jedes Einzelnen, damit ein Konzert mit über 300 Sängern in guter Qualität gelingt. Nur wenn jeder so singt, als singe er in einem Kammerchor, kann auch ein Riesenchor ein feines Pianissimo zaubern.
Nicht mitsingen, sondern singen hiess das Motto. Auch Simon Halsey, der die Probe dann am Samstagabend leitete, hatte an die anwesenden Laienchöre dieselbe Erwartung wie an die professionellen Chöre, mit denen er sonst arbeitet. Er gestaltete die Einstudierung mit viel Witz und Elan, der sich schnell auf die Singenden übertrug. Mit eindrücklichen Bildern übersetzte Halsey die Bedeutung des Textes der Messe und machte klar, welche Botschaft musikalisch interpretiert werden sollte. Unter seiner mitreissenden Führung fanden die vielen Chöre im Saal unerwartet schnell zu einem homogenen Klangbild zusammen. Die intensive Probenarbeit forderte höchste Konzentration. Umso willkommener war die hervorragende kulinarische Betreuung in den Pausenzeiten durch die Zuwebe (Verein Zuger Werkstätten für die Begleitung behinderter Menschen).
Ein Fest der Begegnung
Die lichten Räume der Ägerihalle boten einen perfekten Rahmen für zahlreiche Begegnungen und regen Austausch unter den Teilnehmenden. Auch das Begegnungsfest am Samstagabend mit dem erfrischend und gekonnt auftretenden Volksmusik-Ensemble der Hochschule Luzern Alpini Vernähmlassig und dem humorvollen Spontanauftritt der Schaffhauser FrauenChorFrauen trug zur begeisterten Stimmung bei. Einmal mehr erwies sich Unterägeri mit der Dichte an gepflegten Veranstaltungsräumen (Musikschule, Kirche, Ägerihalle) als idealer Ort für ein musikalisches Grossereignis dieser Art; und das vor schönster verschneiter Bilderbuchkulisse.
Konzert der Superlative
Die imposante Bühne, die mit ihren 20 Stufen bis zu den Kirchenfenstern reichte, bot schon ohne die Sängerinnen und Sänger für die rund 600 Zuhörenden ein Bild zum Staunen. Im ersten Teil der Chor-Gala 2015 trat das von Nicholas Fink geleitete Ensemble Leonardo mit Werken zeitgenössischer A-capella-Chormusik auf. Unter der Leitung von Johannes Meister folgte der gastgebende Chor Audite Nova Zug mit einer Auswahl seiner an der Chorolympiade in Riga ausgezeichneten Repertoirestücke. Erst danach füllte sich die Bühne in perfekt ausgearbeiteter Choreografie mit den vielen hundert Mitwirkenden, um die Messe von Dvorák in der Fassung für Orgel und Chor zur Aufführung zu bringen. Unter der Stabführung von Simon Halsey und dem Orgelspiel des über die Landesgrenzen hinaus bekannten und geschätzten Zuger Komponisten Carl Rütti erstrahlten die Klangwelten der Orgel, des grossen Chores und des Profi-Ensembles in einem einzigartigen Zusammenspiel eine wahre und abrundende Meisterleistung an diesem grandiosen Chorwochenende.(Simona Heitlinger und Katja Kolb)