Die Kaminskis sind Kids geblieben

Literatur & Gesellschaft

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Vor 25 Jahren publizierte der Zuger Carlo Meier den ersten Krimi der Kaminski-Kids. Das Jubiläum wird mit dem neusten Fall gefeiert.

  • Debora, Raffi und Simon, mit Zwockel im Hintergrund, feiern den Geburtstag ihrer Krimireihe. Bild: zvg
    Debora, Raffi und Simon, mit Zwockel im Hintergrund, feiern den Geburtstag ihrer Krimireihe. Bild: zvg

Zug – Die Kaminski-Kids, das sind Debora, Simon und Raffi, die Jüngste von ihnen. Von Anfang an mit dabei war Collie Zwockel, derweil die Eltern eine untergeordnete Rolle spielen. Natürlich helfen sie notfalls. Und mitunter sind sie entsetzt, in welche Gefahren sich ihre Kinder begeben. Oder sie wären entsetzt, wenn sie es wüssten.

So richtig gefährlich wird es im neuen Fall nicht, zumal er sich bei der Familie Kaminski zu Hause abspielt. Der Titel «Happy Birthday» ist doppeldeutig: Zum einen geht es um den Geburtstag von Debora, zum anderen um denjenigen der Krimireihe selber. Entsprechend finden sich in der neuen Geschichte viele Figuren früherer Bücher ein. Was immer wieder Gelegenheit bietet, auf diese hinzuweisen.

Ungeladener Gast sorgt für Spannungen

Eine dieser Figuren ist Manfred. Aus ihm bezieht die neue Geschichte ihr Spannungspotenzial. Er taucht uneingeladen bei Deboras Geburtstagsparty auf. Was die Anwesenden irritiert, vor allem wegen seiner Vorgeschichte.

Als im Verlaufe der Party eine Kette verschwindet, die Debora von ihrem Freund Manu geschenkt erhalten hat, fällt der Verdacht auf Manfred. Zumal dieser schon lange in Debora verliebt und somit eifersüchtig ist. Wenn es einen Kriminalfall gar im eigenen Haus gibt, ermitteln die Kids natürlich erst recht. Und wie man es gewohnt ist, erweist sich die naheliegendste Lösung als falsch.

Die Kaminski-Kids gehen mit der Zeit

Was hat sich eigentlich in den 25 Jahren der Kaminski-Krimis verändert? Der Look der Bücher ist immer noch der gleiche. Wenn man genau hinschaut, sieht man aber im neuen Buch kleine Veränderungen bei der Schrift. Oder darin, dass die Zeichnungen nun nicht mehr immer ganzseitig, sondern auch in Textpassagen integriert sind.

Inhaltlich ist natürlich einiges passiert: Vor 25 Jahren spielten Internet oder Handys noch kaum eine Rolle, längst aber hantieren die Kids ganz selbstverständlich damit. Zudem hat Carlo Meier auch immer wieder aktuelle Themen in die Geschichten verarbeitet; wie Tiktok, Klimaschutz, Games, Schönheitswahn oder Armut in der Dritten Welt. Gab es in früheren Büchern mitunter noch Bezüge zum Christentum, vertreten durch den Grossvater der Kids, sind diese deutlich knapper geworden. Im aktuellen Buch erwähnt der Grossvater das salomonische Urteil und wendet die Taktik gleich an.

Auch erste Liebe spielt eine Rolle

Interessant ist, dass sich das Alter der Kids leicht verändert hat. Natürlich nicht um 25 Jahre, sonst wären sie ja längst erwachsen. Das trifft dafür auf die echten Kinder von Carlo Meier zu, die in den Anfängen noch beratend bei den Krimis mitgewirkt haben. Wobei sie das noch immer tun. Doch aus der Zielgruppe hat Meier inzwischen auch heutige Jugendliche in die Entwicklung der Storys miteinbezogen. Die Kaminskis selber sind seit den Anfängen zwei bis drei Jahre älter geworden. Was dem Autor ermöglicht, Themen im Umfeld von Pubertät und ersten Liebesbeziehungen einzubauen.

Gleich geblieben ist in all den Jahren die Niederschwelligkeit punkto Sprache und Handlungen. Sie ermöglicht den Zugang auch nicht wirklichen Leseratten. «Ich denke, dass ich heute sogar noch etwas direkter und mehr auf den Punkt schreibe», sagt Carlo Meier selber.

Das neue Buch ist bereits der 22. Fall der Kaminski-Kids. Zehn von ihnen sind auch als Hörspiele erschienen, drei zusätzlich in Form von gekürzten Buchversionen, um den Einstieg noch mehr zu erleichtern. Wie es mit der Reihe weitergeht? Carlo Meier: «Ich habe schon vor ein paar Jahren gedacht, eigentlich ist es jetzt okay. Aber dann gab es immer wieder aktuelle Themen, zu denen ich neue Geschichten machen wollte. Offenbar gehen diese Themen nie aus.»

Hinweis

Carlo Meier: Die Kaminski-Kids. Happy Birthday. Fontis Verlag, 110 Seiten. Auf www.kaminski-kids.ch gibt es Infos sowie Extras wie ein Game oder ein Video zum Buch. Vernissage: MI, 2. Oktober, 14 Uhr, Bücher Balmer Zug. Weitere Lesung: 19. Oktober, 14 Uhr, Bücher Balmer, «Zugerland», Steinhausen.


(Text: Arno Renggli)