Er filmt stundenlang in der Natur

Kunst & Baukultur

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Arbeiten des Zuger Medienkünstlers Matthias Moos sind in der Galerie Billing Bild in Baar zu sehen.

  • Matthias Moos vor einem seiner Werke.
    Matthias Moos vor einem seiner Werke.

Baar – Die Serie mit den lustigen, knallgelben Emojis an der Wand, deren Spiegelbild das Wasser verzerrt wiedergibt, zieht in der Galerie Billing die Blicke an. Dort, in Baar, zeigt Matthias Moos sie in der neuen Ausstellung neben Digitalprints, Installationen und Videoarbeiten. Wie der Zuger Künstler an der Vernissage letzten Samstag erklärte, stammen die Einzelbilder von einer Aktion am Zugersee. «Da ich oft stundenlang in der Natur oder am Wasser beobachte und filme, habe ich bei den Bojen gesehen, wie sie sich im Wasser spiegelt und wie sich dieses Bild nur durch den Wellengang immer wieder verändert. Normalerweise setze ich nie etwas in den See.»

Doch anscheinend reizte es ihn, die Boje mit dem auf dem Kopf stehenden Emoji ufernah ins bewegte Wasser zu setzen. Und wie man sieht, bleibt der Gesichtsausdruck oben immer gleich, doch er verändert sich je nach Welle, zeigt gemischte Gefühle – von fröhlichen bis zu verzerrten Zügen. «Das Gesicht zeigt beim Menschen nicht immer alles, was er innerlich fühlt – wenn man nur an das verrückte Weltgeschehen denkt», sagt Moos. Diese Installation mit 24 von total 120 Variationen ist Teil seiner filmischen Arbeit. Dabei verbindet er technische Raf­finessen wie Zeitlupenauf­nahmen und den Einsatz von ­Algorithmen mit seinem künstlerischen Anspruch. Ähnlich entstanden ist auch die Serie «Boje, Nude». Diese Boje befindet sich dauerhaft im Wasser, wie die dunklen Spuren zeigen. Matthias Moos hat festgestellt, dass sie bei gewissen Wetterbedingungen wie eine abstrakte Skulptur wirkt. Das hat ihn animiert, sie ohne Wasser ins Bild zu rücken, und die ästhetische Wirkung überrascht durch die intensive Farbgestaltung.

Auch unter Wasser finden sich Motive

Von der digitalen Kunst ist Matthias fasziniert. Hierin finden sich oft Motive rund um das Wasser. Und es überrascht, wie er dazu immer neue poesievolle Kompositionen generiert, wie die faszinierende Serie der Seesichten. Was wie eine gemalte Abstraktion im Grünton aussieht, entstand aus Motiven des Zugersees unter Wasser. Sogar ein Fisch ist auf einem Sujet zu erahnen. Die Aufnahmen generierte Moos im Kunstwerk Seesicht von Roman Signer in Zug. «Hierfür habe ich lange am PC gearbeitet und Algorithmen verwendet, um mit Vergrösserungen das Luzide der Grüntöne herauszuholen.»

Auch auf den verschiedenen Videos spielen die Spiegelungen der Bojen und von Himmel und Mond im Wasser eine Rolle. Oft sind es winzige Wellen, die dank der technischen Raffinesse des Künstlers die Zeit anzuhalten scheinen. Die kleinformatigen, tiefsinnigen Videos, die man daheim laufen lassen kann, um vielleicht vom stressigen Alltag abzuschalten, zeigen, wie Matthias Moos zielgerichtet und – wie er zugibt – auch spielerisch den Blick auf oftmals unbeachtete Details in der Natur richtet.

«Als ich am See mit der Kamera unterwegs war, habe ich schon erlebt, dass mich Leute gefragt haben, ob ich Vögel beobachte. Dann habe ich ihnen erklärt, dass mich die Spiegelungen und Wellenbewegungen des Wassers interessieren und es auf die Perspektive ankomme, was viele überraschte. Darum der Titel der Ausstellung: ‹Perspektiven›», sagt der 1981 geborene Matthias Moos.

Der Zuger studierte an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Universität Goldsmiths in London. Nun freut er sich auf einige Monate im Atelier des Kantons Zug in Berlin, das er ab Juli beziehen wird.

Hinweis

Die Ausstellung von Matthias Moos läuft bis 17. April in der Galerie Billing Bild in Baar: jeweils Mo, Do, Fr, von 14 bis 18 Uhr, sowie Sa von 10 bis 16 Uhr.


(Text: Monika Wegmann)